Aktuell


Tag des Waldes

Mehr Wasser für den Wald

Zum Tag des Waldes (21. März) und Weltwassertag (22. März): Klimakrise verschärft Wasserknappheit im deutschen Wald
WWF fordert besseres Wassermanagement für Wald- und Klimaschutz


WWF Pressemitteilung, 22.3.20

Die durch die Klimakrise häufiger auftretenden Trockenperioden gefährden die Gesundheit der deutschen Wälder. Davor warnt der WWF anlässlich des Tags des Waldes und des Weltwassertags. Dazu Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland: „Der Regen in den letzten Wochen hat den hiesigen Wäldern eine Art Trinkpause beschert. Trotzdem können wir keine Entwarnung geben, Wasserknappheit wird in Zukunft durch die Erderhitzung auch bei uns in Deutschland zum Dauerproblem.“ Die trockenen und heißen letzten Jahre haben dem deutschen Wald zugesetzt: 245.000 Hektar Wald sind geschädigt, eine Fläche so groß wie das Saarland. Der Wald ist bei Trockenheit anfälliger für Schädlinge, gleichzeitig steigt die Waldbrandgefahr. Der Kohlenstoffspeicher Wald stirbt und wird zur zusätzlichen Belastung fürs Klima. Bei Waldbränden und Waldschäden werden in Deutschland jährlich mehrere Millionen Tonnen Kohlenstoff freigesetzt. „Der Wald ist nicht nur Holzlieferant, sondern auch Kohlenstoffspeicher, Naherholungsgebiet sowie Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten. Und doch graben wir ihm mittels Entwässerungsgräben das Wasser ab, um gewinnbringende Baumarten anbauen zu können. Der Borkenkäfer hat dann leichtes Spiel. Wir müssen endlich weniger Entwässern, um Deutschlands Wälder fit für kommende Dürresommer zu machen. Bundesforstministerin Julia Klöckner muss bei ihrem Förderprogramm für den Wald die Stabilisierung des Wasserhaushalts stärker in den Fokus rücken“, sagt Heinrich.

Besonders betroffen von Waldschäden durch Trockenheit sind Wälder im mittleren Deutschland, allen voran Nordrhein-Westfahlen, Thüringen und Hessen. „Wir können kurzfristig nicht beeinflussen, wie viel Regen fällt. Wir können allerdings das verfügbare Wasser besser in der Landschaft halten, um so die die Widerstandsfähigkeit des Waldes zu stärken und Waldbränden vorzubeugen. Dafür müssen wir Entwässerungsgräben im Wald schließen, Wälder in Laubmischwälder umbauen und mehr Totholz im Wald belassen“, unterstreicht Heinrich.

Entwässerungsgräben verstärken die Trockenheit im deutschen Wald noch zusätzlich. Sie führen Regenwassers ab und senken so den Grundwasserspiegel, wodurch der Feuchtegrad in von Dürre und Trockenheit ausgesetzten Wäldern unnötig absinkt. Werden die Gräben zugeschüttet, steigt der Grundwasserspiegel. Das zeigt sich auch in den naturnah bewirtschafteten Wäldern im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Dort sind viele Entwässerungsgräben im Wald weitgehend geschlossen, wodurch Seen in der unmittelbaren Umgebung trotz Trockenheit einen vergleichsweisen hohen Wasserstand führen. „Im Hinblick darauf, dass die Klimakrise die Trockenheit in Deutschland weiter verstärken wird, müssen Entwässerungsgräben in Wäldern verschwinden“, fordert Heinrich.

Mit einem Umbau von Nadelwäldern in Laubmischwälder kann der Grundwasserspiegel stark angehoben werden. Unter Brandenburger Laubwäldern beispielsweise ist die Grundwasserneubildung bis zu 50 Prozent höher als unter Nadelbaumforsten der Region. Denn unter Laubbäumen versickert im Vergleich zu Nadelbäumen deutlich mehr Regenwasser im Boden. Gründe dafür sind zum Beispiel, dass aufgrund der größeren Oberfläche mehr Wasser an Nadeln hängenbleibt und wieder verdunstet. Auch die glatteren Stämme von Buchen und anderen Laubbäumen, an denen den Regen direkt zum Boden abfließen kann, machen den Niederschlag besser nutzbar. Laubbäume sorgen zudem im Sommer durch ihr Laubdach für ein kühleres Waldklima und beugen auch damit Trockenheit und Bränden vor. Gleichzeitig sind sie meist besser gegen Stürme gewappnet und weniger anfällig für Insektenfraß.

Ein weiterer Helfer gegen Trockenheit und Kohlenstofffreisetzung ist Totholz. Totholz nimmt bei Regen wie ein Schwamm Feuchtigkeit auf und gibt es bei Trockenheit nach und nach wieder ab. Zudem bietet Totholz Lebensraum für Pilze, Moose sowie seltene Käferarten und bindet Kohlenstoff. Bei einer Verdopplung der Totholzmenge im Wald könnten etwa 0,8 Millionen Tonnen Kohlenstoff in Deutschland zusätzlich gespeichert werden.


NABU fordert zum Tag des Waldes eine Neuausrichtung der Waldpolitik

Krüger: Urwaldähnliche Strukturen in Wirtschaftswäldern fördern

NABU Pressemitteilung, 20.3.20

Berlin – Zum Internationalen Tag des Waldes am 21. März fordert der NABU eine grundlegende Neuausrichtung der Waldpolitik in Deutschland. Mit Blick auf den Klimawandel sei eine nachhaltige Strategie nötig, um den Waldumbau in Deutschland so voranzubringen, dass Ökosysteme tatsächlich naturnäher und damit anpassungsfähiger werden. Nur dann sind sie widerstandsfähiger bei Dürre und anderen Wetterextremen.

„Unsere Wälder stehen zunehmend unter Druck: Weithin sichtbar haben die Dürresommer Spuren in unseren Landschaften hinterlassen. Rund zwei Prozent unseres Waldes, gut 245.000 Hektar, sind abgestorben. Wir brauchen jetzt ein Umdenken im Wald und einen Umbau: Naturnähere Wälder, die fit sind für den Klimawandel und wertvolle Lebensräume bieten für Tiere, Pflanzen und Pilze“, so NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium hatte kürzlich die Schadholzzahlen für 2018 bis 2020 prognostiziert. Demnach werden insgesamt 160 Millionen Kubikmeter Schadholz erwartet. Offensichtlich verringern naturnahe Wälder bestehend aus heimischen Laubbaumarten auch das wirtschaftliche Risiko für die Waldbesitzer. Gut 90 Prozent der Schadholzmenge ist Nadelholz. Die Schadholzmenge für 2020 wird vor allem vom Witterungsverlauf in Frühling und Sommer abhängen. Werden sie ähnlich trocken und heiß wie die letzten beiden Jahre, ist davon auszugehen, dass die Schadholzmenge deutlich großer sein wird. Da die Preise am Holzmarkt eingebrochen sind, böte sich die einmalige Chance, große Mengen von Bäumen im Wald zu belassen.

„Der Wert von Totholz für die biologische Vielfalt ist enorm hoch, sie fördern die Wasserspeicherung und Nährstoffverfügbarkeit und verbessern damit die Startbedingungen für die neue Waldgeneration. Da das Belassen von großen Totholzmengen von zentraler Bedeutung für den Waldnaturschutz ist, sollte dies den Waldbesitzern finanziell honoriert werden“, fordert Krüger.

Für die Artenvielfalt sind Totholz, Baumhöhlen wichtig. Wie sehr sie in Deutschland fehlen, macht ein Blick in die Roten Listen deutlich: Rund 60 Prozent der heimischen Holzkäferarten sind ausgestorben oder gefährdet. Von den 25 Fledermausarten sind 14 gefährdet - vor allem jene, die auf Baumhöhlen angewiesen sind.

Auch bei der anstehenden Änderungen des Bundesjagdgesetzes müssen Waldumbau und Wiederbewaldung stärker berücksichtigt werden, fordert der NABU. Deutlich stärker als bisher muss dabei aber auch die gesellschaftliche Bedeutung baum- und strauchartenreicher Mischwälder in den Vordergrund gestellt werden.

Der NABU hat bereits im Sommer 2019 ein 12-Punkte-Papier mit den nötigen Schritten für einen ökologischen Waldumbau vorgelegt.




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