Aktuell


ROBIN WOOD zu Bialowieza-Urwald

Letzten Urwald Europas retten!

Von Jannis Pfendtner, ROBIN WOOD, 11.8.17

Die polnische Regierung fällt trotz EuGH-Urteil im letzten Flachland-Urwald Europas. ROBIN WOOD verlangt heute vor dem staatlichen Polnischen Institut in Berlin den sofortigen Stopp der Zerstörung dieses Naturschatzes.

Mit einem Banner mit der Aufschrift „Stop Cutting Bialowieza Forest“ und der Simulation von Baumfällungen durch Kettensägen, Baumstümpfe und Sägespäne versinnbildlichen sie nahe des Hackeschen Marktes die aggressive Anti-Naturschutzpolitik der jetzigen polnischen Regierung. ROBIN WOOD fordert, dass der gesamte bedrohte Urwald Bialowieza zum Nationalpark erklärt wird.

Seit Ende Mai 2017 lässt die polnische Regierung massiv fällen. Vorgeschoben wird dabei der Schutz der Bäume vor dem Borkenkäfer. Nach einer Klage der EU-Kommission hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) eine einstweilige Verfügung gegen weitere Fällungen in Bialowieza erlassen, doch Polen hält sich bisher nicht daran. Auch die deutliche Warnung der UNESCO, dass der Holzeinschlag eine Gefahr für den Wald und den Status als „Weltnaturerbe“ ist, stört die Regierung nicht.

ROBIN WOOD-Waldreferent Jannis Pfendtner erklärt dazu: „Weder wissenschaftliche Argumente noch die Anordnungen der Gerichte stoppen die polnische Regierung in ihrer Waldzerstörung. Doch ein Urwald ist ein einmaliger Schatz, der uns alle etwas angeht. Einmal vernichtet, ist er für immer verschwunden.“

Zum Schutz des Waldes hat die polnische Umweltbewegung daher ein Protestcamp errichtet, das bis heute schon über 10 Sitzblockaden im Wald durchgeführt hat und die Arbeiten stark verlangsamen konnte. ROBIN WOOD solidarisiert sich mit den NaturschützerInnen, die unter hohem persönlichem Einsatz den Wald schützen. Zur Rettung des Waldes ruft die Umweltschutzorganisation auf, die internationale Demonstration am 13. August in Bialowieza zu besuchen.

Die Aktivistin Lena Cohen sagt dazu: „Wir wollen heute ein Zeichen der Unterstützung an die mutigen AktivistInnen in Polen schicken. Damit die Regierung aufhört am Naturerbe der letzten Jahrhunderte zu sägen, braucht es starken Protest.“

Der Bialowieza-Wald, ein großes Gebiet an der Grenze zwischen Polen und Weißrussland, ist seit 1979 UNESCO Weltnaturerbe und wird als letzter Urwald im Flachland Europas angesehen. Mit über 12.000 Tierarten, Elch, Wolf und Luchs und dem größten freilebenden Rudel von Wisenten ist er ein einzigartiges Naturerbe des Kontinents.


Polen will Europas letzten Urwald abholzen

Robin Wood demonstrierte vor dem Polnischen Kulturinstitut in Berlin für den Erhalt des Bialowieza-Waldes

Von Simon Poelchau, Neues Deutschland, 12.8.17

https://www.neues-deutschland.de/artikel/1060343.polen-will-europas-letzten-urwald-abholzen.html


Polen holzt seinen Urwald ab – und seine Glaubwürdigkeit

Die Regierung in Warschau lässt – in typisch radikalem Stil – ein ganzes Weltnaturerbe roden. Nicht nur Umweltschützer sehen rot, sondern auch die EU.

Von Detlef Drewes, Saarbrücker Zeitung, 11.8.17

https://www.saarbruecker-zeitung.de/politik/themen/polen-holzt-seinen-urwald-ab-und-seine-glaubwuerdigkeit_aid-2515234


Die Axt im polnischen Urwald

Der Urwald ist nicht nur Lebensraum, sondern Mythos und Sehnsuchtsort. Jetzt soll der letzte Urwald Europas abgeholzt werden, weil dort der Borkenkäfer wütet. Wer will hier eigentlich was?

Von Gerhard Gnauck, DIE WELT, 10.8.17

https://www.welt.de/vermischtes/article167563025/Die-Axt-im-polnischen-Urwald.html


Der Kampf um den Urwald: Bialowieza

Von Jannis Pfendtner, ROBIN WOOD, 28.7.17

Seit in Polen das „Baummassaker-Gesetz“ in Kraft ist, schwindet die Anzahl der Bäume in ganz Polen. Dabei wird auch das UNESCO Weltnaturerbe Bialowieza, der letzte nahezu unberührte Urwald Europas mit beeindruckender Artenvielfalt nicht verschont. 77 % aller polnischen Wälder werden vom Staatsforstbetrieb Lasy Panstwowe bewirtschaftet, so auch ein Großteil des Bialowieza-Waldes. Da die führenden Positionen des Betriebs grundsätzlich von der Regierungspartei besetzt werden, ist es wenig verwunderlich, dass diese Positionen seit der Wahl der rechten PiS-Regierung (Partei für Recht und Gerechtigkeit) nun von nationalkonservativen Vertreter*innen mit wenig Interesse am Umweltschutz besetzt werden. Die derzeitigen Fällungen in Bialowieza werden von der Regierungsseite als notwendige Reaktion auf einen starken Borkenkäferbefall begründet. Das wird jedoch sowohl von Wissenschaftler*innen als auch Umweltschützer*innen vehement kritisiert, da ein weitgehend intakter natürlicher Wald wie Bialowieza durch den Borkenkäferbefall auf begrenzter Fläche die Möglichkeit zur Erneuerung von Biotopstrukturen hat. Beispielsweise ist das entstehende Totholz für den Wald kein Abfall sondern Nahrung und Lebensraum für viele Tiere, wie die acht mitteleuropäischen Spechtarten. Hier geht es offensichtlich um wirtschaftliche Ziele, aber auch um eine ausgeprägte Anti-Naturschutz-Ideologie: So erklärten Unterstützer der Regierungslinie die Ökologie zum „grünen Faschismus“ und unterstellen „Einflüsterungen des Satans“.

Die UNESCO, die Teile des Urwalds schon 1979 zum Weltnaturerbe erklärte, fordert, dass der Holzentnahme sofort ein Ende gesetzt werden muss. Ansonsten könnte der Urwald auf die Unesco-Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt werden. Dies ist die drastischste Mahnung, die die Organisation der Vereinten Nationen zu diesem Zeitpunkt aussprechen kann. Doch die polnische Regierung zeigt keinerlei Einsicht.

Auch auf EU-Ebene passiert nun einiges: Bialowieza gehört seit 2008 zum Natura2000-Gebiet, einem Netz von Flächen zum Schutz gefährdeter Arten. Aufgrund der Fällungen hat die Europäische Kommission nun vor dem Europäischen Gerichtshof geklagt. Der Holzschlag verstößt nicht nur gegen das EU-Recht, sondern wird richtigerweise als schwerer, irreversibler Schaden angesehen, sodass auch eine einstweilige Verfügung beantragt wurde. Diese soll die Waldzerstörung stoppen, bis ein endgültiges Urteil gefällt wird. Schon im April hatte die Europäische Kommission, auf den Hilferuf von Umweltschutzorganisationen hin, die polnische Regierung dazu aufgefordert, Maßnahmen zur Umsetzung der EU-Vorschriften zum Vogelschutz und zum Schutz natürlicher Lebensräume umzusetzen. Da die polnische Regierung hierauf nicht reagiert, geht der Fall nun mit der Klage vor dem EU-Gerichtshof weiter.

Ob und wie die internationalen Bemühungen Erfolg haben wird sich zeigen. Doch auch die Umweltschutzbewegung ist nicht tatenlos. Auf die Initiative von polnischen Aktivist*innen hat sich ein internationales Protestcamp gegründet, für das auch weiterhin Unterstützung gesucht wird. Schon mit 10 Blockaden konnten die Baumfällarbeiten zeitweilig gestört oder verlangsamt werden. Doch der Druck von staatlicher Seite wächst: Immer mehr Polizei und Wachleute kommen in den Wald und der Tonfall gegenüber den Aktivist*innen wird zunehmend aggressiver. Dennoch will das Camp weitermachen, bis die Fällungen gestoppt sind. Der Schutz des letzten Tiefland-Urwaldes in Europa, der Schutz des Lebensraumes von Wisent, Bär und Wolf, braucht unsere Unterstützung! Save Bialowieza!




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