powered by <wdss>
Aktuell

Luchs-Studie

Aktenzeichen Luchs

Der größte Feind der Luchse sind Wilderer, wie eine Studie von WWF, IZW und der Universität Freiburg zeigt

WWF Pressemitteilung, 26.6.18

„In den vergangenen Jahren wurde laut einer Studie jeder fünfte Luchs im bayrischen Wald illegal getötet“, sagt Dr. Diana Pretzell, Leiterin Naturschutz Deutschland vom WWF. Die Studie von WWF, der Universität Freiburg und dem Leibniz Institut für Zoo- und Wildtierforschung Berlin macht ebenfalls deutlich, dass die illegale Jagd den Bestand im Grenzgebiet von Deutschland, Tschechien und Österreich stark beeinflusst.

In den 1980er Jahren siedelten tschechische Behörden im Gebiet des heutigen Nationalparks Sumava wieder 18 Luchse an. Die Population entwickelt sich zunächst sehr gut, doch seit Mitte der 90er Jahre stagniert ihr Bestand und ging zeitweise sogar zurück. Mit einem Modell untersuchte das Forscherteam die Sterberaten und vor allem die „nicht erklärbare Sterblichkeit“; also die Zahl toter Tiere, die nicht im Straßenverkehr oder auf natürliche Weise starben. Die Studie zeigt, dass bis 1996 nur drei bis vier Prozent der Tode nicht erklärbar sind. Ab 1998 liegt der Anteil unerklärbarer Tode mit durchschnittlich 15 bis 20 Prozent dann deutlich höher: Die Ursache dafür sind mit großer Wahrscheinlichkeit illegale Tötungen.

„Diese Zahlen zeigen, dass wir auch in Deutschland dringend über Wilderei sprechen müssen“, fordert Diana Pretzell. “Die Tötung von streng geschützten Tieren ist kein Kavaliersdelikt. Auch hierzulande sterben jährlich Greifvögel, Wölfe, Fischotter und Luchse durch Fallen, Gift oder Kugeln. Bisher werden die Täter trotz des hohen Strafmaßes nur in den seltensten Fällen ermittelt, geschweige denn verurteilt.“ Die bekannten Fälle sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. Und selbst diese bleiben meist ungestraft, obwohl das Gesetz Zahlungen von bis zu 50.000 Euro oder bis zu fünf Jahre Gefängnis vorsieht. Für den WWF gleicht dies einer bewussten Verschleierung von Straftaten, wie Diana Pretzell erläutert: „Fast zwei Jahre nach der Anzeige des WWF gegen einen Verdächtigen im Bayrischen Wald und einer Hausdurchsuchung liegen uns noch keine Untersuchungsergebnisse der Staatsanwaltschaft vor. Dabei liegen dort zahlreiche Indizien vor, die auf Straftaten gegen Luchse hinweisen. Es scheint kein großes Interesse an einer Aufklärung zu geben.“

Der WWF fordert seit langem eine striktere Strafverfolgung von illegalen Tötungen geschützter Wildtiere in Deutschland und hat dafür einen Fünf-Punkte Plan erarbeitet. Mit Partnern aus Tschechien, Österreich, Italien und Slowenien setzt er sich im Projekt 3Lynx für den länderübergreifenden Schutz der seltenen Raubkatze ein. Über den Wilderei-Notruf des WWF können Hinweise auf Straftaten zudem jederzeit und anonym gemeldet werden.

Hintergrund

In der bayerisch-böhmisch-österreichischen Population leben insgesamt rund 60 bis 80 Tiere. Luchse sind Einzelgänger mit sehr großen Revieren. Je nach Nahrungsangebot und Lebensraum besetzen Männchen bis zu 400 Quadratkilometer und überlappen dabei mit den Revieren mehrerer Weibchen. Das Luchsprojekt Bayern liefert wichtige Daten, um die Zahl der Luchse zu ermitteln, beispielsweise durch den Einsatz von Wildkameras.




» zurück
 

Druckversion