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Weniger Rentiere in Sibirien

Rudolphs wilde Verwandte in Bedrängnis

Bestand der weltgrößten Population wilder Rentiere in Sibirien halbiert
Starker Anstieg der Wilderei auf bis zu 100.000 Tiere pro Jahr


WWF Pressemitteilung, 18.12.17

Berlin: Eine Weihnachtsikone aus dem Tierreich ist in Bedrängnis: Wie der WWF meldet hat sich der Bestand der weltgrößten Population wilder Rentiere auf der russischen Taimyr-Halbinsel in Sibirien in kurzer Zeit halbiert. So ging ihre Zahl seit dem Jahr 2000 von geschätzten 800.000 auf nur noch 400.000 Tiere zurück. Hauptgrund für den Einbruch ist die Wilderei. „Die Tiere werden in großen Zahlen wegen ihrer Geweihe und Zungen gewildert. Wir finden immer wieder wahre Schlachtfelder an getöteten Rentieren“, berichtet Eva Klebelsberg, Referentin für arktische Regionen in Russland beim WWF Deutschland. Vor allem in China werden die jungen Geweihe als Pulver zermahlen verkauft und in der traditionellen Medizin verwendet. Daneben gelten die Zungen als Delikatessen, während das übrige Fleisch von den Wilderern in vielen Fällen liegengelassen wird.

Der WWF schätzt die Zahl der illegal getöteten Rentiere in der Region auf bis zu 100.000 pro Jahr. Allein aus der Region Taimyr wurden im Jahr 2015 etwa 61 Tonnen junger Rentier-Geweihe ausgeführt. „Sowohl die legale Jagd als auch die illegale Wilderei auf die Rentiere gibt es schon lange, ohne dass die Population an sich gefährdet war. Doch seit einigen Jahren bemerken wir einen massiven Anstieg der Wilderei. Wenn wir die illegale Jagd nicht bald bremsen könnte die Zeit der riesigen Rentierherden in Nord-Siberien bald vorbei sein“, warnt Eva Klebelsberg. Um das zu verhindern seien mehr und besser ausgestattete Ranger notwendig. Nur so ließen sich die Wilderer stoppen. Bislang werde die illegale Jagd viel zu selten sanktioniert und sei daher ein lukratives und risikoarmes Geschäft. „Die großen, entlegenen Gebiete in der russischen Tundra sind sehr schwer zu kontrollieren. Deshalb statten wir die Tiere nun mit Sendern aus. So erfahren wir mehr über ihre Wanderrouten und können besser gegen die Wilderer vorgehen.“

Nach Angaben der Umweltschützer werden besonders viele Rentiere beim Durchschwimmen der Flüsse während ihrer Wanderungen im Frühsommer getötet. In den Flüssen kämen die Tiere nur langsam voran und könnten nicht fliehen, wenn die Wilderer sich mit ihren Booten nähern. „Den Rentieren wird häufig bei lebendigem Leibe das Geweih abgeschnitten. Danach verenden sie dann meist an ihren großen Verletzungen“, sagt Eva Klebelsberg. Zusätzlich kommt es laut WWF bei weiblichen Tieren wegen des enormen Stresses zu vermehrten Fehlgeburten, wodurch die Zahl der Jungtiere zusätzlich zurückgehe.




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