Aktuell


Extremwetter in Europa

Stürmische Zeiten

Extremwetter in weiten Teilen Europas

Von Karsten Smid, Greenpeace-Online, 12.2.14

Orkantief "Xaver" führt am 6. Dezember 2013 zur zweithöchsten Sturmflut, die in Hamburg je gemessen wurde. Der Wasserstand der Elbe steigt bis auf 6,09 Meter über Normalnull, Straßen in Flussnähe stehen unter Wasser. Danach folgt ein relativ milder Winter und Deutschland bleibt von Extremwetterlagen weitgehend verschont. Anders sieht es in weiten Teilen Osteuropas, in Italien und vor allem in Großbritannien aus.

Das Wetter spielt Anfang des Jahres in weiten Teilen Europas verrückt. Besonders betroffen sind Serbien, Slowenien, Österreich, Schweiz, Italien und Spanien. Tagelanger heftiger Regen verursacht in Italien Überschwemmungen. Bei Bergamo in Norditalien müssen mehrere Menschen nach einem Erdrutsch in Sicherheit gebracht werden. Bis zu zehn Meter hohe Riesenwellen richten an der nordspanischen Atlantikküste schwere Schäden an. Schneemassen machen den Menschen vor allem in Serbien und Slowenien zu schaffen. Über 400 Personen sind in Serbien stundenlang in ihren Autos eingeschneit.

Am Schlimmsten trifft es Großbritannien. Seit Anfang Dezember kämpfen die Engländer gegen die Naturgewalten an. Seit zwei Monaten fegen Stürme über die Insel hinweg, die Fluten peitschen die Wellen an die Küsten und es regnet unaufhörlich. Die Felder sind aufgeweicht, die Wiesen sind vollgesaugt. Sie können kein Wasser mehr aufnehmen. Große Landteile rund um Somerset stehen unter Wasser. Meteorologen registrieren den feuchtesten Januar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1910.

Eine aktuelle Untersuchung, "Die jüngsten Stürme und Überschwemmungen in Großbritannien" der englischen Meteorologen (UK Met Office) vom Februar 2014, zeigt jetzt die Verbindungen zur Klimaerwärmung auf. Die Wissenschaftler untersuchen drei wesentliche Aspekte im Zusammenhang mit dem Klimawandel: (1) die Auswirkungen des Anstiegs des Meeresspiegels auf die Küstenhochwasser, (2) die Anzahl und die Stärke der Stürme und (3) die Niederschlagsmenge. Dabei bezogen sie sich nicht nur auf Saison-oder Monatsmittel, sondern auch auf Intensität und Häufigkeit der täglichen und sogar stündlichen, schweren Regenfälle.

Der Meeresspiegel steigt

Der Meeresspiegel entlang des Ärmelkanals ist bereits über 12 cm in den letzten 100 Jahren gestiegen. Geht die Erwärmung in den nächsten Jahrzehnten unvermindert weiter, so ist ein weiterer Anstieg des Meeresspiegels um 11 bis 16 cm bis zum Jahr 2030 wahrscheinlich. Damit wäre der Meeresspiegel seit 1900 um insgesamt 23 bis 27 cm gestiegen. Die Meteorologen sind sich sehr sicher, dass der Meeresspiegel auch weiterhin in den kommenden Jahrzehnten steigen wird, da die Erde sich weiter erwärmt.

Stürme verändern ihre Bahn

Neuere Studien deuten auf einen Anstieg in der Intensität der Atlantikstürme, die zudem eine südlichere Bahn nehmen werden. Folge davon sind genau die Wetterextreme, wie wir sie in diesem Winter erleben. Die langfristige Erwärmung des subtropischen Atlantik führt auch dazu, dass durch die weiter südlich verlaufenden Sturmtiefs, eine erhöhte Feuchtigkeitsmenge aufgenommen wird.

Extremere Niederschläge nehmen zu

Es gibt eine erdrückende Anzahl von Hinweisen, dass die Tagesrate von extremen Niederschläge stark zunehmen wird: Dieser Anstieg steht in Einklang mit den Grundlagen der Physik. Dagegen gibt es überhaupt keine Anhaltspunkte, die diese grundlegende Prämisse, dass es in einer wärmeren Welt zu intensiveren Regenfällen kommt, widerlegen könnten.

Der Präsident der britischen Umweltbehörde Christopher Smith erntet einen Sturm der Entrüstung, als er offen anspricht, was alle lieber verdrängen. Da in den nächsten 100 Jahren der durch den Klimawandel bedingte Anstieg des Meeresspiegels seinen Tribut fordern wird, hatte er bereits im Jahr 2008 gefordert: "Wir müssen uns entscheiden, welche Küstenabschnitte wir schützen wollen und welche wir dem Meer überlassen wollen." Und auch Prinz Charles, der die Krisenregion in Schwimmweste und Gummistiefeln besuchte, brachte es auf den Punkt: "Es ist, denke ich, ein typisches Beispiel dafür, was passiert, wenn man dem Klimawandel kaum Beachtung schenkt."

Anders ausgedrückt: Wir sind mittendrin im Klimawandel. Und wir müssen dringend den Ausstoß der Treibhausgase reduzieren.


Klimaschutz: USA und Frankreich wollen Abkommen

(sda) - 10. Februar, 2014

http://www.schweizerbauer.ch/politik--wirtschaft/international/klimaschutz-usa-und-frankreich-wollen-abkommen-14526.html


Europa nicht mehr alleiniger Vorreiter in der weltweiten Energie- und Klimapolitik

Ein internationaler Vergleich zeigt, dass andere Regionen und Länder mittlerweile rasant aufgeholt und in einigen Bereichen bereits die Führung übernommen haben: Der größte Zubau von Windkraftanlagen findet in den USA und China statt – Die USA und Japan führen bei der Elektromobilität.

DIW Pressemitteilung, 5.2.14

Europa ist einer internationalen Studie zufolge längst nicht mehr alleiniger Vorreiter in der weltweiten Energie- und Klimapolitik. Andere Länder und Regionen haben rasant aufgeholt und in einigen Bereichen bereits die Führung übernommen, zeigt eine Studie des Europäischen Forschungsnetzwerkes Climate Strategies, die vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) geleitet wurde. Insbesondere viele Länder Asiens und die USA erzielen mit einer aktiven Energie- und Klimapolitik mittlerweile deutliche Erfolge, investieren zunehmend in erneuerbare Energien, erschließen Energieeffizienzpotenziale in Industrie, Gebäuden und Verkehr und unterstützen die Reduzierung von Treibhausgasen durch Kohlenstoffpreise. So fand der größte Zubau von Windkraftanlagen in den vergangenen Jahren in China und den USA statt, auch das Wachstum der Photovoltaik ist außerhalb Europas am größten. Japan bildet mit den USA die Spitze der Elektromobilität und setzt den weltweit strengsten Standard für den Kraftstoffverbrauch von Neuwagen. Emissionshandelssysteme existieren in Bundesstaaten der USA und Kanada, Australien, Neuseeland und Korea, wichtigen Provinzen Chinas sowie in Tokio, andere Länder der Welt führen sie ein. In insgesamt 66 Ländern der Erde werden Einspeisevergütungen für erneuerbare Energien gezahlt. Für das häufig genannte Gegenargument, eine ambitionierte Energie- und Klimapolitik gehe zu Lasten der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit der Industrie, fanden die Forscher keine Bestätigung. „Dafür haben die Energiekosten selbst in weiten Teilen der deutschen Industrie ein zu geringes Gewicht, durchschnittlich machen sie in der Industrie nur 2,2 Prozent des Umsatzes aus. In einigen sehr energieintensiven Sektoren ist der Anteil zwar sehr viel höher, dafür gibt es spezifische Ausnahmeregelungen.“ Die Forscher betonen die wirtschaftlichen Vorteile: „Wenn Europa unter den Vorreitern bleibt, dann kann es seine große Abhängigkeit von fossilen Energieimporten durch Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien reduzieren und dabei zugleich neue Arbeitsplätze schaffen“, urteilt DIW-Forscher Karsten Neuhoff.

Andere Regionen der Welt holen rasant auf

Bisher galt die Europäische Union als weltweiter Vorreiter in der Energie- und Klimapolitik. Eine internationale, von der European Climate Foundation unterstützte Studie zeigt jedoch, dass sich in anderen Regionen und Ländern mittlerweile eine rasante Dynamik entwickelt hat. Bereits rund 70 Prozent der im Jahr 2012 zugebauten Windkraftleistung wurden außerhalb der EU installiert, davon je 29 Prozent in China und den USA. Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energie haben sich mittlerweile 138 Länder der Erde gesetzt, in 66 Staaten werden Einspeisetarife für erneuerbare Energien in verschiedener Ausprägung gezahlt. Auch die Emission von Treibhausgasen bekämpfen andere Länder und Regionen engagiert.

Beim Kraftstoffverbrauch und der Elektromobilität hat Japan die Nase vorne. Ein neuzugelassener Pkw durfte dort im Schnitt schon 2011 nur etwa 5,1 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer verbrauchen. In Europa waren es im Schnitt 5,8 Liter. In Japan wurden 2012 auch weltweit die meisten batterieelektrischen Fahrzeuge zugelassen (rund 16.000), in den USA waren es rund 15.000, in Deutschland nur etwa 1300. Bei den Plug-in Hybriden lagen die USA mit rund 53.000 Neuzulassungen vorn.

Wirtschaftliches Potenzial ist erheblich - Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit sichern

Von ihrer Vorreiterrolle profitieren die Länder und Regionen den Wissenschaftlern zufolge auch in wirtschaftlicher Hinsicht mehrfach: „Die Energieversorgung wird langfristig und zuverlässig gesichert, es werden Innovationen in Wachstumsbranchen gefördert und neue Arbeitsplätze geschaffen.“ Die Europäische Kommission schätzt in ihrem Energiefahrplan 2050, dass sich bei großen Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz im Jahr 2030 Energieimporte im Wert von 160 Milliarden Euro einsparen lassen, im Jahr 2050 sogar im Wert von 550 Milliarden. Diese Ressourcen können im Inland zum Beispiel in Bau, Betrieb und Wartung von Anlagen investiert werden, neue Arbeitsplätze schaffen und die Innovationskraft stärken. Da die Preise für erneuerbare Technologien in den letzten Jahren drastisch gefallen sind, ist es auch wirtschaftlich sinnvoll, Energieimporte durch den Zubau erneuerbarer Energien zu ersetzen.

Die europäische Wirtschaft zieht ihre Stärke den Forschern zufolge vor allem aus ihrer Innovationsfähigkeit und könnte deswegen besonders profitieren, wenn Europa in der Vorreitergruppe bleibt. „Europa verfügt neben Japan über die größte Zahl an Patenten im Bereich grüner Technologien und deckt dabei zugleich am umfassendsten die unterschiedlichen Technologiefelder ab“, erklärt Misato Sato, Forscherin an der London School of Economics. Dass eine engagierte Energie- und Klimapolitik der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie schade, fand die Forscherin Anne Schopp vom DIW Berlin nicht bestätigt: „In der Industrie liegt der durchschnittliche Anteil der Energiekosten bei rund 2,2 Prozent des Umsatzes. In diesem Fall wird eine Veränderung der Energiepreise sich nicht auf die Standortwahl des Unternehmens auswirken.“ Für die energieintensivsten Branchen bestünden dagegen vielfältige Ausnahmeregelungen, so dass eine engagierte Klimapolitik keine Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit dieser Unternehmen habe.

Klimaexperte Neuhoff wies hingegen auch auf die Vorteile hin, sollte es Deutschland und Europa gelingen, in der Vorreitergruppe zu bleiben: „Eine stärkere Nutzung erneuerbarer Energien, eine bessere Energieeffizienz und niedrigere Treibhausgasemissionen bieten Chancen, die Energieimportabhängigkeit zu reduzieren und mit Investitionen und Innovationen Arbeitsplätze zu schaffen.“


Dank Gabriel: Deutschland wird abgehängt

Ein Kommentar von Franz Alt

Umweltjournal, 10.2.14

http://www.umweltjournal.de/AfA_politik/21087.php




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