Aktuell


Tag des Artenschutzes

Was kostet die Welt?

WWF unterstreicht wirtschaftliche Bedeutung der Artenvielfalt

WWF Pressemitteilung, 3.3.10

Berlin - Landwirtschaft, Fischerei, Tourismus, riesige Wirtschaftzweige sind auf eine intakte Natur angewiesen. Wissenschaftler schätzen, dass die Natur Jahr für Jahr ein Bruttosozialprodukt von 32 Billionen Dollar erwirtschaftet. „Angesichts dieser Dimensionen wird klar, dass es beim Schutz der biologischen Vielfalt nicht um Peanuts geht“, betont Günter Mitlacher vom WWF Deutschland. „Beim Artenschutz steht nicht allein die Rettung der Köcherfliege, sondern das Überleben der Menschheit auf dem Spiel.“ Der WWF fordert anlässlich des internationalen Tag des Artenschutzes, die wirtschaftliche Bedeutung der Natur stärker zu betonen und umweltzerstörerische Subventionen abzubauen.

„Will man den finanziellen Wert der Natur abschätzen, so ist das eine Gleichung mit vielen Unbekannten“, räumt Mitlacher ein. Breche man diese Gleichung auf einzelne Bereiche herunter, werde das Bild klarer. Allein die Leistung der Bienen als Produzenten von Honig und in Ihrer Rolle als Bestäuber zahlreicher Nutzpflanzen könne man auf etwa vier Milliarden Dollar im Jahr hochrechnen. Ein anderes Beispiel: Intakte Korallenriffe. Sie schützen die Küsten vor Sturmfluten und gelten als Kinderstube ungezählter Fischarten. Addiert man zu diesen Leistungen der Riffe die Einnahmen aus dem Tauchtourismus, so gehen Ökonomen von einer jährlichen wirtschaftlichen Leistung in Höhe von 170 Milliarden Dollar aus.

Der WWF betont, dass sich auch Investitionen in Naturschutzprojekte oft doppelt und dreifach auszahlen. Schätzungen zufolge könnte allein die Ausweisung von Meeresschutzgebieten eine Million Arbeitsplätze schaffen. Die Maßnahmen würden zugleich Fischerträge von 70 bis 80 Milliarden US-Dollar pro Jahr sowie Ökosystemdienstleistungen im Wert von 4,5 bis 6,7 Billionen US-Dollar erbringen. Die Säuberung von Böden und Wasser, die Speicherung von Kohlendioxid durch Wälder und Ozeane oder die Bereitstellung von Medikamenten, die auf natürlichen Inhaltsstoffen beruhen, seien im Grunde unbezahlbar.

Auf vielen politischen Ebenen habe sich diese Erkenntnis leider noch nicht durchgesetzt, beklagt der WWF. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten friste der Artenschutz ein Schattendasein. Überfällige Investitionen in die ökologische Infrastruktur, etwa in die Renaturierung von Flußauen oder die Anlage von Naturwäldern werden als Luxus abgestempelt und verschleppt. Stattdessen klammere man sich an überholte Konzepte. Bestes Beispiel sei eine völlig verfehlte Subventionspolitik in der EU.

Der WWF Deutschland fordert den drastischen Abbau Umwelt zerstörender Subventionen z.B. für die Landwirtschaft und die Fischerei. Aktuellen Studien zufolge fließen weltweit Jahr für Jahr 670 Milliarden Euro an Staatshilfen in Branchen, die wesentlichen Anteil an der Zerstörung der Natur haben. „Diese Geldverschwendung muss gestoppt und die Vergabe der Mittel an ökologische Kriterien geknüpft werden, um eine nachhaltige Wirtschaftsweise zu fördern“, so Günter Mitlacher vom WWF.

Der Internationale Tag des Artenschutzes wurde 1973 im Rahmen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES - Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) ins Leben gerufen unterzeichnet. Die nächste CITES-Konferenz, bei der der Handel mit bedrohten Arten geregelt wird, findet Mitte März in Katar statt. Der WWF erwartet ein Tauziehen um kommerziell genutzte, marine Arten wie Blauflossentun, Dorn- und Heringshai sowie Korallen. Auch um die Handelsbeschränkungen bei Elfenbein und ein effektiverer Schutz von Tigern und anderen asiatischen Großkatzen dürfte auf der Konferenz heftig gerungen werden. Der Europäischen Union könnte dabei eine Schlüsselrolle zukommen: Die EU wird einheitlich abstimmen und ist mit ihren 27 Staaten der einflussreichste Stimmenblock.


Röttgen: Weichen für wirksamen internationalen Artenschutz neu stellen

Washingtoner Artenschutzübereinkommen soll Schutz von Eisbären, Tigern und Haien verbessern

BMU Pressemitteilung, 2.3.10

Der 3. März ist alljährlich der internationale Tag des Artenschutzes. In diesem Jahr hat der Tag besondere Aktualität: Nur 10 Tage später beginnen in Doha (Katar) die Verhandlungen der 15. Vertragsstaatenkonferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (WA; engl. CITES - Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora). Die Verhandlungen werden sich unter anderem mit der Verbesserung des Schutzes für Elefanten, Eisbären, Tigern, Thunfischen und Haien befassen.

"Das Jahr 2010 ist das internationale Jahr der biologischen Vielfalt. Wir sind verpflichtet, uns mit aller Kraft dafür einzusetzen, die biologische Vielfalt in diesem Jahr noch besser auf der globalen politischen Agenda zu verankern. Ziel muss sein, die Weichen für einen wirksamen internationalen Artenschutz neu zu stellen, um die dringend erforderliche Trendwende einzuleiten. Denn die Biodiversität - und damit der Reichtum unserer Erde - schwindet weltweit noch immer in dramatischem Ausmaß", mahnte Bundesumweltminister Norbert Röttgen vor der Konferenz.

Die Konferenz wird in diesem Jahr einen besonderen Akzent bei gefährdeten Fischen setzen. Deutschland möchte erreichen, dass Dorn- und Heringshai besser geschützt werden. Die beiden Haiarten kommen auch in deutschen Gewässern vor. Ihr Fleisch wird als "Schillerlocken" verkauft oder zu "Fish and chips" verarbeitet. Durch Überfischung sind die Bestände beider Arten in einem kritischen Status. Ziel ist die Aufnahme in Anhang II des Abkommens. In dieser Schutzkategorie ist ein internationaler Handel zwar möglich, aber auf Haie aus solchen Beständen beschränkt, die durch den Fang nicht nachteilig beeinflusst werden. Weitere sechs Hai-Arten sind durch die USA zur Aufnahme in Anhang II beantragt worden und auch um den Schutz von Meerestieren wie den Roten und Rosa Korallen wird intensiv verhandelt werden.

Zu einem großen Streitpunkt entwickelt sich der Thunfisch. Die starke Nachfrage aus Japan hat zu einer katastrophalen Bestandsabnahme besonders in Mittelmeer und Atlantik geführt. Monaco hat deswegen den Antrag gestellt, den Roten Thunfisch in die strenge Schutzkategorie des CITES-Anhang I aufzunehmen, um den internationalen Handel mit dieser Art vorübergehend ganz auszusetzen. Die Europäische Gemeinschaft diskutiert derzeit intensiv, ob sie den Antrag unterstützen wird.

Auch der Schutz des Eisbären steht in Katar auf der Tagesordnung. Ein Antrag der USA fordert auf, den "Botschafter des Klimawandels" ebenfalls zukünftig in Anhang I der Konvention zu listen und somit jeglichen Handel mit der Art oder Fellen zu unterbinden. Dieses Anliegen wird von Deutschland und auch der EU-Kommission unterstützt.

Ein besonders heikles Thema wird auf dieser Artenschutzkonferenz wieder das Elfenbein sein. Tansania und Sambia haben Anträge eingereicht, ihre Elefanten-Bestände von Anhang I auf Anhang II herunterzustufen und einmalige Elfenbein-Lagerverkäufe zuzulassen. Die Wilderei auf Elefanten ist jedoch momentan so hoch wie seit Jahrzehnten nicht und nährt die Kontroverse. Deutschland setzt sich dafür ein, vorsorglich zu handeln, so lange die Ursachen der Wilderei nicht genau bekannt sind. Denn die Freigabe von Elfenbein kann möglicherweise auch zu einer Zunahme der Wilderei führen.

Deutschland begrüßt auch die von der Europäischen Gemeinschaft eingebrachte Entschließung zur Verschärfung der CITES-Resolution zur Erhaltung von Tigern. Darin wird gefordert, dass die Zucht asiatischer Großkatzen in Gefangenschaft ausschließlich der Arterhaltung dienen soll. Nur noch 3500 Tiger leben in Freiheit. Ein Handel gezüchteter Tiger, seiner Knochen oder Felle darf nicht erfolgen. Auch hier gilt: Sollte der Handel wieder zugelassen werden, dann droht die Wilderei zu eskalieren.

Der Internationale Tag des Artenschutzes ist im Jahr 1973 eingeführt worden, weil am 3. März 1973 das Washingtoner Artenschutzübereinkommen beschlossen wurde. Damit war zum ersten Mal ein Schutz der durch den internationalen Handel bedrohten Arten erreicht.







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