Aktuell


UN-Klimagipfel: Halbzeitbilanz

Klimagipfel: Wo bleibt das Engagement der "Klimakanzlerin"?

Greenpeace: Schwellenländer für Klimaschutzvertrag gewinnen

Von Sigrid Totz, Greenpeace-Online, 4.12.11

Nach der ersten Verhandlungswoche droht die UN-Klimakonferenz in Südafrika an der Blockadehaltung der USA und der Führungsschwäche der EU zu scheitern. Mitschuld daran trägt auch die ehemalige "Klimakanzlerin" Angela Merkel: Diese hat jeglichen Erwartungen an einen Erfolg der Konferenz in ihrer jüngsten Videobotschaft eine klare Absage erteilt.

"Eine zerstrittene EU und ein zögerliches Deutschland sind nicht das, was diese Klimakonferenz jetzt braucht", kommentiert Stefan Krug, Leiter der Politischen Vertretung von Greenpeace, aus Durban die Unkenrufe der Kanzlerin.

Anfang der Woche treffen die Umweltminister auf der Konferenz ein. "Umweltminister Röttgen muss in Durban die Ärmel hochkrempeln und gemeinsam mit seinen europäischen Amtskollegen die Schwellenländer überzeugen, bis zum Jahr 2015 einen neuen Klimavertrag auszuhandeln", so Krug. Greenpeace fordert, dass dieser Vertrag spätestens zum Jahr 2018 in Kraft treten soll. Bis dahin soll das derzeit einzige geltende Weltklimaabkommen, das Kyoto-Protokoll, verlängert werden.

EU führungsschwach, USA kompromisslos

Mit einem Protestmarsch am Veranstaltungsort Durban haben auch Greenpeace-Aktivisten unter tausenden Demonstranten am gestrigen Samstag mehr Klima-Gerechtigkeit gefordert. "Der Klimaprozess ist in einer tiefen Krise und kann nur dann gerettet werden, wenn die EU sich mit gleichgesinnten Staaten verbündet und sich nicht weiter von den USA am Nasenring führen lässt", sagt Krug. Die USA wehren sich – wie bereits bei den vorigen Konferenzen in Cancun und Kopenhagen – gegen verbindliche CO2-Reduktionsziele und ein rechtsverbindliches Klimaabkommen. Die EU ist über die Frage eines ehrgeizigeren Klimaziels zerstritten und will sich nur dann dazu entschließen, wenn es Zugeständnisse von den USA und von großen Schwellenländern wie China gibt.

CO2-Reduktionsziele und Finanzierung von Klimaschutz weiterhin unzureichend

Mit den derzeit geltenden CO2-Reduktionszielen ist das Ziel der internationalen Klimapolitik, die Erwärmung in diesem Jahrhundert unter zwei Grad Celsius zu halten, nicht zu erreichen. Vielmehr drohen derzeit vier bis sechs Grad Erwärmung, wenn die Klimaziele nicht deutlich verschärft werden. Auch die Finanzierung der nötigen Klimaschutzmaßnahmen ist ungeklärt: Die Industrienationen hatten bei der Konferenz in Kopenhagen 100 Milliarden Dollar pro Jahr ab dem Jahr 2020 versprochen. Damit sollen Maßnahmen für Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel in Entwicklungsländern finanziert werden. Woher das Geld kommen soll, ist bisher jedoch unklar - bei einem dafür vorgesehenen "Grünen Klimafonds" wurden in Durban bisher keine Fortschritte erreicht.


Durban-Weltklimagipfel kommt nur mit Trippelschritten voran

"Deutschland und EU müssen politisches Mikado beenden"

BUND Pressemitteilung, 3.12.11

Durban/Berlin: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht nach der ersten Verhandlungswoche beim Weltklimagipfel in Südafrika noch keine substantiellen Fortschritte. Ann-Kathrin Schneider, Beobachterin für den BUND in Durban: "Zwar liegen Vorschläge für eine zweite Kyoto-Verpflichtungsperiode auf dem Tisch, jedoch enthalten sie noch keine Zahlen zur Minderung der CO2-Emissionen in den Industriestaaten. Das ist sehr unbefriedigend. Die Industriestaaten müssen endlich Farbe bekennen und konkrete Ziele zur Reduzierung ihrer CO2-Emissionen zusagen."

Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger forderte Bundesumweltminister Norbert Röttgen auf, nach seinem Eintreffen in Durban Deutschland und die EU stärker als Klimaschutz-Vorreiter zu profilieren. "Als positive Signale für die Verhandlungen in Durban sind die Anhebung des europäischen CO2-Minderungsziels auf mindestens dreißig Prozent bis 2020 und die Zusage für ein deutsches Klimaschutzgesetz von zentraler Bedeutung", sagte Weiger. Deutschland und die EU müssten das politische Mikado beenden und sich ohne Wenn und Aber für die Fortführung des Kyoto-Abkommens nach 2012 einsetzen. Ein lediglich rhetorisches Bekenntnis zu Kyoto dürfe nicht das Ziel von Durban sein.

Zum EU-Vorschlag für ein neues internationales Klimaschutzabkommen, das die Schwellen- und Entwicklungsländer und möglichst auch China, Indien und die USA einbeziehen soll, sagte Weiger: "In einem neuen internationalen Klimaschutzabkommen müssen rechtlich verbindliche Ziele zur Minderung der CO2-Emissionen enthalten sein. Diese müssen sicherstellen, dass die Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius begrenzt wird. Außerdem sollte das Abkommen bereits 2017 in Kraft treten und nicht erst, wie von der EU vorgeschlagen, im Jahr 2020."

In Durban müsse zudem dringend der sogenannte Green Climate Fonds eingerichtet werden. Die schon heute unter dem Klimawandel leidenden Länder müssten endlich angemessene Unterstützung bei Klimaschutzmaßnahmen erhalten. Die Europäische Union und andere Industriestaaten müssten den Klimafonds umgehend mit ausreichenden Finanzmitteln ausstatten.


Pokern auf der Weltklimakonferenz

EU muss sich für mehr als bloße Kyoto-Fortsetzung einsetzen

NABU Pressemitteilung, 2.12.11

Der NABU zieht eine kritische Zwischenbilanz zum Ende der ersten Woche der UN-Klimaverhandlungen im südafrikanischen Durban. „Es gibt einzelne Verhandlungsfortschritte, aber es geht bislang nicht schnell genug“, erklärt NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Sorgen bereitet dem NABU die viel zu geringe Bereitschaft insbesondere der Industrieländer, ihre Klimaschutzziele auf das nötige Niveau anzuheben. „Es ist bei den Verhandlungsparteien angekommen, dass es einen 'Kyoto II'-Vertrag geben muss, aber dafür brauchen wir mehr als bloß neue Jahreszahlen im alten Kyoto-Protokoll. Die Klimaziele selbst müssen viel ehrgeiziger werden, da ist auch die EU gefordert“, so Tschimpke.

Zudem erwartet der NABU von Durban ein klares Mandat, dass bis spätestens 2015 ein alle Staaten umfassendes Klimaschutz-Abkommen verhandelt wird. Denn durch das Kyoto-Protokoll wird nur noch ein geringer Teil der globalen CO2-Emissionen erfasst und selbst diese noch nicht mal vollständig: „Sorgen machen uns die großen Schlupflöcher bei der Erfassung des tatsächlichen Treibhausgas-Ausstoßes. Es sind immer noch Regelungen auf dem Verhandlungstisch, mit denen die Emissionen aus intensiver Forstwirtschaft oder der Zerstörung von Mooren einfach ignoriert werden können“, kritisiert der NABU-Präsident.

Erwartungsgemäß gibt es nach der ersten Verhandlungsphase in vielen Bereichen noch wenig Klarheit über die am Ende möglichen Vereinbarungen, da alle besonders strittigen Fragen zunächst ausgeklammert werden. „Nun müssen zügig die Optionen in den Verhandlungstexten zusammengestrichen werden, damit die Minister in der kommenden Woche klare Entscheidungsgrundlagen haben“, fordert NABU-Klimaexperte Elmar Große Ruse. Dabei sei insbesondere die südafrikanische Regierung gefordert, die als Gastgeber die Präsidentschaft der Klimakonferenz innehat. „Mit hoher Transparenz in den Verhandlungen, einer gastfreundlichen Haltung und exzellenter Infrastruktur trägt Südafrika zu einem guten Arbeitsklima bei“, lobt Große Ruse den Gastgeber der Klimakonferenz.

NABU-Klima- und Energieexperte Elmar Große Ruse ist während der gesamten Konferenzdauer in Durban vor Ort und kann zeitnah Einschätzungen zu den laufenden Verhandlungen geben. NABU-Präsident Olaf Tschimpke wird für die zweite Verhandlungswoche nach Durban reisen und steht dort ebenfalls für Presseanfragen zur Verfügung.


Dunkle Wolken über Durban

Bewegung findet momentan vor allem auf der Straße statt - im Kongresszentrum treten die Verhandler noch immer auf der Stelle

Von Jörn Ehlers und Franko Petri, WWF Österreich, 4.12.11

Bewegung findet in Durban momentan vor allem auf der Straße statt. Im Kongresszentrum treten die Verhandler nach der ersten Woche des Feilschens um unsere Klimazukunft noch immer auf der Stelle. Schon fast traditionell stand zur Halbzeit der Konferenz gestern eine große Demo auf dem Programm. Vor fünf Jahren im kanadischen Montreal waren die WWF-Kollegen bei Temperaturen von minus zehn Grad Celsius in Eisbärkostüm gekommen, um den eiskalten Winden zu trotzen. Unter der Sonne Afrikas waren eher Bikinis angesagt. Kein Wunder, dass einige barbusige Aktivistinnen mit ihren politisch korrekt bemalten Körpern den anderen Demonstranten die Show gestohlen haben.

Es war ein ausgelassener Klimakarneval, der in krassem Kontrast stand zu den öden Verhandlungen im Tagungszentrum. Daran änderte auch die deutliche Polizeipräsenz nichts. Im Vorfeld der Demo war es offenbar zu kleineren Zwischenfällen mit der Jugendorganisation des ANC gekommen. Davon war auf der Demo nichts zu spüren. Viele Tausend waren gekommen, um für Klimagerechtigkeit einzutreten. Neben Umwelt-NGOs wie Greenpeace, WWF und Friends of the Earth (in Österreich GLOBAL 2000, in Deutschland BUND) hatten zahlreiche soziale Organisationen und Gewerkschaften zum Protestmarsch für das Weltklima aufgerufen.

Immer wieder riefen die Demonstranten "Amandla", den Ruf der Anti-Apartheid-Bewegung. Unterstützt von afrikanischen Trommeln und Vuvuzelas versuchten sie den Delegierten im Kongresszentrum von draußen klar zu machen, dass die Zeit für taktische Spielchen vorbei ist und endlich verbindliche Vereinbarungen getroffen werden müssen. Mitten drin im Getümmel ging die WWF-Delegation mit ihren Unterstützern und beteiligte sich kräftig und Toy-Toy tanzend am Protest gegen die fest gefahrenen Verhandlungen. Vor allem die südafrikanischen Kollegen erwiesen sich als engagierte Einheizer, die sich mit ihrem Weckruf "Food-Water-Energy for all forever" lautstark in Szene setzten.

Der Protestzug startete in der Innenstadt von Durban. Es entbehrt nicht einer gewissen Symbolik, dass je näher die Demonstranten dem Kongresszentrum kamen, desto mehr dunkle Wolken aufzogen. Am Ziel angekommen, fielen die ersten Regentropfen, die die ausgelassene Stimmung ein wenig abkühlten.

Inzwischen sitzen unsere Experten wieder an ihren Computern, reden in den verschiedenen Gremien und versuchen in Lobbygesprächen den Prozess in die richtige Richtung zu beeinflussen. Zwischenzeitlich erreichten uns die ersten Meldungen aus Europa, wo unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel versucht, die Erwartungen an einen erfolgreichen Gipfel zu dämpfen. Nicht unbedingt eine Haltung, die geeignet ist, die festgefahrenen Verhandlungen wieder flott zu bekommen. Wie es aussieht, hat der Marsch für das Klima noch eine sehr viel weiteren Weg vor sich als der Marsch von Durban, der nach drei Kilometern am Kongresszentrum endete. Die Trommeln und Vuvuzelas müssen noch viel lauter werden, damit sie auch jeder Delegierte bis in den letzten Verhandlungssaal hören kann.


Wie läuft so ein Tag auf der Klimakonferenz eigentlich ab?

... und welche Länder sind gegen das Kyoto-Protokoll?

Von Franko Petri, WWF Österreich, 1.12.11

Wie läuft so ein Tag auf der Klimakonferenz für uns WWF-Delegierte hier in Durban eigentlich ab? Der WWF ist mit 80 Klima-Fachleuten und Medienexperten aus der ganzen Welt hier vertreten. Wir sind damit die stärkste Umweltorganisation aus dem Climate Action Network (CAN).

Was machen wir hier eigentlich? Vielleicht sollte ich einen typischen Tag unserer Arbeit hier beschreiben: Wir stehen zwischen 5 und 6 Uhr morgens auf. Die ersten internen Mitteilungen kommen bereits kurz nach 5 Uhr früh von unseren Koordinatoren, die die vielen Emails aus den unterschiedlichen Zeitzonen bearbeiten, die im Laufe der Nacht gekommen sind. Um 7.30 Uhr ist tägliches Morgenmeeting mit den Kollegen im Hotel. Dabei wird der strategische Überblick über den Tag erklärt und alle Klimafachleute berichten über die Sitzungen, die gestern stattfanden, und deren Ergebnisse werden diskutiert. Wenn alle auf dem gleichen Stand der Verhandlungen sind, wird das Tagesprogramm koordiniert.

Der unendlich wirkende Tagesterminkalender der Veranstaltungen läuft permanent über die Bildschirme. Im Konferenzgebäude finden täglich Hunderte von Sitzungen statt, viele zur selben Zeit in verschiedenen Räumen. Die Materie zum Klimaschutz ist ungeheuer kompliziert, daher braucht es Experten für die verschiedenen Fachgebiete, die den jeweiligen Meetings zugeteilt werden: Kyoto-Protokoll, Finanzierung, Grüner Klimafonds, nationale Verhandlungslinien, globale Minderung des Treibhausgasausstoßes, Anpassung an die Folgen der Erderwärmung, die wir nicht mehr verhindern können, Waldschutz, Völkerrecht usw. Zwischendurch finden immer wieder Vorträge vor den Foren und Interviews mit Journalisten aus der ganzen Welt statt.

Wir haben Sprecher für die wichtigsten Sprachen der Welt und vor allem auch viele afrikanische Kollegen aus Süd-, Ost- und Zentralafrika. Unsere Leute sprechen mit den Delegationen der Länder, mit den Vertretern der internationalen Organisationen und unterstützen Kollegen aus dem Klimanetzwerk. Wenn Zeit bleibt, besuchen wir die Pressekonferenzen der Länder, schreiben Artikel und Zusammenfassungen für die Medien. Dazwischen fotografieren, filmen, bloggen, facebooken und twittern wir und versuchen nebenbei die ungeheure Email-Flut für Updates und zu unserer Koordination zu verfolgen. Der WWF International hat fast eine Million Fans und Follower auf Facebook und Twitter. Zwischendurch treffen wir uns für kleinere Meetings, und diese Arbeit geht so weiter bis nach Mitternacht. Und nach wenigen Stunden beginnt das Klimakarussell von neuem - das alles mit wenig Hoffnung auf ein Ergebnis, wie wir es uns vorstellen.

An welchen Ländern liegt es, dass sich die Welt auf ihr Schicksal nicht einigen kann? Und das, obwohl die Erkenntnisse der Klimaforschung immer bedrohlichere Szenarien beschreiben. Japan und Russland lehnen eine zweite Periode des Kyoto-Protokolls überhaupt ab. Gestern ist nun Kanada offiziell ausgestiegen. Auch die USA wollen nicht eintreten, denn die wirtschaftliche Situation in den USA würde dies nicht zulassen, so deren Begründung. China will zwar eine zweite Periode des Protokolls, es soll aber nur für die Industrienationen gelten.

Dann bleibt noch die EU, die sich zwar für ein weiteres Protokoll bis 2017 einsetzt, dies aber an Bedingungen knüpft. Doch die Treibhausgasemissionen der EU machen nur mehr elf Prozent aus. Im Vergleich dazu sind die USA und China zusammen für mehr als ein Drittel des weltweiten Klimawandels verantwortlich. Und die Entwicklungsländer stehen genau zwischen den Fronten. Besonders die Inselstaaten (AOSIS) fürchten um ihre Existenz wenn der Meeresspiegel steigt. Ohne rechtlich verbindliches Kyoto-Protokoll für das kommende Jahrzehnt, das den Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre verhindern kann und ohne Finanzhilfen, sind die armen Länder den dramatischen Folgen der globalen Erwärmung hilflos ausgeliefert. Hier geht es um das Leben von Hunderten Millionen Menschen.

Wir vom WWF denken in Jahrzehnten, Politiker müssen das nicht. Ihr Zeithorizont beschränkt sich auf die Aussichten bei der nächsten Wahl. Manchmal scheint es wie ein Kampf gegen Windmühlen, wenn die Länder ihre Eigeninteressen über die des Planeten stellen. Und daher werden wir vom WWF auch bei der nächsten Klimakonferenz wieder die Nächte um die Ohren schlagen müssen.


Deutschland bei Klimaschutz-Zielen 2020 auf Kurs

Röttgen: Deutschland hat schon viel erreicht - wir müssen jetzt nachlegen, um Wachstumsimpulse noch zu stärken

BMU Pressemitteilung, 2.12.11

Deutschland ist auf einem guten Weg, sein anspruchsvolles Klimaziel im Zuge der Energiewende bis 2020 zu erreichen. Ein anlässlich der Klimakonferenz in Durban vorgelegter wissenschaftlicher Zwischenbericht zeigt: Mit den bis Juli 2011 beschlossenen Maßnahmen werden die Emissionen bis 2020 bereits um etwa 35% im Vergleich zu 1990 zurückgehen. Das Ziel einer Reduktion um 40% ist damit in greifbare Nähe gerückt. Mit den geplanten zusätzlichen Maßnahmen in den Bereichen Emissionshandel, Gebäudesanierung, Stromeffizienz, Kraft-Wärme-Kopplung und PKW-Standards kann das 40%-Ziel ohne große Schwierigkeiten erreicht werden.

Deutschlands Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen sind im internationalen Vergleich ehrgeizig. So hat der IPCC, der Klima-Wissenschaftsrat der Vereinten Nationen, zur Erreichung des 2-Grad-Ziels gefordert, dass die Industriestaaten ihre Emissionen bis 2020 um -25 bis -40% gegenüber 1990 reduzieren. Deutschlands Klimaschutzziel von -40% bis 2020 gegenüber 1990 liegt damit am oberen Rand - nur Norwegen und Dänemark haben vergleichbar ehrgeizige Ziele formuliert. Das Energiekonzept legt zudem fest, dass bis 2050 die Emissionen in Deutschland um 80 bis 95% sinken sollen.

Anlässlich der Klimakonferenz von Durban hat das BMU ein Forschungskonsortium beauftragt, die bisher im Zuge der Energiewende beschlossenen Maßnahmen zu bewerten. Ergebnis: Die aktuelle Politik zeigt bereits Wirkung. Der erfolgreiche Ausbau der Erneuerbaren Energien, der Emissionshandel, die Effizienzvorgaben und Förderprogramme für Gebäude und zahlreiche Maßnahmen in nahezu allen Sektoren werden bis 2020 voraussichtlich zu einer Minderung der Treibhausgasemissionen um etwa 35% gegenüber 1990 führen - das heißt selbst dann, wenn wir jetzt nichts mehr tun oder beschließen würden.

Bundesumweltminister Norbert Röttgen: "Deutschland geht beim Klimaschutz weiter voran. Aus gutem Grund: Denn von Klimaschutz-Maßnahmen gehen kräftige Impulse für Wirtschaftswachstum, Innovation und Beschäftigung aus. Die weitere Verringerung des Primärenergieverbrauchs trägt zudem zu Kostensenkung und geringerer Importabhängigkeit der deutschen Wirtschaft bei."

Zur Erreichung der Ziele der Energiewende sind nach Schätzungen der Gutachter noch zusätzliche Maßnahmen im Umfang von etwa 70 Mio. t CO2 notwendig - das ist im Verlauf von rund 10 Jahren nach Einschätzung der Wissenschaftler ohne große Schwierigkeiten zu erreichen. Hierfür werden verschiedene Optionen durchgerechnet, u.a. eine Anhebung der Ziele im EU-Emissionshandel, zusätzliche Maßnahmen im Bereich effizientere Stromnutzung und eine Novelle des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes. Auch im Gebäudebereich liegt noch Potenzial, v.a. durch eine Novelle der Energieeinsparverordnung, den verstärkten Einsatz Erneuerbarer Energien sowie eine steuerliche Förderung der Gebäudesanierung auf ein energetisch anspruchsvolles Niveau. Im Verkehrsbereich ist etwa die Fortschreibung der CO2-Standards für PKW in das Jahr 2020 notwendig.

Hierzu erklärt Norbert Röttgen: "Die Energiewende hat gerade erst begonnen. Uns ist klar, dass wir noch weitere Maßnahmen ergreifen müssen. Für 2012 stehen insbesondere der Beschluss der EU-Effizienzrichtlinie, die Anhebung der Ziele beim EU-Emissionshandel, eine Novelle des Gesetzes zur Kraft-Wärme-Kopplung und des Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetzes sowie eine Novelle der Energieeinsparverordnung auf der Tagesordnung. Damit liegen wir bei den Umsetzungen der Maßnahmen, die wir im Energiekonzept beschlossen haben, voll im Plan." Im Jahr 2010 lagen die Treibhausgasemissionen in Deutschland um etwa 25% unter dem Niveau von 1990. Im Energiekonzept vom 6. Juni 2011 hat die Bundesregierung ihren Fahrplan für die Minderung von Treibhausgasemissionen bekräftigt: Diese sollen bis zum Jahr 2020 um 40 %, bis 2030 um 55 %, bis 2040 um 70 % und bis 2050 um 80 bis 95 % unter das Niveau von 1990 gesenkt werden.


ACEA: Klimaschutz jetzt!

Von Viktoria Thumann, Greenpeace-Online, 2.12.11

Während in Durban darüber debattiert wird, wie das Weltklima gerettet werden kann, tagt in Brüssel der Automobilverband ACEA. Greenpeace-Aktivisten haben dieses Treffen zum Anlass genommen, VW noch einmal an seine Verantwortung in Sachen Klimaschutz zu erinnern.

Auf großen Plakatwänden vor dem Veranstaltungsgebäude haben sie die Botschaft "Volkswagen - Lobbying against climate laws" (Volkswagen - Lobbyarbeit gegen Klimaschutzgesetze) platziert. Damit fordern die Aktivisten von den Vorstandsvorsitzenden der 15 großen Automobilkonzerne, die CO2-Emissionen ihrer Fahrzeuge massiv zu senken.

VW-Konzern treibende Kraft im ACEA

Der ACEA vertritt die Interessen der europäischen Autoindustrie. Da VW der größte Autohersteller in Europa ist, hat der Konzern mit 4 von insgesamt 16 Sitzen den größten Einfluss im Präsidium des Verbands. Damit trifft den Konzern eine besondere Verantwortung - nicht nur für die Automobilhersteller, sondern auch und vor allem für das Klima.

Bisher sah es nicht so aus, als wolle der ACEA hier ernsthaft Verantwortung übernehmen. Als die EU die ab 2015 geltenden Treibhausgas-Grenzwerte eingeführt hat, behauptete der Verband, die Grenzwerte seien unrealistisch und würden zu starken Preiserhöhungen bei allen Fahrzeugen führen.

Die EU plant, den CO2-Ausstoß von Neuwagen weiter zu senken. Ab 2020 sollen für die gesamte in Europa produzierte Fahrzeugflotte noch maximal 95 Gramm pro Kilometer erlaubt sein. Aus diesem Grund findet am 6. Dezember eine Anhörung vor der EU-Komission statt.

"Die Autohersteller dürfen nicht wieder versuchen, die Ziele der EU zum Klimaschutz auszubremsen", sagt Christoph von Lieven, Sprecher von Greenpeace. "Sie müssen ihre Verantwortung wahrnehmen und den Ausstoß aller Fahrzeuge senken."

VW: Spritspartechnik nur gegen Aufpreis

Derzeit stammen 17 Prozent der europäischen Treibhausgasemissionen aus dem Straßenverkehr. Deswegen ist es wichtig, dass die Automobilhersteller endlich ihre Verantwortung erkennen. VW ist der größte Automobilhersteller in Europa. Der Konzern gibt sich schon heute gerne grün. Dabei macht der Autobauer nicht viel mehr, als jährlich Millionen Euro in Werbung zu investieren, die vor allem sein mangelndes Umweltbewusstsein beschönigen soll.

Entgegen seiner öffentlichen Selbstdarstellung bietet VW die vorhandene Spritspartechnik BlueMotion nur gegen einen überhöhten Aufpreis an. "Volkswagen muss sich entscheiden, ob der Konzern Klimaschutz ernst nehmen will oder mit Lobbyarbeit und Werbung versucht, den Verbrauchern ein Umweltmärchen aufzutischen", so von Lieven.

Dass die EU eine weitere Senkung der Treibhausgasemissionen plant, ist ein erster Schritt. Doch dieser alleine genügt nicht. Greenpeace hält eine CO2-Absenkung auf durchschnittlich 80 Gramm pro Kilometer bis zum Jahr 2020 für notwendig, um die negativen Folgen des Klimawandels zu begrenzen. Es müssen weitere ehrgeizige Gesetze verabschiedet werden, um den CO2-Ausstoß bis 2050 drastisch zu senken.

Seit Juni fordert Greenpeace von Volkswagen, ein ambitionierteres europaweites CO2-Reduktionsziel zu unterstützen sowie seine Fahrzeugflotte effizienter zu machen. Die Kampagne startete mit der Parodie eines VW-Werbefilms, die an die Star Wars-Filme angelehnt ist. Über 460.000 Unterstützer beteiligen sich auf www.vwdarkside.com bisher an der Greenpeace-Kampagne.




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