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Weltwasserforum

Kampf gegen globale Wasserkrise

WWF-Analyse zu Wasserkonflikten: Mehr als fünfzig gewalttätige Zwischenfälle in zehn Jahren

WWF Pressemitteilung, 11.3.12

Berlin/Marseille - Anlässlich der Eröffnung des Weltwasserforums 2012 in Marseille warnt die Umweltschutzorganisation WWF in einer aktuellen Analyse vor einer weiteren Zuspitzung der globalen Wasserkrise. So sei es allein seit der Jahrtausendwende weltweit zu über 50 Konflikten mit Gewalteinwirkung aufgrund der Nutzung von Wasser gekommen. Die steigende Nachfrage nach Energie, Nahrung und sauberem Wasser werde die ohnehin schon schwelende Wasserkrise noch weiter verschärfen und vermehrt zu Konflikten führen. Der WWF fordert daher einen globalen und verbindlichen Aktionsplan zur Bekämpfung der Wasserproblematik. „Es mangelte dem Weltwasserforum in der Vergangenheit leider an Verbindlichkeit. Die Politik muss jedoch endlich auf die Krise reagieren“, so Martin Geiger, Leiter Bereich Süßwasser beim WWF Deutschland. Das Weltwasserforum müsse klare Zielvorgaben definieren, die als Beschlussgrundlage für den UN-Umweltgipfel Rio+20 im Juni dienen können.

Allein die Tatsache, dass neun Staaten, nämlich Brasilien, Russland, China, Kanada, Indonesien, Indien, Kolumbien, die Demokratische Republik Kongo und die USA, über 60 Prozent der weltweit verfügbaren Süßwasservorkommen haben, könne bei einer Verschärfung der Wasserkrise wie ein Brandbeschleuniger wirken. „Auch wenn in Deutschland und Westeuropa die Situation derzeit weitgehend entspannt ist, kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns bereits mitten in einer globalen Wasserkrise befinden“, warnt Geiger. Die Ressource Wasser würde, so der WWF-Experte, immer knapper. Das sei in erster Linie eine Folge von Verschwendung, Missmanagement und ineffizienter Bewässerung. „Eine Verschärfung der weltweiten Wasserkrise wird die öffentlichen Gesundheitskosten steigen lassen, die wirtschaftliche Entwicklung ausbremsen, ökologische Probleme verschärfen und schwerwiegenden sozialen und geopolitischen Spannungen und Konflikten führen", fasst Geiger die Ergebnisse der WWF-Analyse zusammen.

Die Folgen würden nach Geigers Einschätzung auch Deutschland und die EU treffen. Es drohten Landflucht in Südeuropa, Kollaps der Landwirtschaft in Teilen des Mittelmeers und ein Ende des Tourismus in einigen beliebten Urlaubsregionen, so der WWF-Experte. Der WWF sieht auch die Deutsche Bundesregierung in der Verantwortung, immerhin importiert die Bundesrepublik über Nahrungsmittel und Industriegüter jedes Jahr 106 Milliarden Kubikmeter Wasser. „Wir sind Verantwortlicher und Betroffener zugleich“, so Martin Geiger. „Unsere Versorgung mit Agrargütern ist direkt von Wasserressourcen der Erzeugerstaaten abhängig, so sind derzeit die Supermärkte voll mit Gemüse und Obst aus der Mittelmeerregion und dem Nahen Osten. Wir können es uns daher allein aus ökonomischer Sicht nicht leisten, dass sich die Wasserproblematik weiter verschärft.“

Außerdem müssten die Delegierten ihre jeweiligen Regierungen dazu auffordern, endlich die UN-Fluss-Konvention (UN Water Courses Convention) zu unterzeichnen. Das Papier soll ein partnerschaftliches, zwischenstaatliches Management für Wassersysteme garantieren, die internationale Grenzen überschreiten und ist nach WWF-Einschätzung entscheidend, um zukünftig Wasserkonflikte zwischen Nationalstaaten vorzubeugen oder zu schlichten. Es sei für die gesamte Europäische Staatengemeinschaft eine Blamage, dass zahlreiche EU-Staaten wie etwa Österreich, Großbritannien oder Dänemark die Konvention noch nicht unterzeichnet hätten. Aktuell müssten noch elf Nationen die Konvention ratifizieren, damit diese endlich in Kraft treten könne.

Das Weltwasserforum findet seit 1997 alle drei Jahre statt und ist eine der größten, internationalen Konferenzen von Wissenschaftlern, Politikern und Experten aus aller Welt. Vom 12. bis 17. März werden mehr als 20.000 Teilnehmer in Marseille erwartet, darunter zahlreiche Staats- und Regierungschefs.


Weltwasserforum in Marseille

Parlamentarische Staatssekretärinnen Kopp (BMZ) und Reiche (BMU) erwarten klare Signale für Umsetzung des Menschenrechts auf Wasser- und Sanitärversorgung

BMZ/BMU Pressemitteilung, 12.3.12

"Zeit für Lösungen" - unter diesem Motto steht das 6. Weltwasserforum, das heute im französischen Marseille eröffnet wird. Der Zugang zu Wasser und Sanitärversorgung ist eine der dringendsten, die gesamte Menschheit betreffende Herausforderung: Fast 900 Millionen Menschen auf der Welt haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. 2,6 Milliarden Menschen keinen Zugang zu adäquaten sanitären Einrichtungen. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden im Jahr 2025 zwei Drittel der Weltbevölkerung von Wasserknappheit betroffen sein.

Die Bundesregierung wird mit zahlreichen Beiträgen auf dem Weltwasserforum, das vom französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy eröffnet wird und zu dem mehr als 25.000 Teilnehmer erwartet werden, vertreten sein. Ziel des 1997 gegründeten Forums ist die Sensibilisierung für Wasserversorgungsprobleme und die Förderung von Wassermanagement auf politischer und gesellschaftlicher Ebene.

Die Leitung der deutschen Delegation aus Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und Auswärtigem Amt (AA) übernimmt die Parlamentarische Staatssekretärin im BMZ, Gudrun Kopp.

Die beiden Parlamentarischen Staatssekretärinnen Gudrun Kopp (BMZ) und Katherina Reiche (BMU) erwarten von dem Forum klare Signale für die Umsetzung des Menschenrechts auf Wasser- und Sanitärversorgung, für besseres Wasserressourcenmanagement und für ein Ende der Wasserverschmutzung. Kopp unterstrich: "Wir müssen die heutige Zugangskrise überwinden und drohende Wasserknappheit abwenden. Wasser- und Sanitärversorgung sind deshalb auch Schlüsselbereiche auf der Agenda der Rio plus 20 Konferenz für Nachhaltige Entwicklung im Juni. Das Weltwasserforum kann jetzt entscheidende Weichen stellen."

Reiche betonte: "Wasser ist Grundlage allen Lebens und ein unverzichtbares Gut. Übernutzung und Verschmutzung gefährden Gewässer und damit deren überlebenswichtige Funktionen für Mensch und Natur. Dieser Entwicklung muss entgegengewirkt werden."

Die drei deutschen Kernbotschaften für das 6. Weltwasserforum und die Wasserthematik im Rahmen der Rio plus 20 Konferenz lauten:

Das Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung muss weltweit entschieden umgesetzt werden, denn weiterhin haben fast 900 Millionen Menschen keinen angemessen Zugang zu sauberem Trinkwasser und 2,6 Milliarden Menschen keinen Zugang zu Sanitärversorgung. Deutschland unterstützt daher gemeinsam mit zahlreichen weiteren Staaten der „Blue Group“ eine aus Anlass des 6. Weltwasserforums veröffentlichte Erklärung zur beschleunigten Umsetzung dieses Menschenrechts.

Wasser-, Energie- und Ernährungssicherheit sind zentrale Zukunftsherausforderungen. Sie sind nur zu bewältigen, wenn die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen den drei Bereichen besser verstanden und berücksichtigt werden. Wasserknappheit und Missmanagement bedrohen Trinkwasserversorgung, Energie- und Ernährungssicherheit. Verschwendung von Energie und Nahrungsmitteln bedeuten zugleich Verschwendung von Wasserressourcen. Wir brauchen daher besseres Wasserressourcenmanagement, eine Steigerung der Wassereffizienz und ein Ende der Verschwendung.

Ende der Wasserverschmutzung: Die globalen Ziele zum Zugang zu sauberen Trinkwasser und Sanitärversorgung müssen durch Ziele zur Reduzierung der Wasserverschmutzung und Ausweitung der Abwasserreinigung ergänzt werden. Abwasser muss verstärkt als Ressource erkannt und genutzt werden.

Die Ministererklärung, die am 2. Tag des Forums im Rahmen einer Ministerkonferenz verabschiedet werden soll, greift diese drei Prioritäten erfreulich eindeutig auf und benennt konkrete Umsetzungsschritte.

Im Rahmen der Ministerkonferenz organisiert Deutschland gemeinsam mit der Regierung von Oman den Runden Tisch zum „Water, Energy and Food Security Nexus“, zu dem die Bundesregierung im November 2011 in Bonn eine viel beachtete internationale Konferenz ausgerichtet hatte (siehe www.water-energy-food.org). Die Bundesregierung wird außerdem an dem Runden Tisch zur Umsetzung des Rechts- auf Wasser- und Sanitärversorgung teilnehmen und auf einem Gemeinschaftsstand mit der German Water Partnership Beispiele aus ihrer internationalen Entwicklungs- und Umweltzusammenarbeit zu Wasserthemen präsentieren.

Deutschland ist einer der größten Geber im Wasser- und Sanitärsektor und unterstützt Partner weltweit bei der Umsetzung des Menschenrechts auf Wasser- und Sanitärversorgung, dem besseren Management der Wasserressourcen sowie der grenzüberschreitenden Wasserkooperation.




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