Aktuell


Vorschläge zum Klimaschutz

Klima oder Kohle?

WWF und Germanwatch präsentieren Vorschläge zur Erreichung des Klimaschutzziels 2020<

WWF/Germanwatch Pressemitteilung, 16.11.14

Das deutsche Klimaschutzziel - 40 Prozent weniger Treibhausgase bis 2020 - ist im Koalitionsvertrag bestätigt worden. Die Maßnahmen, mit denen dieses in den verbleibenden sechs Jahren erreicht werden soll, müssen jetzt im Aktionsprogramm Klimaschutz der Bundesregierung beschlossen werden. Germanwatch und WWF zeigen in einer Kurzstudie auf, dass das Klimaschutzziel ohne eine deutliche Reduzierung der Kohleverstromung nicht zu erreichen ist. Die Autoren rechnen vor, dass gegenüber 2013 wenigstens 100 Millionen Tonnen CO2 bis zum Jahr 2020 in der Stromerzeugung eingespart werden müssen, damit Deutschland auf einem mit dem 2-Grad-Limit zu vereinbarenden Pfad bleibt.

Dafür müssten Braunkohlemeiler nach 35 Jahren und Steinkohlekraftwerke nach 40 Jahren Laufzeit konsequent stillgelegt werden. Alternativ könnte man allen Kohlekraftwerken nach 35 Jahren Betriebsdauer Höchstgrenzen für ihre CO2-Emissionen auferlegen, bevor diese nach 40 Jahren endgültig vom Netz gingen. Diese Lösung ließe sich so gestalten, dass den Unternehmen durch die Festlegung von jährlichen CO2-Frachten mehr Flexibilität bliebe, wann welches Kraftwerk in den verbleibenden fünf Jahren Betriebsdauer vom Netz zu nehmen ist.

„Bei der Reduktion des Kohlestroms liegt der Schlüssel zum Erreichen der deutschen Klimaschutzziele bis 2020. Die Politik steht in der Pflicht dafür zu sorgen, dass auch die Energiewirtschaft ihren Beitrag zum Klimaschutz leistet“, sagt Regine Günther, Leiterin Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland. Dem Stromsektor als stärkstem Treibhausgasemittenten komme die zentrale Rolle bei kurzfristigen Maßnahmen zur Emissionsreduktion zu.

Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch, ergänzt: "Wenn Herr Gabriel behauptet, 40 Prozent CO2-Reduktion bis 2020 sei möglich ohne die massiven Überkapazitäten durch das Abschalten der ältesten und schmutzigsten Kohlekraftwerke abzubauen, soll er vorrechnen, wie das klappen kann."

WWF und Germanwatch gehen davon aus, dass die Emissionslücke insgesamt deutlich größer ist als die veranschlagten 87 Mio. Jahrestonnen CO2 des Bundesumweltministeriums (BMUB). Die Prognose des BMUB beruhe auf einer Reihe unrealistischer Annahmen, wie einem Emissionszertifikate-Preis von 20€/t CO2 und einer Lebensdauer von Kohlekraftwerken von 45 Jahren. Aktuell würden Zertifikate für 6€/ t gehandelt und einige Kohleblöcke seien heute deutlich länger am Netz.

Die deutschen Treibhausgasemissionen sind im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Ein Drittel aller CO2-Emissionen in Deutschland entsteht bei der Stromerzeugung. Klimaschädliche Stein- und Braunkohle hatte zuletzt einen Anteil von 44,7 Prozent am deutschen Strommix.


Weltklimakonferenz im Theater

Von Savina Schlüter, Greenpeace-Magazin, 14.11.14

Das Künstlerkollektiv „Rimini Protokoll“ simuliert zusammen mit Klimaforschern und NGOs im Hamburger Schauspielhaus einen UN-Klimagipfel. Experten führen durchs Theater und leiten Meetings. Die Zuschauer sind die Delegierten.

Die jährlichen Klimakonferenzen (COP) sind Gipfeltreffen von Politikern, Wissenschaftlern, Umweltschützern und – Lobbyisten, die in Arbeitsgruppen sowie im Plenum um einen Konsenz ringen, der bestenfalls irgendwann in verbindlichen Gesetzen mündet. In diesem Dezember lädt Peru die Delegierten von 196 Staaten in seine Hauptstadt Lima zum Gipfel. Umweltschützern kritisieren die längst ritualiserten Jahresendkonferenzen meist als ergebnislose Farce auf großer Bühne.

Dann könnten wir sie doch gleich ans Theater verlegen, dachten sich wohl die Macher des Berliner Künstlerkollektivs „Rimini Protokoll“. Diesen Freitag feiert ihre Welt-Klimakonferenz am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg Premiere. An vier Abenden diskutieren Delegatierte und Klima-Experten jeweils drei Stunden lang an verschiedenen Stationen im ganzen Theater das gemeinsame Ziel: Die Reduzierung der weltweiten CO2-Emissionen. Die Fachleute hat Rimini Protokoll in monatelanger Recherche ausgewählt. Im echten Leben arbeiten sie unter anderem am Max-Planck-Institut, am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und bei Germanwatch. Die Rolle der Delegierten übernimmt das Publikum – ohne Mitmachtheaterflair, aber mit unterhaltsamer Information über Klimapolitik und Wissenschaft. Unterstützt werden die Abende von Greenpeace Energy und Klimaretter.info.

Das Schauspielhaus ist an diesen Tagen nicht nur Konferenzsaal, sondern auch Arktis, Regenwald und Wüste. Im Sinne des Recyclinggedankens werden die Rauminstallationen zwei Tage nach der Uraufführung als Bühne für den Auftakt der Lesereihe „Die Zukunft ist glänzend – Geschichten vom Weltuntergang“ genutzt.

Die Uraufführung am 21. November ist bereits ausverkauft, weitere Abende finden am 27. November sowie am 5. und 12. Dezember statt.

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