Aktuell


Tiger-Gipfel in St. Petersburg

Eine Zukunft für den Tiger: Positive Signale aus St. Petersburg

Staats- und Regierungschefs bekennen sich zu globalem Tiger-Rettungsplan.
WWF mahnt konkrete Maßnahmen an.


WWF Pressemitteilung, 23.11.10

Frankfurt - Staats- und Regierungschefs sowie hochrangige Minister aller dreizehn Tiger-Verbreitungsstaaten haben sich auf dem Tiger-Gipfel im russischen St. Petersburg klar zu einem globalen Tiger-Rettungsplan bekannt. Auch auf das Ziel, die Bestandszahlen des Tigers bis 2022 zu verdoppeln, konnten sich die Politiker verständigen. Der WWF sprach von einem „historischen Moment für den Artenschutz“, mahnte zugleich zu „schnellen und konkreten Taten“, die den Worten folgen müssten. Vor allem die Finanzierung der akut anstehenden Rettungsmaßnahmen in den kommenden fünf Jahren ist noch nicht gesichert. Von den schätzungsweise 350 Millionen US-Dollar die benötigt werden, wurden auf dem Gipfel 127 Millionen angekündigt. Geberländer wie Deutschland und die USA, aber auch Institutionen wie die Weltbank, Privatpersonen wie Hollywoodstar Leonardo DiCaprio und Organisationen wie der WWF haben bereits finanzielle Zusagen getätigt.

Mit einem nach WWF-Einschätzung durchaus bemerkenswerten Bekenntnis zum Arten- und Umweltschutz beendete Vladimir Putin unterdessen seine Rede auf dem Tiger-Gipfel in St. Petersburg. In einer ersten Reaktion forderte der WWF jedoch auch weitere konkrete Maßnahmen in Russland ein. So müssten illegaler Holzeinschlag und Wilderei gestoppt und das Forstmanagement gestärkt werden. Auch seien Umwelt- und damit zugleich Tiger-Verträglichkeitskontrollen bei Infrastrukturprojekten wie Pipelines und Straßen notwendig. Putin hatte in seiner Rede erklärt, dass sich ein Staat nur auf der Basis von Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit gegenüber der Umwelt und den natürlichen Ressourcen erfolgreich entwickeln könne.

Ein Erfolg sei außerdem eine chinesisch-russische Kooperation. Die beiden Staaten haben sich auf ein grenzüberschreitendes, bi-nationales Tiger-Schutzgebiet in der Amur-Region geeinigt. Auch das ehemalige Tiger Verbreitungsstaaten wie Nord- und Südkorea, Kasachstan und Iran Dialogbereitschaft signalisiert haben und erklärten, sie würden zukünftig gerne wieder eigene Tigerpopulationen vorweisen können, wurde begrüßt.

Das Bundesumweltministerium hat auf dem Gipfel angekündigt, neben vier Millionen Euro für russische Tigerschutzprojekte weitere acht Millionen in Südostasien investieren zu wollen. Der WWF Deutschland und Partner werden noch einmal über vier Millionen Euro in den internationalen Tigerschutz einspeisen. „Das bisher bereitgestellte Geld durch Geberländer und Institutionen genügt noch nicht, um den globalen Rettungsplan umzusetzen, aber der Anfang ist gemacht“, sagte Volker Homes, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland. „Der WWF hofft, dass es bis zum Ende des Gipfels am Mittwoch noch weitere finanzielle Zusagen geben wird.“


Deutschland engagiert sich für Tiger

4 Millionen Euro für Waldschutz im Tigerverbreitungsgebiet

BMU Pressemitteilung, 22.11.10

Der Staatssekretär im Bundesumweltministerium Jürgen Becker hat anlässlich des Internationalen Tigerforums in St. Petersburg, das auf Einladung des russischen Premierministers Putin stattfindet, die Bereitstellung von zusätzlich 4 Millionen Euro für den Waldschutz im Tigerverbreitungsgebiet Russisch-Fernost zugesichert. Deutschland hilft damit im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative, großflächig Waldgebiete als Kohlenstoff-Speicher zu erhalten. Diese Wälder sind auch ein wichtiger Lebensraum gefährdeter Tierarten, in diesem Fall des Sibirischen Tigers. Das Projekt in Sibirien ist ein Beispiel dafür, wie sich Schutz des Klimas und der Biodiversität ergänzen können.

Auf Einladung des russischen Premierministers Vladimir Putin trifft sich im Jahr des Tigers 2010 die internationale Staatengemeinschaft in St. Petersburg zum Internationalen Tiger Forum, um weitere Schutzmaßnahmen für den Tiger und seinen Lebensraum zu konkretisieren. In Anwesenheit von Vladimir Putin, des chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao sowie der Regierungschefs und Minister weiterer Verbreitungsstaaten des Tigers wird im Rahmen der Konferenz ein erweiterter Rettungsplan für den Tiger beschlossen.

Weltweit leben nur noch knapp 3200 Tiger in freier Wildbahn. Sie sind akut vom Aussterben bedroht. Neben Wilderei ist Hauptursache die Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums: Tiger bewohnen heute nur noch 7 Prozent ihres historischen Verbreitungsgebietes. Die großflächige Abholzung von Wäldern verursacht nicht nur einen Verlust der Biodiversität sowie der natürlichen Lebensräume bedrohter Arten, sondern ist auch klimapolitisch ein Problem. Denn Wälder und Böden binden große Mengen an Kohlenstoff, die bei mangelndem Schutz durch Abholzung freigesetzt würden. Das Projekt in Russland demonstriert, wie sich der Schutz und die Wiederherstellung der natürlichen Lebensräume des Tigers mit den Ansprüchen der dort lebenden Bevölkerung in Einklang bringen lassen.

Deutschland unterstützt im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative bereits seit dem Jahr 2008 Waldprojekte und reduziert damit Emissionen insbesondere aus der Abholzung. Auf diesem Wege wurden bislang ca. 9,5 Millionen Euro für den Schutz der natürlichen Lebensräume des Tigers bereit gestellt. Weitere 12,6 Millionen Euro sollen für zusätzliche Maßnahmen bereitgestellt werden.

Der Tiger ist leider auch durch illegalen Fang und Handel innerhalb Asiens bedroht. Die Nachfrage nach "Tigerwein" und andern Tigerprodukten vor allem für fragwürdige Medikamente führt zu einem starken Druck auf die freilebenden Exemplare. Fang und grenzüberschreitender Handel wurden in der Vergangenheit nur unzureichend überwacht und gegebenenfalls geahndet. Deutschland begrüßt, dass am Rande des Tigerforums eine Vereinbarung abgeschlossen wird, die unter Beteiligung unter anderem von Interpol die Staaten im Kampf gegen den illegalen Tierhandel unterstützt.


Vier Millionen Euro für den Tiger

Tiger-Gipfel in St. Petersburg: Deutsches Umweltministerium kündigt neues Schutzprojekt an.
Bikin-Report des WWF: Von Tigern, Kiefernzapfen und Klimaschutz


WWF Pressemitteilung, 22.11.10

Auf dem Tiger-Gipfel in St. Petersburg hat das Bundesumweltministerium am Montag durch Staatssekretär Jürgen Becker bekannt gegeben, die weltweiten Schutzbemühungen mit vier Millionen Euro unterstützen zu wollen. Die Gelder sollen in Projekte im Russischen Fernen Osten investiert werden. „Der internationale Tiger-Schutz braucht finanzielle Unterstützung durch die Industrienationen. Es freut uns sehr, dass die deutsche Bundesregierung ihrer Verantwortung nachkommt“, sagt Frank Mörschel, Russland-Referent beim WWF Deutschland. Die Region im Osten Russlands ist Lebensraum des Amur-Tigers und gilt in weiten Teilen noch als „unberührte Wildnis“. Doch die endlos erscheinenden Wälder haben auch eine globale Komponente: Hier sind etwa 113 Millionen Tonnen CO2 gebunden. Der WWF ist seit 1993 in Russlands Fernem Osten aktiv.

„Das Engagement in Russland verbindet auf einzigartige Weise die Rettung des Tigers mit Wald- und Klimaschutzzielen und der Bewahrung der biologischen Vielfalt. Außerdem wird durch die enge Einbindung der Udegen und Nanaj die traditionelle Lebensweise der indigenen Völker gefördert und erhalten“, erklärte Mörschel anlässlich der Veröffentlichung eines WWF-Reports zur Region rund um den Bikin-Fluss. Dem Bericht zufolge sind die Zapfen der koreanischen Kiefer dabei der Schlüssel zum Erfolg. Aus den Zapfen werden die begehrten und weltweit vertriebenen Pinienkerne gewonnen. Schon zu Sowjetzeiten wurden dafür „Nuss-Sammelzonen“ ausgewiesen, in denen der Holzeinschlag strikt untersagt war. Doch seit der Forstreform im Jahr 2007 wird seitens der lokalen Behörden immer versucht Konzessionen für den Holzeinschlag zu erteilen. Im Jahre 2008 hat der WWF daher in der Bikin-Region eine „Nuss-Sammelzone“ gepachtet. Damit steht eine Fläche von 4.615 km² ursprünglicher Taiga komplett unter Obhut von Ureinwohnern und WWF.

Die in St. Petersburg angekündigten Gelder die das Bundesumweltministerium über die KfW Entwicklungsbank für die Durchführung bereitstellt, sollen für die Einrichtung von 100.000 Hektar neue Waldschutzgebiete verwendet werden. Außerdem kann mit den finanziellen Mitteln das Management von 200.000 Hektar bestehender Schutzgebiete optimiert werden. Auch die forstwirtschaftliche Nutzung von einer Millionen Hektar Wald soll nachhaltig und tigerfreundlich ausgerichtet werden. Gleichzeitig sollen die guten Erfahrungen des Bikin-Projekts auf weitere Nuss-Sammelzonen angewendet und das Management und Sammeln von Waldprodukten wie Pinienkernen, Pilzen und Kräutern durch die Udege und Nanaj soll organisiert werden. Der WWF organisiert den nationalen und internationalen Vertrieb dieser Naturprodukte und den direkten Zugang zu den Märkten, um so der lokalen Bevölkerung Einkommensalternativen zu bieten. „Das Geld soll den Menschen vor Ort helfen, sich selber zu helfen“, sagt Frank Mörschel. Zusätzlich zu den vier Millionen Euro durch die Bundesregierung will der WWF noch einmal 700.000 Euro in das Projekt investieren.

Auf dem Internationalen Tiger Forum in St. Petersburg beraten noch bis Mittwoch hochrangige Politiker und Experten aus aller Welt über das Schicksal des Tigers. Nach WWF-Angaben gibt es weltweit nur noch rund 3.200 Tiger in freier Wildbahn.


Unter Schmugglern: WWF veröffentlicht Undercover-Report

Tiger-Gipfel in St. Petersburg: WWF fordert Staats- und Regierungschefs zu „entschlossenem“ Handeln auf.
Undercover-Report: Niemandsland in Myanmar ist Drehkreuz des Artenschmuggels.


WWF Pressemitteilung, 19.11.10

Frankfurt - Ab Sonntag treffen sich Staats- und Regierungschefs sowie Minister aus allen dreizehn Nationen, in denen heute noch Tiger leben, im russischen St. Petersburg zum Internationalen Tiger Forum (21. -. 24. Nov.). Es soll beraten werden, wie das Aussterben der majestätischen Großkatzenart noch verhindert werden kann. „Zum ersten Mal treffen sich Regierungschefs zu einer internationalen Konferenz, um über das Schicksal einer einzigen Tierart zu sprechen“, sagt Volker Homes, Leiter WWF Artenschutz und bewertet die Konferenz daher auch als einen „historischen Moment“ für die weltweiten Naturschutzbemühungen.

Anlässlich des Gipfelauftakts veröffentlichten der WWF und das Artenschutzprogramm TRAFFIC einen Undercover-Report zum illegalen Handel mit Produkten aus Tigern und anderen asiatischen Großkatzenarten. Demnach stellen vor allem die Märkte in der Grenzregion zwischen Myanmar, China und Thailand ein Drehkreuz des internationalen Arten-Schmuggels dar. Wie Filmaufnahmen des WWF belegen, werden auf Schwarzmärkten Teile von Tigern offen angeboten, scheinbar ohne Angst vor Aufdeckung. „In diesen Regionen haben Behörden und die zentralen Regierungen offenbar keinen Einfluss. Hier herrschen lokale Führer, die mir ihren Milizen ihre eigenen Gesetze durchsetzen“, sagt Volker Homes. Die illegalen Märkte ziehen vor allem Touristen aus China an, die sich dort mit Tiger-Medizin, Glücksbringern aus Tigerkrallen oder mit Fellen eindecken. „Wer das Überleben der Tiger sichern will, muss diese Schwarzmärkte austrockenen“, sagt Homes. Das Ausmaß des illegalen Handels in der Region rund um Myanmar zeige, wie wichtig ein entschlossenes Vorgehen seitens der Regierungen und Behörden gegen Wilderer und Schmuggler sei, so der WWF.

„Die Staats- und Regierungschefs der Tiger-Länder müssen auf dem Gipfel den vorliegenden globalen Rettungsplan für den Tiger bestätigen und eine Deklaration unterzeichnen, in der sie sich zu dem Ziel bekennen, die Zahl der wilden Tiger bis 2022 zu verdoppeln“, fordert Homes. Darüber hinaus erwartet der WWF, dass sich die einzelnen Staaten auch klare und vor allem überprüfbare Ziele auf nationaler Eben setzen. Zu deren Umsetzung sei allerdings die verbindliche Unterstützung von Geldgebern notwendig, so der WWF. Auch Vertreter der deutschen Bundesregierung und zahlreicher weiterer Staaten, wie etwa die USA, Frankreich und Südkorea, der Vereinten Nationen und der Weltbank werden nach St. Petersburg reisen, um im „Jahr des Tigers“ endlich die weltweite Wende in den Schutzbemühungen einzuleiten. Aus Deutschland nimmt neben dem WWF und dem Bundesumweltministerium auch die KfW Entwicklungsbank an dem Tiger Gipfel teil.




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