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AKTION zu Philippinen

Umwelt-Drama auf den Philippinen: Die Unesco schaut zu – und schweigt

"Rettet den Regenwald" e.V. Pressemitteilung, 27.1.11

Er hat für die Bewahrung seiner Heimat gekämpft – doch er konnte den Kampf nicht mehr gewinnen. Der Umweltschützer und Radio-Journalist Gerry Ortega wurde erschossen, als er am Morgen des 24. Januar seinen Sender DWAR Palawan verließ. Seine Weggefährten von der lokalen Umweltschutz- und Menschrechtsorganisation ALDAW haben keinen Zweifel: Ortega wurde ermordet, weil er öffentlich und immer wieder seine Stimme erhoben hat gegen die Bergbaupläne der Regierung, die die geschützten Regenwälder der Insel Palawan und die Lebensquelle der indigenen Bevölkerung zerstören. Palawan Island ist die drittgrößte Inselgruppe der Philippinen – und ein Hotspot der Artenvielfalt; zu ihr gehören auch 49 Tier- und 56 Pflanzenarten, die laut der internationalen Artenschutzorganisation IUCN weltweit vom Aussterben bedroht sind.

Der Wert der Flora und Fauna ist für die Menschheit so bedeutend, dass die Unesco die gesamte Provinz Palawan Island 1990 zum Biospähren-Reservat erklärt hat – eine vielfältige Naturlandschaft aus tropischen Regenwäldern, Bergland, Mangroven und Korallenriffen. Der spektakuläre Tubbataha Reef Marine Park sowie die Karstlandschaft des Puerto-Princesa Subterranean River Nationalparks wurden von der Unesco sogar zum Welterbe erhoben.

Im Süden der langen Hauptinsel leben die Indigenen vom Volk der Palawan zum Teil zurückgezogen von der Außenwelt und ernähren sich durch die Jagd und das Sammeln von Früchten. 1992 wurde unter der Führung der Unesco ein strategischer Umweltplan entworfen (SEP/Strategic Plan for Palawan), der die nachhaltige Entwicklung fördern soll – unter Berücksichtigung des Naturschutzes und der Lebensweise und Zustimmung der Bevölkerung.

Er weist u. a. Kernzonen, also absolute Schutzgebiete, aus als auch Regionen, die nur begrenzt genutzt werden dürfen. Das SEP-Programm wurde von der Europäischen Union unterstützt, die in ihr Tropenwaldschutzprogramm (PTFPP/Palawan Tropical Forestry Protection Programme) zwischen 1995 und 2004 17 Millionen Euro investierte.

Ein kritisches Umwelt-Netzwerk (ECAN/Environmental Critical Areas Network) soll das abgestufte System von Schutz und Entwicklung überwachen. Es untersteht der Behörde für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung (PCSD/Palawan Council for Sustainable Development) – also der Regierung von Palawan. Und genau diese Behörde will das 1995 beschlossene nationale Bergbauprogramm zum Abbau von Nickel und Chrom intensivieren – und den größten Bergbauunternehmen des Landes Konzessionen erteilen.

Die Konzerne Macro Asia Mining Corporation und Ipilan Nickel Mining Corporation besitzen Claims in den geschützen Gebieten, die sie bereits nutzen. Zum Beispiel in den Bergwäldern von Brooke’s Point, die von der indigenen Bevölkerung bewohnt werden, und auch in den Gantong Wasserschutzgebieten. Die Rio Tuba Nickel Mining Corporation wiederum baut Straßen in den Bulanjao-Bergzug und zerstört damit einen absoluten Hotspot der Artenvielfalt. Das alles hat das indigene Netzwerk ALDAW mit Kamera und GPS und mit einem Video dokumentiert: http://participatorygis.blogspot.com/2011/01/macroasia-and-plundering-of-protected.html. Video: http://vimeo.com/19046439.

Die Regierung von Palawan und den Philippinen missachtet internationale Vereinbarungen zum Naturschutz und das Recht der Bevölkerung auf Mitbestimmung. „Mehrfach haben wir die Unesco darauf angesprochen, dass Politiker und Konzerne dabei sind, das Biosphären-Reservat zu zerstören,“ sagt ein ALDAW-Sprecher. Eine Antwort bekamen sie nie.

Am 28. Januar will der Gouverneur von Palawan endgültig darüber entscheiden, ob er den Konzernen Macro Asia und Ipilan Nickel uneingeschränkt grünes Licht zum Bergbau in den geschützten Gebieten erteilen will.

Die Unesco muss unverzüglich handeln – um ihren Ruf als anerkannte Bewahrerin von Natur- und Kulturschätzen nicht zu verspielen. Und um den einzigartigen Lebensraum von Palawan nicht kurzsichtigen Politikern und geldgierigen Konzernen zu opfern. Und damit der Kampf des ermordeten Gerry Ortega nicht vergeblich war.

Bitte schreiben Sie an die Generaldirektorin der Unesco Irina Bokova und bitten sie um sofortige Intervention.

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Anti-Bergbau Aktivist auf den Philippinen erschossen 28 Januar

Survival International Deutschland e.V., 28.1.11

Der Anti-Bergbau Aktivist Dr. Gerry Ortega wurde auf den Philippinen ermordet. Vor vier Tagen erschoss man Ortega auf den Palawan Inseln.

„Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich um einen politisch motivierten Rachemord,“ sagte Bürgermeister Edward Hagedorn gegenüber Journalisten. Nach Angaben seiner Familie, hatte Ortega Todesdrohungen erhalten. Ein Mann wurde festgenommen.

Der Abbau von Nickel auf den Palawan Inseln droht das angestammte Land der indigenen Palawan Bevölkerung auf den Inseln zu zerstören. Dr. Ortega hatte sich offen gegen den Abbau ausgesprochen und Korruption in der Regierung in Zusammenhang mit der Bergbauindustrie aufgedeckt.

Gegen den Willen der indigenen Bevölkerung hatte die lokale Regierung im Dezember Lizenzen zum Bergbau auf dem Gebiet der Palawan an zwei Unternehmen vergeben. MacroAsia und Ipilan Nickel Mining Corporation erwarten nun die endgültige Genehmigung durch den Gouverneur der Insel, die für Ende Januar erwartet wird.

Die geplanten Minen werden die Wälder zerstören, von denen die Palawan leben. Das indigene Volk mit circa 40.000 Mitgliedern lebt vom Wanderfeldbau, bei dem kleine Waldstücke abgeholzt werden um Nahrung anzubauen, bevor sie weiterziehen damit der Wald sich erholen kann. Sie jagen Wildschweine und sammeln und verkaufen Harz, Rattan und wilden Honig.

Artiso Mandawa von der lokalen Indigenen-Organisation ALDAW (Ancestral Land/Domain Watch) hat ebenfalls wiederholte Morddrohungen erhalten. „Ich werde weiter für mein Volk und mein Land kämpfen, bis der Präsident der Philippinen diese Bergbauinvestitionen stoppt, die für die indigene Bevölkerung einem Genozid gleichkommen,“ sagte Mandawa.

Survival fordert den Gouverneur der Palawan Inseln dazu auf, Bergbau auf indigenem Land ohne die Zustimmung der indigenen Bevölkerung nicht zu erlauben.




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