Aktuell


G20-Afrikagipfel

Unvollendeter Plan für Afrika

WWF zum G20-Afrikagipfel in Berlin: Afrika braucht mehr als private Investitionen

WWF Pressemitteilung, 12.6.17

Berlin: Am 12. und 13. Juni findet in Berlin der G20-Afrikagipfel statt. Der WWF begrüßt die gewachsene Aufmerksamkeit für Europas Nachbarkontinent, der überdeutliche Fokus auf private Investitionen berge jedoch das Risiko, dass sich Fehlentwicklungen wie in Asien oder Lateinamerika wiederholen. Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland, kommentiert:

„Afrika und seine Bewohner brauchen dringend eine echte Perspektive für Wohlstand und Frieden. Es ist daher zu begrüßen, dass die Bundesregierung die G20-Präsidentschaft nutzt, um die Entwicklung des afrikanischen Kontinents wieder auf die Agenda zu setzen. Sowohl die Afrikakonferenz als auch der „Marshallplan mit Afrika“ setzen dabei vorrangig auf private Investitionen. Um zu verhindern, dass die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas zu exzessiver Naturzerstörung wie in Asien und Südamerika führt, muss der Nachhaltigkeit und dem Naturerhalt von vornherein große Bedeutung beigemessen werden. Die Themen Umweltschutz, nachhaltige Entwicklung, Wilderei oder die Folgen des Klimawandels, unter dem Afrika wie kaum ein anderer Kontinent leiden wird, sind unterrepräsentiert.

Ein Großteil der Menschen Afrikas lebt in ländlichen Regionen von der Subsistenzwirtschaft. Schon heute ist die Lebensmittelversorgung angespannt und mit dem starken Bevölkerungswachstum steuert der Kontinent auf eine große Hungerkrise zu. Eine Modernisierung und nachhaltige bodenschonende Ausgestaltung der Landwirtschaft ist dringend erforderlich. Insbesondere bei der Ausweitung der Anbauflächen ist darauf zu achten, dass diese nicht zu einer Verdrängung der lokalen Bevölkerung und zur Zerstörung von Afrikas einzigartiger Natur führt.

Positiv ist, dass der Aufbau dezentraler Versorgung mit erneuerbaren Energien ein Schwer-punkt des Marshallplans ist. Afrikas Angebot an natürlichen Energiequellen ist hervorragend. Gezielte Investitionen in diesem Bereich könnten dem Kontinent eine enormen technischen Fortschritt und auch Gewinn an Wohlstand bringen, ohne seinen Bewohnern ein gefährliches Erbe zu hinterlassen.“


Ausverkauf abgebremst

Tansania erteilt Bergbau im Selous Absage
WWF: Afrikas größtes Schutzgebiet und Weltnaturerbe bleibt gefährdet


WWF Pressemitteilung, 8.6.17

Berlin: Die tansanische Regierung hat angekündigt, im Schutzgebiet Selous keinen Bergbau zu genehmigen. Das geht hervor aus einer Antwort der Regierung auf einen Bericht der Unesco, der sich mit der Gefährdung des Weltnaturerbes beschäftigt. Der WWF lobt die Entscheidung, warnt jedoch vor anderen Bedrohungen, denen Afrikas größtes Schutzgebiet weiterhin ausgesetzt ist: „Der Selous ist durchzogen von bereits erteilten Konzessionen für die Öl- und Gasförderung. Eine Uranmine am Rande des Gebiets befindet sich bereits in der Erkundung. Zusätzlich tauchen immer wieder Pläne für einen riesigen Staudamm auf. Würde auch nur ein Bruchteil dieser massiven Industrialisierung realisiert, wäre eines der letzten großen Wildnisgebiete unwiederbringlich verloren“, sagt Johannes Kirchgatter, Ostafrika-Referent des WWF Deutschland.

Bis vor kurzem hatte die tansanische Regierung noch 48 Bergbaukonzessionen ausgewiesen, die weite Flächen des Schutzgebietes für die Suche nach mineralischen Bodenschätzen geöffnet hätten. Das hat die Regierung in ihrer Erklärung nun ausgeschlossen. Gleichzeitig erteilte die Regierung der Vergabe weiterer Konzessionen für den Bergbau eine Absage. Davon unberührt sind mehrere Öl- und Gaskonzessionen, die rund 75 Prozent der Fläche des Schutzgebietes überlappen. Insbesondere die Konzession in Kilosa-Kilombero im Westen des Ökosystems wurde bereits intensiv untersucht. Im Herbst 2017 soll hier die Ölförderung beginnen. Bei einem Zwischenfall ist laut WWF mit der großflächigen Verschmutzung des Selous zu rechnen. Die Bohrstellen liegen in einem international bedeutenden Ramsar-Feuchtbiotop, aus dem das Reservat einen Großteil seines Wassers bezieht.

Bereits in der Planungsphase befindet sich ein Staudamm – direkt in der laut WWF besonders sensiblen Schlucht Stiegler’s Gorge. Im Falle seiner Realisierung würde er rund 1.000 Quadratkilometer des Schutzgebiets dauerhaft überfluten, was etwas mehr als der Fläche Berlins entspricht. „Die Industrialisierung gefährdet eines der letzten großen Wildnisgebiete der Welt. Sollten die Pläne umgesetzt werden leidet jedoch nicht nur die Natur. Für die Menschen vor Ort entstehen kurzfristig ein paar Hilfsjobs, während der große Profit woanders hinfließt. Was den Menschen langfristig bleibt ist eine zerstörte Umwelt und die genommene Chance auf eine nachhaltige Entwicklung im Einklang mit der Natur, zum Beispiel im Tourismus“, so Johannes Kirchgatter.


Klimaexperte: Afrika braucht "Grüne Mauer"

Die Sahara frisst sich immer weiter in den afrikanischen Kontinent. Ein 7775 km langer Waldgürtel soll die Wüstenbildung stoppen. Das Projekt ist umstritten. Doch Klimaexperte Hans-Josef Fell sieht keine andere Lösung. Von Gwendolin Hilse, Deutsche Welle, 13.6.17

http://www.dw.com/de/klimaexperte-afrika-braucht-gr%C3%BCne-mauer/a-39213545


Kenia: Sieg für die Ogiek in historischem Gerichtsurteil

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 7.6.17

In einem Grundsatzurteil hat der Afrikanische Gerichtshof für Menschenrechte entschieden, dass die wiederholte Vertreibung der Ogiek von ihrem angestammten Land eine Rechtsverletzung durch die kenianische Regierung darstellt.

Das Gericht stellte fest, dass die Regierung sieben Artikel der Afrikanischen Charta (Banjul-Charta) verletzt hat und verurteilte sie dazu, „alle erforderlichen Maßnahmen” zu ergreifen, die Rechtsverstöße zu beseitigen.

Die Ogiek hatten die Regierung verklagt wegen der Verletzung ihres Rechts auf Leben und ihrer Rechte auf natürliche Ressourcen, Religion, Kultur, Besitz, Entwicklung und Gleichbehandlung.

Der Fall wurde vor acht Jahren vom Ogiek Peoples Development Program (OPDP), dem Center for Minority Rights Development (CEMIRIDE) und der Minority Rights Group International vor Gericht gebracht.

Daniel Kobei, Geschäftsführer des OPDP sagte: „Für die Ogiek ist dies ein historisches Ereignis. Die Problematik der Ogiek-Landrechte wurde endlich gehört, und der Fall hat den Ogiek ermöglicht, sich wahrgenommen zu fühlen… Das ist eine Gelegenheit für die Regierung, den Mau[-Wald] und die Würde der Ogiek wiederherzustellen“.

Die Ogiek sind ein Jäger- und-Sammler-Volk, das seit jeher im Mau-Wald im kenianischen Rift Valley lebt. Seit Kolonialzeiten leiden sie unter Diskriminierung und Vertreibungen von ihrem Land.

Große Teile des artenreichen Ogiek-Waldes wurden von Außenstehenden zerstört und in Abholzungsflächen umgewandelt. Einige Regierungsmitglieder versuchten sogar die Vertreibung der Ogiek mit Naturschutzes zu rechtfertigen, indem sie das Volk fälschlich beschuldigten, den Wald zu zerstören.

Die Vertreibungen sind oft gewaltsam. Angehörige der Ogiek wurden getötet oder haben ihre Häuser durch Brandstiftung verloren. Sie wurden niemals zu den Vertreibungen angehört und haben nie eine Entschädigung erhalten.

Im Mai hatte ein UN-Gremium seine Besorgnis über die Behandlung von Jäger-und-Sammler-Völkern in Kenia geäußert und die Regierung dazu aufgerufen, „die gesetzliche Anerkennung der kollektiven Rechte der Sengwer, Endorois, Ogiek und anderer indigener Völker auf Besitz, Entwicklung, Selbstbestimmung und die Nutzung ihres Landes, ihrer Ressourcen und ihrer gemeinschaftlichen Gebiete zu gewährleisten“.

Es bleibt zu hoffen, dass dieses Urteil einen bedeutenden Präzedenzfall für andere Fälle indigener Landrechte in Afrika schafft.




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