Bräuche


Mitteleuropäische Bräuche


(Osemalizunft Tannheim)

Fasnacht

(Text vom Narrenspiegel)

Fasnacht - das ist für viele die Faszination des Rollenspiels, der Vermummung, des Andersartigen, für manchen die schönste Zeit des Jahres, ein Jungbrunnen, aus dem man neuen Schwung und Lebensmut gewinnen kann, bedeutet ein Ausbrechen aus dem Alltag, aus der gewohnten Ordnung, das Aufheben von Schranken, sein wahres Gesicht zeigen und dabei dennoch die Anonymität gegenüber dem Zuschauer wahren, gemeinsam mit andern feiern, ein Stück Gestern herübergerettet in die "High-Tech"-Welt von heute, verbunden mit den unterschiedlichsten Gefühlen von Lebensfreude über Geborgenheit bis hin zu Wehmut und Ergriffenheit.

So läßt sich schlagwortartig die heutige Wesensart der Fasnacht umreißen - doch beim näheren Hinsehen kann man feststellen, daß die Fasnacht auch heute noch ein symbolbefrachtetes Brauchfest ist, wenn auch den meisten Aktiven und Zuschauern der ursprüngliche, tiefere Sinngehalt sowie die überkommene Symbolik verschlossen bleibt und die Ansicht weit verbreitet ist, die Fasnacht habe ihren Ursprung in heidnischen Fruchtbarkeits- und Winteraustreibungsritualen. Dies wird jedoch, zumindest was die Kontinuität der Brauchtradition anbelangt, durch die Ergebnisse der jüngeren Fastnachtsforschung, die die Wurzeln vielmehr im (späten) Mittelalter sieht, widerlegt, ohne den damaligen Rückgriff auf bestimmte vorchristliche Festbräuche, wie z.B. die römischen Saturnalien, durchweg abstreiten zu wollen. (...)


(Cannstatter Felben)

Die ältesten, schon im späten Mittelalter urkundlich belegten Fasnachtsgestalten sind der "Teufel", die Verkörperung des Bösen schlechthin, und sein Abkömmling, der dämonenhafte "Wilde Mann", meist eine Art Waldmensch. Beide treten auch heute noch während der Fasnacht in unterschiedlicher Form in Erscheinung. Die nach mittelalterlicher Vorstellung ebenfalls dem Teufel nahestehenden Figuren der unheimlichen "Wilden Frau" und des häßlichen "Alten Weibes", aus denen sich, allerdings wohl erst nach Ende der Hexenprozesse, die "Hexe" entwickelt haben dürfte, werden auch schon zu jener Zeit erwähnt. Dabei war es damals offensichtlich durchaus üblich, daß gerade Teufelskleider auch aus dem Kirchenfundus für geistliche Spiele und Prozessionen zu Fasnachtszwecken ausgeliehen wurden oder auch umgekehrt. Teure Verkleidungen konnten sich die wenigsten leisten, so daß oft fast alles, was Wäschetruhe und Kleiderschrank hergaben, sowie Naturalien Verwendung fanden.


Narrenspiegel, das Portal zur fünften Jahreszeit.

Fasnet-Forum für Süddeutschland und die Schweiz.

www.fasnet.de, Ihr Narrentreffpunkt im Internet.

Maskenschnitzer aus Freiburg, aus Elzach, aus dem Schwarzwald und eine österreichische Maskenseite.

Buch: Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Werner Mezger.




Schiachperchten

In den 12 Raunächten, von 25. Dezember bis 6. Januar, fanden und finden alle Jahre wieder die Perchtenläufe in vielen Gemeinden des Salzkammergutes statt. Dabei maskierten sich Angehörige von Brauchtumsvereinen zu furchterregenden Gestalten und zogen durch die Dörfer von Haus zu Haus. Dabei trugen sie Selbstgeschnitzte Holzmasken, Felle und Leder. Sie schlugen auf ihre Trommeln, spielten die Teufelsgeige und ihr Glockenspiel. Die Gestalten wurden auch "Waldmandl" und "Schiachperchten" genannt. Unter diesem Trommel- und Teufelsgeigenlärm, sowie unter lautem Geschrei, sollten die Winterdämonen vertrieben werden, damit der Frühling kommen konnte.

Die Raunächte wurden auch Los- oder Orakelnächte genannt. Dabei stand eine Raunacht für einen Monat des Folgejahres. Das heißt: Wenn die erste Raunacht (25./ 26. Dezember) schlechtes Wetter brachte, dann wurde auch der Januar schlecht. Bei der zweiten Raunacht war der Februar dran, bei der dritten der März und so weiter.
Aus Weihnachtsbräuche.


Beispiel für eine Tiroler Fasnacht mit "Wilden".

Buch: Die großen Fasnachten Tirols. Hans Gapp.




Pfingstritt

Termin: Von Samstag vor bis Sonntag nach Pfingsten in Kötzting, Bayern
Für Namen und Entstehung des Kötztinger Pfingstrittes gibt es mehrere Erklärungen. Die älteste bezieht sich auf das Jahr 1412 und erzählt, wie der Kötztinger Pfarrherr zu einem sterbenden Bauern ins sechs Kilometer entfernte Steinbühl gerufen wurde. Da die Wälder damals von wilden Tieren und Räubern bevölkert waren, begleiteten ein paar Kötztinger Burschen den Pfarrer auf seinem gefährlichen Weg zu dem Schwerkranken. Nach glücklicher Rückkehr gelobten sie, diesen Ritt alle Jahre zu wiederholen. Nachdem der Pfingstritt wie andere Umritte und Bittgänge Anfang des 19. Jahrhundert verboten worden war und 1819 in Kötzting eine Viehseuche ausbrach, entsannen sich die Bürger wieder ihres Gelöbnisses und baten das katholische Pfarramt, "diesen Bittgang als erneuertes Verlöbnis zu Pferd am Pfingstmontag...gefälligst wieder einzuführen". Eine andere Quelle bezieht sich auf die volkstümliche Bezeichnung "Pfingstl"-Ritt. Der Pfingstl, eine Art Waldschrat und Symbolgestalt im Grün des Sommers, ist ein Stück heidnischer Naturvergötterung. Früher wurde er mit Wasser begossen, um sein grünes Kleid zur fruchtbaren Entfaltung zu bringen. Oder er wurde in den Bach geworfen, um mit ihm den Rest des Winters zu vertreiben.
Aus Volksfestseite.

Weiteres Beispiel für bayerischen Pfingstl-Brauch.


Der Pfingstbaum

In den Bereich der Frühjahrsbräuche gehören auch Pfingstbäume und laubumhüllte Maskengestalten. Der Pfingstbaum hat in seiner Bedeutung denselben Hintergrund wie der bekanntere Maibaum, der, bis zum Wipfel entastet, von einem Kranz gekrönt und von Bändern und Fahnen geschmückt wird. Wie grüne Zweige, Kränze und Bäume Sinnbilder für Fruchtbarkeit sind, so fand diese in Thüringen oft auch in laubumhüllten Personen ihren Ausdruck. Die Gestalten trugen Namen wie Laubmann, Laubkönig, grüner Mann, Froschkönig, Maikönig, Graskönig oder Lattichkönig. Eine ähnliche Gestalt ist der mit Farnkräutern geschmückte Pfingstkönig, den man im Raum Baden-Baden kennt. Er gilt als Glücksbringer und begleitet die Dorfbuben bei ihrem Rundgang von Haus zu Haus, auf dem sie um kleine Gaben betteln.
Aus einer Seite über Pfingstbrauchtum.



Maibaum

Um den Maibaum, der am ersten Mai aufgestellt wird, spielen sich verschiedenste Bräuche ab. Dazu gehören die Maibaumbeschaffung aus dem Wald, seine Entrindung, das Schmücken, Aufstellen und Bewachen, aber auch die sportlich-spielerische Entwendung des Maibaums einer Nachbargemeinde und die Feier seiner Auslösung mit Freibier durch die Besitzer. Neben bemalten Maistangen, deren Wipfel naturbelassen, bekränzt oder mit einer Krone ausgezeichnet sind, gibt es, besonders im Gebiet südlich von München, Maibäume mit Figurenschmuck, der Häuser, Kirchen, Handwerkszeuge, Tanzpaare oder religiöse Motive abbildet und seitlich am Stamm befestigt wird.

Nachweisbar sind solche Maibäume erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts, während die glatte Maistange, die ja oft auch im Wettkampf noch erklettert werden muß, schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts belegt ist. Noch älter ist der Brauch, einen eingewurzelten Baum zum Zeichen der Tanzfreiheit zu schmücken, und ihn zum Austragungsmittelpunkt für Spiele und Tänze zu erwählen. Regelmäßige, termingebundene Maibaumbräuche kamen später infolge des 30-jährigen Krieges auf. In jener Zeit stellten die Soldaten am ersten Mai Ehrenbäume für Offiziere, Fürsten oder hohe Gemeindevertreter auf, wofür Maibier ausgeschenkt und andere Vergünstigungen gewährt wurden.

Während der Maibaum bei den Predigern der Gegenreformation freundliche Anerkennung fand, stieß er bei den evangelischen Theologen und Aufklärerfürsten auf Ablehnung. Verschärfte Forstbestimmungen brachten den Brauch vielerorts zum Erliegen. Nach einem erneuten Aufschwung im 19. Jahrhundert wurde der Maibaum nach dem Ende des ersten Weltkrieges zur Modeerscheinung und erlebte seine weiteste Verbreitung mit der Propaganda der Nationalsozialisten, die den Maibaum zum Sinnbild der erwachenden Natur erklärten.

Für Tirol gelten folgende Besonderheiten: nach dem zweiten Weltkrieg kam der Brauch, der wohl noch an die Herrschaft der Nationalsozialisten erinnerte, zum Erliegen und starb in den 60-er Jahren völlig aus. Erst Mitte der 70-er Jahre wurde er wiederaufgenommen und wird seitdem regelmäßig gepflegt. Belebt wurde der Brauch in vielen Orten - wie etwa Aurach, Jochberg und Kitzbühel - durch die Landjugend, in St. Johann hingegen durch den Fremdenverkehrsverband. Hier weist der Maibaum auch ein anderes Aussehen auf, als in anderen Teilen Tirols: er ist zwar auch ganz von der Rinde befreit, besitzt aber keinen Wipfel und kein Reisiggewinde. Dafür zieren ihn verschieden große Kränze und ein Trachtenpärchen, wie es in Bayern üblich ist.
Von der Universität Innsbruck.


Geschichte des Maibaums.

Geschichte des Maibaums (Schülerseite).

Weitere Maibaumseite.

Buch: Der Maibaum. Geschichte und Geschichten um ein beliebtes Brauchtum. von Hans Meinl, Alfons Schweiggert


Aus der easy.wdss.de, gedruckt am: Fr, 19.04.2024 © easy.wdss • Besuchen Sie die www.weitblick.net unter www.weitblick.netBildschirm-Version

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