AktuellTag der biologischen Vielfalt
NABU: Agrarwüsten statt artenreiche Wiesen und WeidenTschimpke: Bekassine, Kiebitz und Knabenkraut verlieren LebensraumNABU Pressemitteilung, 21.5.13 Berlin Anlässlich des Internationalen Tages der biologischen Vielfalt (22.5.) hat der NABU auf den anhaltend dramatischen Verlust von artenreichem Grünland in Deutschland hingewiesen. Wiesen und Weiden sind durch europäisches Recht besonders streng geschützt, dennoch wird dieser wichtige Lebensraum für den aktuellen „Vogel des Jahres“, die Bekassine, und viele weitere Tier- und Pflanzenarten immer noch zerstört. „Es ist ein Versagen der Agrarpolitik, dass unsere Bauern das naturschutzfachlich wertvolle Grünland nicht länger erhalten können. Hier brauchen wir dringend einen Kurswechsel“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Vom NABU erhobene Daten aus EU-rechtlich geschützten Fauna-Flora-Habitat-Gebieten (FFH) in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zeigten, dass innerhalb von fünf Jahren durchschnittlich 35 Prozent Grünland verloren gingen, in manchen Gebieten sogar bis zu 54 Prozent. Die Gründe dafür liegen vor allem in der Intensivierung, Beweidung und Umwandlung der Grünlandflächen in Ackerland. Auch in Norddeutschlands EU-Vogelschutzgebieten wurden ähnliche Verluste registriert. So ist in Niedersachsen der Anteil an Grünland in den Schutzgebieten in den vergangenen zwölf Jahren um 31 Prozent gesunken. Der hohe Intensivierungsdruck im Grünland ergibt sich aus niedrigen Preisen für Milch und Rindfleisch sowie zunehmend auch aus der Förderung der Biogaserzeugung. Wiesen und Weiden sind ein aus Naturschutzsicht bedeutender Lebensraum. Etwa 50 Prozent aller in Deutschland vorkommenden Pflanzenarten wie Knabenkräuter, Wiesenbocksbart oder Schlangenknöterich sind diesen Flächen zuzuordnen. Zudem ist Grünland auch als Lebensraum für Wiesenbrüter unersetzlich. Vielerorts wird es jedoch selbst innerhalb von Schutzgebieten in Äcker umgewandelt. „Es ist nicht verwunderlich, dass Bekassine, Kiebitz und Uferschnepfe immer seltener werden. Hier sind vor allem die Länder in der Pflicht, für den Erhalt der Grünländer zu sorgen“, so Tschimpke. Fehlende Schutz- und Managementmaßnahmen vor Ort sowie ein eklatanter Finanzmangel für das EU-Schutzgebietsnetz Natura 2000 drohten auch die Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung zum zahnlosen Papiertiger zu machen. „Erhebliche Verschlechterungen des Erhaltungszustands von europäisch streng geschütztem Grünland sind rechtlich nicht vertretbar“, so Tschimpke. Der NABU prüfe daher juristische Schritte gegen diese politisch subventionierte Naturzerstörung. Von der Bunderegierung fordert der NABU, sich bei den laufenden Haushaltsverhandlungen der EU für eine ausreichende Finanzierung von Natura 2000 stark zu machen. Süßwasserfische besonders gefährdetStör ist "Leitfisch für bedrohte Arten"BUND Pressemitteilung, 21.5.13 Berlin: Zum Internationalen Tag der biologischen Vielfalt (22. Mai), der in diesem Jahr unter dem Motto "Wasser und Biodiversität" steht, hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auf die besondere Gefährdung der Süßwasserfische in Deutschland und Europa hingewiesen. Von den 89 in Deutschland beheimateten Fischarten sei rund ein Viertel im Bestand bedroht. Von den über 500 in Europas Flüssen und Seen lebenden Fischarten seien es sogar 40 Prozent. "Am stärksten bedroht sind Fische, die weite Entfernungen zu ihren Laichplätzen zurücklegen müssen, damit ihre Population überleben kann. Dazu gehören u. a. Störe, Neunaugen, Lachs, Aal, Ziege und Maifisch", sagt der BUND-Wasserexperte Sebastian Schönauer. An größeren Flüssen und Nebenflüssen in Deutschland müsse mehr getan werden, um die früheren natürlichen Gegebenheiten wiederherzustellen und die Durchgängigkeit für wandernde Fischarten zu verbessern. Der Schutz der Natur dürfe an der Wasseroberfläche nicht aufhören, fordert Schönauer. "Verantwortlich für den Rückgang der Fischpopulationen sind Querbauwerke wie Wehre, Wasserkraftanlagen, Schleusen, der Ausbau der Flüsse u. a. für die Schifffahrt, die Landwirtschaft, aber auch Gewässerverschmutzungen und Überfischung. Deshalb ist es erforderlich, dem Natur- und Gewässerschutz mehr Gewicht zu verleihen und die Lebensräume der verschiedenen Fischarten wieder in einen Zustand zu bringen, der ihr Überleben garantiert", sagte der BUND-Wasserexperte. Inzwischen ausgestorbene Süßwasserfische wie der Rhein-Schnäpel sowie die früher ausschließlich im Bodensee lebenden Tiefseesaiblinge und Kilche seien warnende Beispiele für die Gefährdung der Fischarten in Deutschland. Der BUND-Experte verwies auf die besondere Bedeutung des Störs für den Schutz weiterer Fischarten. "Der Stör ist gewissermaßen Leitfisch für andere Fischarten. Das heißt, wenn seine Population auf Grund besserer Lebensbedingungen und höherer Durchgängigkeit in den Flüssen wächst, dann werden davon viele Fischarten profitieren. Kommt der Stör auf seinen Wanderungen durch Flüsse und Ströme ohne Behinderungen voran, dann steigen auch für alle anderen kleineren Fischarten die Entwicklungschancen", sagte Schönauer. Als ein positives Beispiel für eine verbesserte Stör- bzw. Fischdurchgängigkeit nannte Schönauer die an der Unterelbe am Wehr Geesthacht errichteten Fisch-Aufstiegshilfen. Der BUND-Experte forderte, nun auch die Durchgängigkeit für den Stör in allen größeren Nebengewässern der Elbe wiederherzustellen. Gute Chancen zur Wiederansiedlung des Störs gebe es in Havel, Spree, Saale und Mulde. » zurück |
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