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Aktuell

Sonderbericht des Klimarates

Wissenschaftler warnen vor UN-Gipfel: Klimawandel "schlägt härter und früher zu" als prognostiziert

UNRIC Pressemitteilung, 23.9.19

Führende Klimaforscher haben am Sonntag einen Bericht veröffentlicht, der zeigt, dass in den letzten Jahren der Anstieg des Meeresspiegels, die Erwärmung des Planeten, das Schrumpfen der Eisdecke und die Kohlenstoffbelastung zugenommen haben. Ein ernüchternder Aufruf zum Handeln für alle politischen Führer, die sich heute zum Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York treffen.

Der wegweisende Bericht, der auf dem UN-Klimagipfel vorgestellt wird, unterstreicht die offensichtliche und wachsende Kluft zwischen den vereinbarten Zielen zur Bekämpfung der globalen Erwärmung und der tatsächlichen Realität. Der von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) erstellte Bericht, enthält Einzelheiten zum Klimazustand und zeigt Trends bei den Emissionen und der atmosphärischen Konzentration der wichtigsten Treibhausgase auf.

Er unterstreicht die Dringlichkeit grundlegender sozioökonomischer Transformationen und Maßnahmen zur Eindämmung des CO2-Ausstoßes in Schlüsselsektoren wie Landnutzung und Energie, um einen gefährlichen globalen Temperaturanstieg mit potenziell irreversiblen Auswirkungen abzuwenden. Außerdem werden Hilfsmittel zur Unterstützung von Schadensbegrenzung und Anpassung untersucht.

Die Einschätzung der Klimaexperten und wissenschaftlichen Organisationen erfolgt nicht nur vor dem Hintergrund des UN-Gipfels, sondern auch vor dem Hintergrund des globalen „Klimastreiks“ der vergangenen Woche, bei dem Millionen von jungen Menschen weltweit auf die Straße gingen. Sie forderten echte Maßnahmen von Politikern und großen Unternehmen, um die Auswirkungen, des von UN-Generalsekretär António Guterres als "Klimanotfall" bezeichneten Klimawandels, umzukehren.

Guterres sagte den jungen Aktivisten, dass er befürchte, „es gebe einen ernsthaften Konflikt zwischen Menschen und Natur, zwischen Menschen und dem Planeten.“ Es gebe keine Zeit zu verlieren, so viele Menschen auf der ganzen Welt leiden bereits unter den Auswirkungen des Klimawandels. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen hat den Staats- und Regierungschef unverblümt erklärt, „nicht mit schönen Reden zum Gipfel zu kommen, sondern mit konkreten Plänen“. Darunter zählt er Klimaneutralitätspläne für 2050, Optionen zur Bekämpfung von Subventionen für fossile Brennstoffe, Besteuerung von Kohlenstoff und ein mögliches Ende im nächsten Jahr für neue Kohlekraftwerke.


NABU: Weltgemeinschaft muss endlich handeln

Weltklimarat sieht Klimafunktion der Ozeane in Gefahr - Arktiseis schmilzt so schnell wie nie

NABU Pressemitteilung, 24.9.19

Berlin/Monaco – Am morgigen Mittwoch stellt der Weltklimarat IPCC in Monaco seinen Bericht zum Zustand der Ozeane und eisbedeckten Flächen vor. Der Termin fällt unmittelbar zusammen mit der Phase der geringsten Ausdehnung des arktischen Eisschildes in diesem Jahr, dem zweitniedrigsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. „Der Bericht und der sich weiter beschleunigende Rückgang des Arktiseises fordern ein entschiedenes Handeln der Weltgemeinschaft. Die Ozeane verlieren mit einer beängstigenden Geschwindigkeit wichtige Funktionen für Klima und Ernährungssicherheit. Die Klimakrise und die Zerstörung von Lebensräumen haben sie an ihre Belastungsgrenze gebracht“, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Der IPCC-Bericht zeigt die ganze Dramatik der Klimakrise: Bei einer Meereserwärmung von drei Grad Celsius kann der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 bis zu einem Meter ansteigen. Überflutungen und Extremwetterereignisse werden weiter zunehmen. Strömungssysteme und wichtige nährstoffreiche Auftriebsgebiete werden destabilisiert. Die Bestände von Seegras und Mangroven sind im 20. Jahrhundert bereits um 50 Prozent geschrumpft und Fischbestände brechen zusammen oder verlagern sich.

Nach dem alarmierenden Bericht des Weltbiodiversitätsrates IPBES und dem IPCC-Report zu den Ökosystemen an Land ist der Report „Oceans and Cryosphere“ der dritte Bericht in diesem Jahr, der den katastrophalen Zustand unseres Planeten, seiner Lebensräume und Arten in Zahlen fasst. Die Geschwindigkeit der Meereserwärmung hat sich seit 1993 verdoppelt. Alle Warmwasserkorallen drohen zu verschwinden und die sauerstofffreien Todeszonen am Meeresgrund werden größer. „Die Ozeane verlieren ihre zentrale Klimafunktion als Kohlenstoffsenke. Seit 1980 haben sie bis zu 30 Prozent des vom Menschen verursachten Kohlendioxids aufgenommen. Zudem sind die Pflanzen der Meere unsere wichtigsten Sauerstofflieferanten. Jeder zweite Atemzug kommt aus dem Meer“, so Kim Detloff, NABU-Leiter Meeresschutz, „Aber die Pufferfunktion der Ozeane ist aufgebraucht. Wir müssen sie besser schützen.“

Die Klimakrise führt dazu, dass die polaren Eisschilde schmelzen. Seit dem Jahr 1980 ist die durchschnittliche Fläche des Arktiseises im September um eine Fläche zehnmal so groß wie die Bundesrepublik zurückgegangen. Es werden gefährliche Kipppunkt erreicht, die den Klimawandel weiter beschleunigen.

Der IPCC-Bericht fällt in eine Zeit, in der darüber diskutiert wird, ob das Gelingen der Energiewende eine Anpassung des Naturschutzrechtes erfordert, ob zu viel Naturschutz den Klimaschutz verzögert. Auch darauf gibt der IPCC eine Antwort. „Klimaschutz und Naturschutz schließen einander nicht aus: Meeresschutz ist Klimaschutz. Gut gemanagte Meeresschutzgebiete oder die Wiederherstellung von Seegraswiesen oder Mangroven gehören zu den effektivsten Klimaschutzmaßnahmen, die uns zur Verfügung stehen“, betont Detloff. Der NABU fordert daher, viel stärker als bisher auf natürliche Kohlenstoffsenken wie Meere, Wälder oder Moore zu setzen parallel zum Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter, um die Pariser Klimaziele zu erfüllen. Mit Blick auf das gerade erst verabschiedete und unzureichende Klimaschutzpaket der Bundesregierung hegt der NABU Zweifel daran, dass die Politik die Zeichen der Zeit erkannt hat und fordert in einem öffentlichen Appell dringend Nachbesserung.


Weltklima 2015-2019: Der Klimawandel beschleunigt sich

Rekordtreibhausgaskonzentrationen bedeuten weitere Erwärmung der Erde

oekonews, 22. September, 2019

https://www.oekonews.at/?mdoc_id=1124899


2015 bis 2019 bisher heißeste Periode

So heiß wie in den vergangenen fünf Jahren war es noch nie: 2015 bis 2019 werde als die heißeste Periode in die Geschichte eingehen, die jemals gemessen wurde. Das erklärte die Weltwetterorganisation.

Tagesschau, 22. September, 2019

https://www.tagesschau.de/ausland/un-klimawandel-101.html


2015 bis 2019 war heißeste Fünfjahresperiode

Die durchschnittliche Temperatur ist in den vergangenen fünf Jahren um 0,2 Grad gestiegen. Die Weltwetterorganisation warnt vor den Folgen des Klimawandels.

(dpa) - 22. September, 2019

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/klimabericht-2015-bis-2019-war-heisseste-fuenfjahresperiode/25042948.html


Weltklimarat berät über neuen Sonderbericht zum Klimawandel

Rund hundert Forscher haben die Auswirkungen der Erderwärmung auf Meere, Eismassen, Tiere und auch auf uns Menschen für den Weltklimarat IPCC analysiert. Vom 20. bis 23. September diskutieren die Forscher über die Formulierungen im Sonderbericht.

BR, 20. September, 2019

https://www.br.de/nachrichten/wissen/weltklimarat-beraet-ueber-neuen-sonderbericht-zum-klimawandel,RcJdbL8


Wegen des Klimawandels – die Schweiz ist um einen Gletscher ärmer

(sda) - 22. September, 2019

https://www.watson.ch/schweiz/klima/292142340-wegen-des-klimawandels-die-schweiz-ist-um-einen-gletscher-aermer


Studien zum Klimawandel: Die Wirklichkeit ist viel schlimmer als die Warnungen

Hysterisch, apokalyptisch, voyeuristisch – Warnungen vor dem Klimawandel gelten oft als überzogen. Doch aktuelle Studien zeigen: Das Gegenteil trifft zu.

Von Jonas Schaible, T-Online, 20.9.19

https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/krisen/id_85506012/klimawandel-so-schlimm-sind-die-folgen-wirklich.html


„Es ist besorgniserregend“

Noch eine schlechte Nachricht fürs Klima: Der Meeresspiegel steigt schneller als erwartet. Ein Interview zum IPCC-Sonderbericht Meere mit Greenpeace-Experten Karsten Smid.

Von Ortrun Sadik, Greenpeace-Online, 23.9.19

Der Schock über das völlig unzureichende Klimapaket der Regierung ist noch nicht verdaut, da wirft schon die nächste Hiobsbotschaft ihre Schatten voraus: Nächsten Mittwoch werden die Klimawissenschaftler der UN ihren Sonderbericht zum Zustand der Meere in Zeiten des Klimawandels veröffentlichen. Und was bis jetzt davon bekannt geworden ist, sieht nicht gut aus: Die Experten rechnen wohl mit einem schnelleren und stärkeren Anstieg des Meeresspiegels als bisher erwartet.

Um sichtbar zu machen, was das bedeuten kann, haben Greenpeace-Aktivsten heute in Hamburgs historischer Speicherstadt mit einer Lichtprojektion die zukünftige Wasserlinie von fast acht Metern an die Häuser geworfen. Zu dem, was da auf uns zukommt, ein Interview mit Klimaexperten Karsten Smid:

Greenpeace: Noch ist der Bericht nicht veröffentlicht. Was ist bislang bekannt?

Karsten Smid: Auch wenn der IPCC-Sonderbericht offiziell erst am Mittwoch vorgestellt wird, liegt er den Fachbehörden wie dem Bundesamt für Seeschifffahrt (BSH) seit Anfang des Jahres zur Bewertung vor. Und ihre nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Bewertung ist besorgniserregend.

Was heißt das konkret?

Ich gehe davon aus, dass die UN-Wissenschaftler wieder die Zahlen für den Meeresspiegelanstieg nach oben korrigieren werden. Das heißt, dass der Anstieg der Meere schneller und schlimmer kommt, als bisher erwartet.

In einer internen Bewertung des Bundesamts für Seeschifffahrt heißt es zum Beispiel, dass die Nordseeregion als Gebiet mit dem höchsten Zuwachs der Extremwasserstände in Europa heraussticht. Wörtlich steht da „Bis zum Ende des Jahrhunderts kann sich das Risiko eines Hochwasserereignisses mit 100-jähriger Wiederkehrzeit zu einmal jährlich für etwa fünf Millionen Europäer erhöhen.“ Statt einmal alle hundert Jahre rechnen die Experten also künftig mit folgenschweren Hochwassern einmal im Jahr.

Was bedeutet das zum Beispiel für Hamburg?

Noch schlimmere Sturmfluten als bisher. Extreme Sturmfluten führen enorm zerstörerische Energie mit sich. Sie sind zwar selten, aber wenn bestimmte Faktoren wie ein starkes anhaltendes Windfeld, eine ungünstige Windrichtung sowie ein Gezeitenwechsel zusammenkommen, laufen die Wassermassen zu gewaltigen Höhen auf. Bei auflandigem Sturm und damit verbundenem Windschub an der Meeresoberfläche wird es an der Küste dann richtig gefährlich.

Wegen sich durch den Klimawandel veränderten Windverhältnissen rechnen Experten damit, dass Sturmflutwasserstände an der Nordseeküste bis Ende des Jahrhunderts um bis zu 30 Zentimeter höher auflaufen können. Dazu kommt im schlimmsten Fall ein genereller Anstieg des Meeresspiegels um bis zu 110 Zentimeter wegen der größeren Ausdehnung, weil die Meere wärmer werden, und wegen der schmelzenden Gletscher. Wenn man das alles zusammenzählt, kann das dazu führen, dass zum Beispiel in Hamburg die bisherige Rekordmarke der Sturmflut von 1976 noch mal um 1,50 Meter überschritten wird.

Halten die Deiche denn solch einer extremen Sturmflut stand?

Die Höhe der Deiche muss auf den schlimmsten Fall ausgerichtet sein – sonst können die Deiche ihren Zweck nicht erfüllen. Küstenschutz und Katastrophenschutz müssen sich auf andere Szenarien einstellen. Greenpeace warnt davor, sich in falscher Sicherheit zu wiegen. Bei Dingen die bisher noch nicht geschehen sind, gehen wir Menschen gerne davon aus, dass sie auch in Zukunft nicht eintreten. Deshalb sind wir blind für extrem seltene Ereignisse. Zumindest blenden wir sie aus.

Extreme Sturmfluten basieren auf Ereignissen, die sich gegenseitig hochschaukeln. Für unmöglich gehaltene Zufälle verstärken sich gegenseitig. Das alles passiert schon „von Natur aus“. Mit dem beschleunigten Meeresspiegelanstieg kommt eine zusätzliche Komponente dazu, die alles bisher Dagewesene auf den Kopf stellt.

Ist das nicht Panikmache? Die Deiche haben doch auch bei der Sturmflut 1976 gehalten?

Das stimmt nicht ganz. In Hamburg hielten die 1976 Deiche, weil sie nach der verheerenden Flut von 1962 verstärkt worden waren. Aber vor den Toren Hamburgs in Schleswig-Holstein sind sie damals gebrochen und haben große Flächen der Haseldorfer Marsch überflutet. Die gebrochenen Deiche dort haben dann zu einer Entlastung in Hamburg geführt.

Um auf den Klimawandel zu reagieren, haben sich die Küstenländer auf eine Deicherhöhung um 50 Zentimetern bis zum Ende des Jahrhunderts verständigt. Aber das wird kaum reichen.

Nehmen die Behörden denn die Ergebnisse des IPCC ernst?

Bereits im Mai 2017 warnte das zuständige Bundesamt für Seeschifffahrt (BSH) in einem internen Schreiben, dass der Meeresspiegel in den kommenden Jahrzehnten deutlich stärker ansteigen könnte als gedacht. Jetzt mit dem neuen IPCC-Sonderbericht Meere bin ich mir sicher: Intern schrillen auch bei den Behörden die Alarmglocken. Auch wenn daher bis jetzt noch niemand spricht.




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