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Aktuell

Neue Chefs für BUND und NABU

BUND mit neuer Bundesspitze

Olaf Bandt führt zukünftig einen der mitgliederstärksten Umweltverbände

BUND Pressemitteilung, 9.11.19

Nürnberg. Neuaufstellung bei einem der größten Umweltverbände in Deutschland: Im Rahmen seiner diesjährigen Bundesdelegierten­versammlung (BDV) hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eine neue Bundesspitze gewählt. Mit den Wahlen am heutigen Abend wird die BUND-Spitze jünger, weiblicher und stärkt die wissenschaftliche Expertise des Verbandes.

Zum neuen Vorsitzenden wählten die 138 stimmberechtigten Delegierten im ersten Wahlgang den bisherigen Bundes­geschäftsführer Olaf Bandt (59 Jahre). Der neue Vorsitzende wurde mit 124 Stimmen, 89,9 Prozent, gewählt. Als erste stellvertretende Vorsitzende wurde Verena Graichen (40 Jahre), als zweite stellvertretende Vorsitzende wurde Prof. Dr. Johanna Baehr (42 Jahre) gewählt.

In einer ersten Reaktion auf das Wahlergebnis erklärt der neu gewählte Vorsitzende Olaf Bandt: "Die amtierende Bundesregierung zeigt zu wenig zukunftsgerichteten Gestaltungswillen. Das lassen wir ihr nicht durchgehen. Die Welt steht vor einem Paradigmenwechsel. Die Klima- und Artenkrise muss dazu führen, dass wir anders leben, produzieren und konsumieren. Bei der Bewältigung der Krisen ist zentral, die sozialen und die ökologischen Aspekte der vor uns liegenden Transformation miteinander zu versöhnen und den Umbruch aktiv zu gestalten. Hier wird der BUND eine gestaltende Rolle einnehmen. Wir müssen sozial-ökologische Perspektiven finden, damit diese Transformation gelingt. Diese sozial-ökologische Transformation muss eine demokratische sein. Die Zwillingskrise kann nur gemeinsam mit den Menschen gelöst werden."

Der langjährige Vorsitzende Hubert Weiger, wie auch der bisherige stellvertretende Vorsitzende Ernst-Christoph Stolper, traten nicht erneut zur Wahl an und wurden gestern im Rahmen der Versammlung aus dem Amt verabschiedet. Am Samstag ernannten die Delegierten Hubert Weiger zum neuen Ehrenvorsitzenden des BUND. Damit ist Hubert Weiger neben Gerhard Thielcke, Hubert Weinzierl und Angelika Zahrnt der vierte BUND-Ehrenvorsitzende.


Jörg-Andreas Krüger ist neuer NABU-Präsident

NABU-Bundesvertreterversammlung wählte neue Verbandsspitze

NABU Pressemitteilung, 9.11.19

Berlin – Jörg-Andreas Krüger ist neuer NABU-Präsident. Er wurde auf der NABU-Bundesvertreterversammlung am Samstag in Berlin einstimmig an die Verbandsspitze gewählt. Er folgt damit auf Olaf Tschimpke, der nach 16 Jahren nicht erneut für das Amt kandidiert hatte. Jörg-Andreas Krüger war die vergangenen sechs Jahre beim WWF tätig, zuletzt in der Position als Geschäftsführer „Ökologischer Fußabdruck“. Von 2004 bis 2013 war Jörg-Andreas Krüger Fachbereichsleiter für Naturschutz- und Umweltpolitik im NABU-Bundesverband, ab 2010 zusätzlich in der Funktion als stellvertretender Bundesgeschäftsführer. Seit 1982 ist der in Niedersachsen geborene studierte Diplom-Ingenieur für Landschaftsarchitektur und ausgebildete Verwaltungsbeamte Mitglied im NABU.

Jörg-Andreas Krüger sprach sich für einen direkteren Dialog mit Landwirtinnen und Landwirten aus. „Naturschutz und Landwirtschaft müssen reden. Ich bin überzeugt, dass wir mehr Vielfalt in der Agrarlandschaft nur gemeinsam erhalten können. Ich bin bereit, daran mitzuwirken, dass die Gräben weniger tief werden“, so Krüger. Allerdings führe kein Weg daran vorbei, dass die EU-Agrarfinanzen so ausgerichtet werden müssen, dass sie Veränderungen in der Bewirtschaftung unterstützen. Das Insekten- und Vogelsterben dulde keinen Aufschub und die Landwirtschaft brauche eine Zukunftsperspektive. „Eine intensive Landnutzung ohne dabei den Naturschutz zu berücksichtigen, ist nicht mehr zeitgemäß. Viele Landwirtinnen und Landwirte arbeiten bereits mit neuen Ideen und Konzepten daran, der Natur wieder mehr Raum zu geben. Ich erwarte auch vom Bauernverband konkrete Lösungsvorschläge, wie er sich eine zukunftsfähige Agrarförderung unter Berücksichtigung des Erhalts unserer Lebensgrundlagen und der Artenvielfalt vorstellt“, so der NABU-Präsident. Der NABU fordert EU-Steuergelder für die Landwirtschaft künftig stärker an Leistungen und Maßnahmen für den Schutz von Wasser, Klima und Arten zu binden.

NABU-Präsident Krüger würdigte in seiner Antrittsrede auch die Bedeutung der Maueröffnung vor 30 Jahren für den Naturschutz und den NABU: „Ohne die Naturschützerinnen und Naturschützer der DDR wäre aus dem westdeutschen Deutschen Bund für Vogelschutz nicht der heutige NABU entstanden“, so der NABU-Präsident. Krüger verwies dabei auf das im Internet veröffentlichte historische Zeitzeugen-Projekt „Naturschutz in der Wende“, mit dem der NABU die spannende Nachwendezeit und das Zusammenwachsen der ost- und westdeutschen Naturschützerinnen und Naturschützer dokumentiert hat.

Petra Wassmann wurde in ihrem Amt als Vizepräsidentin bestätigt, auch Christian Unselt wurde als NABU-Vizepräsident wiedergewählt.Neue Vizepräsidentin ist Nicole Spundflasch. Zum Schatzmeister wurde Ingo Ammermann gewählt. Weitere Präsidiumsmitglieder sind Carsten Böhm, Alexander Porschke, Christine Sauer, René Sievert und Thomas Holz.

Die NABU-Bundesvertreterversammlung (BVV) tagt bis zum 10. November. Am Sonntag wollen die 260 Delegierten über ein Grundsatzprogramm zum Planen und Bauen in Deutschland beraten. Schwerpunkt ist eine nachhaltige Siedlungsentwicklung. Den Delegierten liegt eine Resolution zur Arten- und Klimakrise vor. Darin werden die politischen Entscheiderinnen und Entscheider in Bund, Ländern und der EU aufgefordert, Artensterben und Erdüberhitzung entschlossen zu bekämpfen. Eröffnet wurde die NABU-Bundesvertreterversammlung am Samstagvormittag von Olaf Tschimpke. Bundesumweltministerin Svenja Schulze hielt ein Grußwort.


BUND gut aufgestellt – Politik verschläft die Zeichen der Zeit

BUND Pressemitteilung, 8.11.19

Nürnberg. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) verabschiedet heute seinen langjährigen Vorsitzenden Hubert Weiger. Nach zwölf Jahren an der Verbandsspitze stellt sich der 72-jährige Weiger bei der diesjährigen Bundesdelegiertenversammlung in Nürnberg nicht erneut zur Wahl. Die 148 stimmberechtigten Delegierten wählen am morgigen Samstag einen neuen Bundesvorstand.

BUND-Bundesgeschäftsführer Politik und Kommunikation Olaf Bandt dankte Hubert Weiger bereits im Vorfeld der offiziellen Verabschiedung am späten Freitagabend für dessen große Verdienste: "Als BUND-Gründungsmitglied und Urgestein der Umweltbewegung ist Hubert Weiger seit Jahrzehnten ein herausragender Anwalt für Natur und Umwelt. Er vereint ein untrügliches Gespür für das Zusammenwirken des vor Ort gelebten Umwelt- und Naturschutzes mit dessen politischer und historischer Dimension.

Für beides steht das geschichtsträchtige Naturmonument Grünes Band – ein Herzensprojekt Hubert Weigers, sowohl in Deutschland als auch europaweit. Hier zeigt sich: Naturschutz verbindet. Gerade in diesen politischen Zeiten, mit ihren großen Fliehkräften, ist ein solch verbindendes Element ein unschätzbarer Wert." Auch betont Bandt mit Blick auf die aktuellen klimapolitischen Debatten: "Hubert Weiger ist ein beharrlicher Streiter, der nie müde wurde, für die Rettung des Hambacher Waldes, das Ende der Kohleverstromung und für das 1,5-Grad-Ziel von Paris zu kämpfen. Auch dafür sagen wir an einen solchen Tag Danke."

Hubert Weiger zog in seiner politischen Abschiedsrede auf der Delegiertenversammlung eine positive Bilanz für den BUND: Der Verband sei gut gerüstet, gefragter Ansprechpartner sowohl der Politik als auch der Öffentlichkeit und erfreue sich eines regen Zulaufs an Mitgliedern. "Schaue ich auf den BUND, auf seine Verfasstheit, dann wird mir nicht bang. Wir sind gut aufgestellt", so der BUND-Vorsitzende, der 2007 mit dem Vorsatz antrat, den Verband umwelt- und naturschutzpolitisch stärker sichtbar zu machen. "Sei es die Verkehrswende, Agrarwende und Energiewende: Als Fachverband haben wir in diesen Debatten stets Antworten auf die zentralen Fragen der Zeit gegeben, den Finger in die Wunde gelegt und uns für einen Kurswechsel eingesetzt. Der Erfolg, den wir gerade in den letzten Jahren in puncto Mitgliedergewinnung verzeichnen, gibt uns darin recht", so Weiger.

Die Politik dagegen wecke ernüchternde Gefühle, so der scheidende Vorsitzende: "Trotz des auch von uns anerkannten Einsatzes des Umweltministeriums ist Umwelt- und Naturschutz in Deutschland allzu häufig das fünfte Rad am Wagen. Andere Ressorts wie das Verkehrsministerium ignorieren häufig die Ziele des Natur- und Umweltschutzes und verhindern damit einen wirkungsvollen Vollzug der Gesetze." In wichtigen Bereichen gehe es politisch, wenn überhaupt, nur schleppend voran. "Wohl wissend, dass im politischen Geschäft dicke Bretter gebohrt werden müssen, ist es doch enttäuschend wie die Beharrungskräfte in der Großen Koalition jegliche Wende hin zu wirksamen Umwelt- und Naturschutz behindern", so Weiger. "Die Politik ist weit davon entfernt die notwendigen Entscheidungen zu treffen, um die Zwillingskrise unserer Zeit zu bewältigen. Zu wenig traut sich die Regierung zu, um den Artenverlust und die Klimakrise effektiv zu bekämpfen. Bislang agiert die Politik zu zögerlich, als ob wir noch alle Zeit der Welt hätten. Dem ist nicht so. Jetzt, schnell und umfangreich handeln, statt zaghaft, ängstlich und zukunftsvergessen, wäre das Gebot der Stunde."

Als positiv während seiner Amtszeit wertete der studierte Forstwirt den endgültigen Atomausstieg und den Einstieg in den Kohle-Ausstieg. Hingegen sei der Zustand des Waldes alarmierend. "Dem deutschen Wald geht es schlecht. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner muss dem notwendigen Umbau des Waldes unbürokratisch den Weg ebnen", fordert Weiger. Und mit Blick auf die Agrarpolitik fügt er an: "Auch die gemeinsame Europäische Agrarpolitik muss sich ändern. Mit einem Weiter so der Förderpolitik wird die Agroindustrie gestärkt, die maßgeblich mit zum Artensterben und zum Klimawandel beiträgt. Stattdessen müssen bäuerliche Strukturen gestärkt werden und es braucht mehr Geld für öffentliche Leistungen, wie Blühflachen und Hecken, artgerechte Tierhaltung oder den Gewässerschutz."

Zum Ende dankt der BUND-Vorsitzende den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den vielen Ehrenamtlichen im Verband. Weiger abschließend: "Ohne das Engagement der vielen Menschen im und für den BUND stünde es um den Naturschutz und den Umweltschutz in Deutschland schlechter. Dafür und für all die Unterstützung, die ich erfahren habe, bedanke ich mich. Und ich hoffe, dass der Rückenwind der neuen, erstarkten Umweltbewegung auch die Politik beflügelt. Wir haben nur diesen einen Planeten. Ihn müssen wir schützen und erhalten. Dafür werde ich mich auch weiterhin an anderer Stelle einsetzen."




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