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Aktuell

UN-Biodiversitätskonferenz beendet

Keine Zeit mehr für Lippenbekenntnisse

WWF: 14. UN-Biodiversitätskonferenz zeigt mangelnden politischen Willen
Konferenz 2020 muss Chefsache werden


WWF Pressemitteilung, 29.11.18

Zum Abschluss der 14. UN-Konferenz zum Schutz der biologischen Vielfalt (CBD) im ägyptischen Sharm-El-Sheikh zieht der WWF Deutschland ein ernüchterndes Fazit. Die 196 CBD-Länder werden viele der 20 UN-Biodiversitätsziele innerhalb der nächsten zwei Jahre nicht mehr erreichen. Mangelnder politischer Wille macht es unmöglich, den Verlust biologischer Vielfalt bis 2020 zu stoppen. Für die nächste Konferenz in zwei Jahren in Peking fordert der WWF die verbindliche Teilnahme der Staats- und Regierungschefs. Dann geht es um die neue Biodiversitätsstrategie bis 2030. Der WWF ruft die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, sich für einen Natur-Gipfel der Staats- und Regierungschefs in 2020 stark zu machen. "Um uns herrscht der dauerhafte ökologische Ausnahmezustand, bloße Lippenbekenntnisse bringen nichts. Die Chefs gehören persönlich an den Verhandlungstisch, um die Biodiversitätskrise zu bewältigen", so Günter Mitlacher, Leiter Internationale Biodiversitätspolitik beim WWF.

Die 14. UN-Konferenz in Ägypten zeigt, dass viele der 2010 verabschiedeten 20 Biodiversitätsziele bis 2020 nicht erreicht werden. Zwei Jahre vor Ablauf der Vereinbarung hat die Hälfte der Mitgliedsstaaten beim Erhalt von Lebensräumen für Pflanzen und Tiere keine Fortschritte gemacht oder vermeldet sogar Rückschritte. Ähnlich unbefriedigend sieht es beim Kampf gegen die Überfischung der Ozeane oder beim Schutz der Korallenriffe aus. Echte Fortschritte, wie etwa bei der Ausweisung von 17 Prozent Schutzgebieten weltweit, sind Mangelware. 2020 tagt die nächste UN-Konferenz zum Schutz der biologischen Vielfalt (CBD) in Peking. Dann geht es um die 10-Jahresstrategie für Biodiversität und Natur bis 2030.

"Für das laufende Abkommen ist der Zug weitestgehend abgefahren. Peking muss die Wende bringen. Wir brauchen keinen weiteren zahnlosen Tiger, sondern ein starkes "Peking-Abkommen für Mensch und Natur" - getrieben von den Staats- und Regierungschefs persönlich, unterfüttert mit ambitionierten Zielen, funktionierenden Prüfmechanismen und konsequenter nationaler Umsetzung", fordert Mitlacher.

Der Fahrplan von Sharm El-Sheikh bis Peking ist sportlich: Auf fünf Zwischenkonferenzen soll die neue Strategie bis 2030 verhandelt werden. Dabei kommen altbekannte Konfliktthemen wieder mit auf den Tisch, zum Beispiel die Debatte um die Biopiraterie der Industrieländer. Die neue Form der Biopiraterie - digitale Sequenzierung der Gene von Lebewesen - muss weltweit einheitlich geregelt werden. Dafür setzen sich die biodiversitätsreichen Länder ein. Allerdings ist das deutsche Forschungsministerium hier einer der Bremser. "Forschung unterliegt auch ethischen Grenzen und darf die gerechte Verteilung von Wohlstand nicht blockieren", kritisiert Mitlacher.

"Wenn es um den Schutz der biologischen Vielfalt geht, brauchen Politik und Wirtschaft einen Tritt in den Allerwertesten. Eine starke, globale Bürgerbewegung für die Vielfalt des Lebens auf dieser Erde kann den entscheidenden Unterschied machen. Wir müssen jetzt über Grenzen hinweg unsere zivilgesellschaftlichen Kräfte bündeln, um das Blatt zu wenden", sagt Günter Mitlacher vom WWF. Mit Blick auf die am 2. Dezember in Katowice startende 24. UN-Klimakonferenz fordert Günter Mitlacher einen gemeinsamen Sonderbericht von IPBES und IPCC, um geschlossen gegen Erderhitzung und Biodiversitätsverlust vorzugehen. Biodiversität und Klima seien zwei untrennbar miteinander verbundene Seiten ein und derselben ökologischen Medaille.

Weltweit schrumpfen die Tier- und Pflanzenbestände. Von Rohstoffen, Wasser, Lebensmitteln, Arzneimitteln und Energie bis hin zu Bestäubung, Bodenbildung sowie Schutz vor Fluten, Stürmen und Erosion - die natürlichen Systeme der Erde sind überlebenswichtig für die Menschheit. Den schlechten Zustand der Biodiversität weltweit unterstreichen in erschreckender Regelmäßigkeit auch Zahlen wie die des Living Planet Report des WWF, der Ende Oktober in seiner aktuellsten Ausgabe einen Rückgang der globalen Wirbeltierbestände um 60 Prozent vermelden musste.


UN-Biodiversitätskonferenz: Weltgemeinschaft muss Anstrengungen gegen Artensterben beschleunigen

BUND Pressemitteilung, 30.11.18

Berlin: Als nicht ausreichend bewertet der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) den Abschluss der 14. Weltbiodiversitätskonferenz im ägyptischen Sharm El-Sheikh. "Die Weltgemeinschaft verkennt leider immer noch, wie ernst es um die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt auf unserem Planeten steht", erklärte Silvia Bender, Abteilungsleiterin Biodiversität beim BUND. "Wir begrüßen zwar den Appell der Staatengemeinschaft, bis 2020 die Anstrengungen zu erhöhen, um den dramatischen Verlust der biologischen Vielfalt zu bremsen, erwarten aber von der internationalen Gemeinschaft in den nächsten zwei Jahren mehr als wohlfeile Absichtserklärungen."

Deutschland wird auf der nächsten Konferenz in Peking im Jahre 2020 die EU-Ratspräsidentschaft innehaben, deshalb komme ihr aus Sicht des Umweltverbandes eine besondere Rolle zu. „"Wir fordern die Bunderegierung auf, schnellstens umweltschädliche Subventionen in der Agrarpolitik, in der Fischerei und im Verkehr zu stoppen", so Bender. Der Schutz der biologischen Vielfalt müsse in Deutschland wie auch weltweit Einzug in alle Sektoren der Politik – einschließlich Wirtschaft, Finanzen und Ausbau der Infrastruktur – halten.

Überfällig sei zudem ein verbindlicher Plan, um die Treiber des Verlustes der Biodiversität zu stoppen. "Wir brauchen eine Kehrtwende in der Agrar- und Fischereipolitik, im Bergbau, der Energiewirtschaft und auch im Verkehr", fordert Silvia Bender. "Bleiben wir dabei, wie es jetzt ist, wird das Artensterben ungebremst voranschreiten. Auch hier sollte die Bundesregierung eine Vorreiterrolle übernehmen und den Weg zu echter Nachhaltigkeit beschreiten, anstatt in Brüssel und Berlin Klientelpolitik zu betreiben."

Reiche Länder müssen den finanzschwachen Ländern beim Schutz von Arten und Lebensräumen finanziell zur Seite stehen. „Die Länder, die durch ihre Art zu leben, zu produzieren und zu konsumieren entscheidend für das Artensterben verantwortlich sind, müssen dafür auch finanziell geradestehen. Dafür muss sich die Bundesregierung in den kommenden Verhandlungen einsetzen, andernfalls droht ein neues Abkommen an der Geldfrage zu scheitern“, so die BUND-Naturschutzexpertin.


NABU: Artenvielfalt muss Chefsache werden

Weltnaturschutzkonferenz: Trotz einiger guter Beschlüsse schlechte Aussichten für wirksamen UN-Vertrag

NABU Pressemitteilung, 29.11.18

Sharm el-Sheich – Die 14.Weltnaturschutzkonferenz (CBD COP14) endet heute mit wichtigen Beschlüssen, die den Weg zu einem weltweiten Abkommen gegen das Artensterbens weisen. Dieses soll 2020 in Peking verabschiedet werden. Der NABU bewertet die insgesamt fast 40 Beschlüsse überwiegend positiv. „Die Chancen stehen dennoch schlecht bis 2020 ein ausreichend ambitioniertes Abkommen zu schließen“, so Thomas Tennhardt, NABU-Vizepräsident, „Der dramatische Rückgang der Artenvielfalt und die Zerstörung ganzer Ökosysteme bedroht das Überleben der Menschheit. Hunger, Flucht und beschleunigter Klimawandel sind die Folge, wenn Meere überfischt, Insekten vergiftet und Wälder abgeholzt werden. Solange Regierungschefs wie Angela Merkel und Emmanuel Macron ihre Umweltbeamten mit den Verhandlungen allein lassen und gleichzeitig in Brüssel eine zerstörerische Agrarpolitik bis 2030 zementieren, bleibt die Biodiversitätskonvention leider ein zahnloser Tiger.“ Der Schutz der Natur müsse endlich Chefsache werden.

Über zwei Wochen verhandelten die Vertreter von 196 Regierungen über die Zusammensetzung von Arbeitsgruppen, die das Pekinger Abkommen aushandeln sollen, über Beteiligungsprozesse und vorbereitende Studien. Hierbei setzte sich die Bundesregierung besonders für die Einbeziehung der Zivilgesellschaft ein, was der NABU begrüßt, der die Verhandlungen vor Ort beobachtete. Streit entbrannte aber bereits jetzt über die Finanzierung des künftigen Abkommens. Viele Entwicklungsländer sind nicht bereit, die Kosten für zusätzliche Maßnahmen in ihren Ländern zu übernehmen. Sie sehen die Verantwortung bei den Industriestaaten und verlangen mehr Finanzhilfen. Der NABU und andere Umweltverbände drängten daher auf sofortige und vor allem faire Finanzverhandlungen. „Ohne eine Einigung beim Geld droht Peking zu einem Fiasko zu werden. Hier müssen alle Staaten ihrer Verantwortung gerecht werden und nicht länger auf Zeit spielen“, so Konstantin Kreiser, NABU-Leiter Globale Naturschutzpolitik.

Um die Entwicklungsländer glaubwürdig zu eigenen Anstrengungen zu bringen, muss Europa seine Hausaufgaben machen. In zwei Wochen kommen die Staats- und Regierungschefs der EU zu ihrem Haushaltsgipfel für die Jahre 2021 bis 2027 zusammen. Der NABU erwartet von Bundeskanzlerin Angela Merkel ein klares Eintreten für eine ausreichende Naturschutzfinanzierung. 15 Milliarden Euro müssen jährlich für den Erhalt der Biodiversität reserviert werden, ansonsten wird Europa keine Chance haben seine globalen Natur- schutzverpflichtungen einzuhalten. Derzeit blockiert das Bundeslandwirtschaftsministerium eine hierfür nötige Neuausrichtung von Agrarsubventionen, im Widerspruch zum Koalitionsvertrag.


UN-Biodiversitätskonferenz: Wichtiger Zwischenschritt im Einsatz für die globale Natur

BMU Pressemitteilung, 30.11.18

Die 14. UN-Biodiversitätskonferenz in Sharm El-Sheikh ist gestern mit Einigungen in unterschiedlichen Bereichen zu Ende gegangen. Die 196 Vertragsparteien einigten sich unter anderem auf einen Aktionsplan, um den weltweit dramatischen Rückgang bestäubender Tiere und Insekten aufzuhalten. Die Konferenz brachte ebenfalls wichtige Einigungen für Schutzgebiete sowie für einen breit angelegten Vorbereitungsprozess für ein neues System der Artenschutzziele.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: "Der weltweite Zustand der Natur ist besorgniserregend. Der Verlust von Arten und ihren Lebensräumen ist neben dem Klimawandel die zweite große Umweltkrise unserer Zeit. Wir machen zwar Fortschritte, wenn es zum Beispiel um die Ausweisung von Schutzgebieten geht. Aber in anderen Bereichen wie dem Abbau naturschädlicher Subventionen etwa in der Landwirtschaftspolitik passiert noch viel zu wenig. Bei der nächsten Weltbiodiversitätskonferenz 2020 in Peking müssen wir den globalen Naturschutz auf eine neue Grundlage stellen. Es ist gut, dass die Staatengemeinschaft sich in Sharm El-Sheikh auf einen klaren Vorbereitungsprozess verständigt hat, der auch Umwelt- und Wirtschaftsverbände einbezieht. Deutschland wird sich hier aktiv einbringen und für schnelle Fortschritte beim Schutz der Artenvielfalt einsetzen."

Im Jahr 2020 laufen die 2010 beschlossenen sogenannten "Aichi-Ziele" zur Biodiversität aus und sollen durch ein neues, robusteres System von Schutzzielen ersetzt werden. Eine neu eingerichtete Arbeitsgruppe soll im Laufe der nächsten zwei Jahre Vorschläge für engagiertes Handeln entwickeln. Beschlossen werden soll das neue System 2020 bei der Weltbiodiversitätskonferenz in Peking. Deutschland wird dann die EU-Ratspräsidentschaft innehaben und für die Koordinierung der EU-Staaten verantwortlich sein.

Trotz schwieriger Verhandlungen hat sich die Konferenz darauf verständigt, Gebiete in der Ostsee, im Schwarzen Meer und im Kaspischen Meer als bedeutsam für die biologische Vielfalt zu deklarieren. Dies kann als eine erste Stufe zur Einrichtung neuer Meeresschutzgebiete gelten.

Der Aktionsplan Bestäuber bringt den Schutz der Insekten in die Arbeiten der Welternährungsorganisation FAO und der internationalen Chemikalienkonventionen ein. Es sollen Finanzmittel bereitgestellt werden und Länder beim Aufbau von Bestäuberschutzprogrammen unterstützt werden. Die Bundesregierung arbeitet derzeit an einem Aktionsprogramm Insektenschutz.

Neben den Verhandlungen präsentierten Staaten, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft Maßnahmen und Lösungen zum Schutz der biologischen Vielfalt. Auch Deutschland stellte sein umfangreiches internationales Engagement zur Erreichung der Aichi-Ziele vor.




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