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Aktuell

Artensterben

Umweltverbände: Erhalt der Artenvielfalt zur Chefsache machen

Bundeskanzlerin Merkel muss mit Frankreich beim Kampf für die Biodiversität vorangehen

Gemeinsame Pressemitteilung von BUND, DNR, Forum Umwelt & Entwicklung, Greenpeace, NABU, WWF Deutschland zum G7-Gipfel in Biarritz vom 24. bis 26. August 2019, 23.8.19

Berlin/Biarritz. Anlässlich des G7-Gipfels in Biarritz fordert ein breites Bündnis aus deutschen Umweltverbänden die Unterstützung der Bundeskanzlerin für eine französische Initiative zum Schutz der Artenvielfalt.

Kanzlerin Angela Merkel muss dafür sorgen, dass der Kampf gegen das weltweit dramatisch voranschreitende Artensterben und den Verlust der Natur auf dem G7-Gipfel endgültig zur Chefsache gemacht wird, fordern die Verbände. "Der Internationale Biodiversitätsrat (IPBES) prognostiziert, dass in den nächsten Jahrzehnten eine Million Arten vom Aussterben bedroht sind. Wenn das Realität wird, ist die Menschheit selbst in Gefahr. Die Bundeskanzlerin muss gemeinsam mit Gastgeber Emmanuel Macron und anderen Staatschefs eine starke Allianz für die Artenvielfalt und den Erhalt der Natur schmieden", so die Umweltverbände. Nur so könnten Regenwälder, Mangroven, Korallenriffe und andere wertvolle Lebensräume vor der weiteren Zerstörung bewahrt werden.

Die doppelte Krise des Artensterbens, die Zerstörung der Ökosysteme und die zunehmende Erderhitzung bedroht unsere Lebensgrundlagen, unsere Gesundheit, Sicherheit und Wirtschaft in einer nie da gewesenen Art und Weise. Denn leider werden die bestehenden internationalen und europäischen Vereinbarungen nur schleppend in Taten umgesetzt. Strafverfahren der EU gegen Deutschland wegen mangelhafter Ausweisung von Schutzgebieten oder Überdüngung seien hierfür nur Beispiele, mahnen die Umweltverbände.

Die G7-Chefs müssten daher bei ihrem Treffen ein deutliches Zeichen setzen. Die von Frankreich initiierte Erklärung der G7-Umweltministerinnen und Umweltminister zur Erhaltung der Natur und zum Stopp des Artenschwundes, die sogenannte "Charta von Metz zur biologischen Vielfalt" vom 6. Mai 2018, müsse von Deutschland uneingeschränkt und mit Nachdruck unterstützt werden. Bundeskanzlerin Merkel sollte hier den Schulterschluss mit Frankreichs Präsident Macron herstellen und die anderen Staatschefs auf einen klaren Naturschutzkurs einschwören.

Die G7-Staaten müssen außerdem vereinbaren, den Stopp des Artensterbens im kommenden Jahr zum Top-Thema des nächsten G20-Gipfels in Saudi-Arabien sowie der 75. UN-Generalversammlung im Jahr 2020 machen. Denn nur so könne der "Weltnaturschutzgipfel" im chinesischen Kunming im Oktober 2020 ein Wendepunkt für die Rettung der Biodiversität werden.

Ausgehend von der Charta von Metz muss der G7-Gipfel nach Ansicht der Verbände folgende vier Kernforderungen konkret aufgreifen:
  • Wende in der Wirtschaftspolitik: Ein neues internationales Abkommen muss endlich primär und effektiv die Treiber des Artensterbens angehen. Dafür ist eine grundlegende Wende in der Nutzung von Landflächen und Meeren hin zu einer natur- und klimaschonenden Land-, Waldwirtschaft und Fischerei einzuleiten, wie vom Weltbiodiversitätsrat angemahnt. Hierzu gehört die rasche Abschaffung aller naturschädlichen Subventionen ebenso wie die Etablierung positiver Anreize zur Finanzierung von Naturschutzmaßnahmen.
  • Schutzgebiete: 30 Prozent der Land- und Meeresfläche müssen bis zum Jahr 2030 im Einklang mit indigenen Völkern und lokalen Gemeinden effektiv für die Erhaltung der Natur geschützt werden. Hierfür sind Regeln und Gelder notwendig, die sicherstellen, dass damit die wichtigsten Gebiete für die Erhaltung der Artenvielfalt und Ökosysteme gesichert, gut gemanagt, ausreichend finanziert und untereinander vernetzt werden. Dabei sind die Bedürfnisse von indigenen Völkern und lokalen Gemeinschaften zu berücksichtigt.
  • Finanzierung: Die Investitionen in den Schutz unserer Lebensgrundlagen müssen enorm gesteigert werden. Die G7-Länder müssen ihre Investitionen in den Naturschutz massiv erhöhen. Damit würde auch ein wichtiger Beitrag zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens durch den Schutz wichtiger Kohlenstoffsenken geleistet werden. Deutschland macht dabei seine eigenen Hausaufgaben bisher nicht. Bund und Länder müssen ihre Ausgaben für den Schutz von Arten und Lebensräumen von derzeit gut 500 Millionen Euro auf mindestens 1,4 Milliarden Euro jährlich steigern.
  • Kontrolle: Konkrete und einheitliche Umsetzungs- und Berichtspflichten für die 196 Vertragsstaaten müssen sicherstellen, dass Regierungen, die die Naturschutzziele in ihren Ländern nicht ausreichend umsetzen, öffentlich zur Rechenschaft gezogen werden.
  • Im zweiten Halbjahr 2020 wird die Bundesregierung die EU-Ratspräsidentschaft übernehmen und daher eine große Verantwortung dafür tragen, dass gemeinsam mit dem Gastgeber China auf der 15. Vertragsstaatenkonferenz der UN-Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD COP15 in Kunming/China) die richtigen Weichenstellungen für das nächste Jahrzehnt gestellt werden. "Ein Versagen der Bundesregierung, der EU und der Weltgemeinschaft beim Schutz der Artenvielfalt und der Ökosysteme würde in naher Zukunft zu irreparablen Schäden nicht nur mit verheerenden Folgen für unsere Lebensgrundlagen, sondern auch mit immensen Kosten für Wirtschaft und Gesellschaft führen", so die Verbände.


    CITES-Konferenz in Genf: NABU fordert strenge Handelsverbote für Eisbären und Nashörner

    Aktuelle Studien belegen: Internationaler Wildtierhandel bedeutet Todesstoß für beide Arten

    NABU Pressemitteilung, 24.8.19

    Genf – Noch bis zum 28. August entscheiden über 2.000 Delegierte aus 183 Staaten auf der Konferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) über die Regelung des internationalen Handels mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Auch die NABU International Naturschutzstiftung ist vor Ort und fordert streng regulierte internationale Handelsverbote und ein Verbot der Trophäenjagd auf Eisbären und Nashörner, um die Arten vor dem Aussterben zu schützen.

    „Der internationale Wildtierhandel hat dramatische Folgen für Eisbären und Nashörner. Besonders in Asien werden astronomische Summen mit dem Verkauf von Nashorn-Horn und Eisbärfellen erzielt. Im Fall von Eisbären ist dieser Handel sogar legal“, sagte Thomas Tennhardt, NABU-Vizepräsident und Vorsitzender der NABU International Naturschutzstiftung.

    Zusätzlich zum Klimawandel ist der Eisbär durch die Jagd gefährdet. Ein Zustand, der in der Öffentlichkeit bislang wenig Beachtung findet, durch eine Studie des norwegischen Eisbärenforschers Ole J. Liodden jedoch belegt wird: So wurden zwischen 1963 und 2016 fast 53.500 Eisbären getötet, mehr als doppelt so viele Tiere wie es heute in freier Wildbahn überhaupt gibt. Ein Grund dafür sind die Jagdquoten in Kanada, dem letzten Exportland für Eisbärprodukte, die seit vielen Jahren höher sind als die natürliche Wachstumsrate der Eisbären von rund drei Prozent. Begründet ist die zu hohe Quote in der Nachfrage nach Eisbärprodukten in China, die in den vergangenen Jahren regelrecht explodiert ist. Dadurch haben sich auch die ehemals traditionellen Jagdaktivitäten der lokalen Bevölkerung zu einem kommerziellen internationalen Geschäft gewandelt.

    „Große Eisbären mit qualitativ gutem Fell bringen Händlern auf dem asiatischen Markt aktuell bis zu 80.000 Euro ein, viermal so viel wie noch vor zehn Jahren. Es ist gerade die Jagd auf diese Exemplare, die sich nachteilig auf die Selektion auswirkt, weil somit die größten und gesündesten Bären geschossen werden“, so Liodden. Die Eisbärpopulation würde somit um die Chance gebracht, sich an die sich kontinuierlich verschärfenden Umweltbedingungen, die die globale Erwärmung mit sich brächte, bestmöglich anzupassen.

    In Vietnam und China floriert der illegale Handel mit Nashorn-Horn, das als traditionelle Medizin und Potenzmittel eingesetzt und zunehmend auch als Statussymbol gefragt wird. Laut einer Studie von Dr. Barbara Maas, Leiterin für internationalen Artenschutz der NABU International Naturschutzstiftung, könne die globale Nashornpopulation aller existierenden Arten in Afrika und Asien die immense Nachfrage nicht einmal ansatzweise decken. So zeigt die Studie auf, dass bereits eine kleine, einmalige medizinische Dosis von neun Gramm Nashornpulver für 1,1 Prozent der erwachsenen Bevölkerung Chinas und Vietnams die Hornmasse der gesamten globalen Nashornpopulation beanspruchen würde. Dies entkräftet die seit Jahrzehnten vorgebrachte Argumentation von Handelsbefürwortern vor allem aus Südafrika, den asiatischen Markt mit legalem Horn aus Zuchtpopulationen sättigen zu können, um den Anreiz für Wilderer und Schmuggler zu reduzieren. „Dieses Szenario ist unrealistisch. Den internationalen Handel mit Nashornprodukten zu öffnen, würde lediglich dazu führen, dass sowohl die Nachfrage als auch die Wilderei weiter eskalieren“, so Maas.


    NABU: Erneut massives Amselsterben durch Usutu

    Tödliches Virus inzwischen in ganz Deutschland verbreitet/Kranke und tote Vögel melden

    NABU Pressemitteilung, 19.8.19

    Berlin – Das massive Amselsterben des Hitzesommers 2018 wiederholt sich. Auch in diesem Jahr nimmt das durch das tropische Usutu-Virus ausgelöste Vogelsterben im Laufe des Augusts an Fahrt auf. NABU und Tropenmediziner bitten die Bevölkerung, kranke oder verendete Tiere zu melden und möglichst zur Untersuchung einzusenden. Seit Jahresbeginn bis zum 12. August wurden dem NABU deutschlandweit bereits über 1.300 Verdachtsfälle gemeldet, die fast 2.500 kranke oder tote Vögel betrafen. Beim bisher stärksten Auftreten der Usutu-Epidemie im vergangenen Jahr waren es im gleichen Zeitraum lediglich 800 Meldungen.

    Seit dem erstmaligen Auftreten dieses Vogelsterbens im Jahr 2011 breitet sich das von Stechmücken auf Vögel übertragene Usutu-Virus zunehmend in Deutschland aus. Waren in den ersten Jahren nur wärmebegünstigte Regionen entlang des Rheintals und am Untermain betroffen, konnte seit 2016 eine Ausbreitung über Nordrhein-Westfalen nach Norden und vor allem im Hitzejahr 2018 eine Ausbreitung in die nördlichen und östlichen Landesteile festgestellt werden. Im Sommer 2018 wurden erstmals Usutu-Infektionen für Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Bayern nachgewiesen. NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann: „Damit ist kein deutsches Bundesland mehr Usutu-frei. Nur aus höher gelegenen Mittelgebirgsregionen werden bisher noch keine toten Vögel gemeldet.“

    Den Höhepunkt des Vogelsterbens erwarten Vogelkundler und Virologen in den kommenden Wochen, denn die meisten Usutu-Fälle treten im August und September auf. Im Jahr 2018 entfielen 93 Prozent der insgesamt fast 13.500 Meldungen auf diese beiden Monate. „Der trocken-heiße Sommer 2018 war offensichtlich günstig für die Ausbreitung des wärmebedürftigen Usutu-Virus, auch wenn die Zahl der Mücken als potentielle Überträger aufgrund der Trockenheit allgemein eher gering war“, so Dr. Renke Lühken vom Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin. 2019 ist genauso heiß, dabei aber deutlich feuchter und mückenreicher als das Vorjahr. Lühken: „Daher könnte die diesjährige Usutu-Saison noch stärker ausfallen.“

    Alle im Labor eingesandten toten Vögel werden neben dem Usutu- auch auf das West-Nil-Virus getestet, das im vergangenen Jahr erstmals in Deutschland in Vögeln und Pferden nachgewiesen wurde. „Beide Viren können in seltenen Fällen auch die menschliche Gesundheit beeinträchtigen“, so Lühken.

    Die Vogelschützer des NABU interessieren vor allem die Auswirkungen der neuen Vogelkrankheit auf die Bestände von Deutschlands häufigstem Vogel, der Amsel. Dazu vergleichen sie die Informationen über die Verbreitung des Virus mit den Ergebnissen der großen NABU-Gartenvogelzählung, der „Stunde der Gartenvögel“. Eine erste Auswertung hatte gezeigt, dass die Amselzahlen in von Usutu betroffenen Gebieten stärker zurückgegangen waren als im übrigen Deutschland. Bisher ist jedoch noch völlig unklar, ob sich betroffene Bestände wieder vollständig erholen können, dauerhaft reduziert bleiben oder gar immer weiter abnehmen werden.

    Lachmann: „Leider kann man Usutu-Infektionen weder verhindern noch behandeln. Der NABU ruft daher alle Vogelfreunde dazu auf, zumindest dafür zu sorgen, dass Amseln und andere Gartenvögel in naturnahen Gärten gute Lebensbedingungen vorfinden, um die Verluste durch die neue Vogelkrankheit durch guten Bruterfolg wieder ausgleichen.“


    "Sollten versuchen, diesen Planeten wieder in den Griff zu bekommen"

    Auf dem roten Teppich versuchen die meisten Promis besonders glamourös daherzukommen. Bettina Zimmermann nutzte die Aufmerksamkeit kürzlich lieber für eine wichtige Message.

    Von Maria Holzhauer, T-Online, 24.8.19

    https://www.t-online.de/unterhaltung/stars/id_86224694/bettina-zimmermann-zur-klimakrise-wir-sind-die-generation-die-alles-verbockt-hat-.html




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