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Zur Bundestagswahl (2)

Deutsche Wahlversprechen würden den Klimapakt brechen

Experten bemängeln, dass in keinem Bundestagswahlprogramm ausreichende Maßnahmen für den Klimaschutz zu finden sind. Die großen Parteien scheinen sich um die unbequeme Wahrheit zu drücken – aus Angst vor Wählerwut.

(dpa) - 25. August, 2017

http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/bundestagswahl/alle-schlagzeilen/klimaschutz-deutsche-wahlversprechen-wuerden-den-klimapakt-brechen/20233928.html


Wahlprogramme scheitern am 2-Grad-Ziel

Institut für Weltwirtschaft Pressemitteilung, 24.8.17

Die Maßnahmen zum Klimaschutz in den Wahlprogrammen der vier koalitionsrelevanten Parteien CDU/CSU, SPD, FDP und Die Grünen sind nicht ausreichend, um das in Paris beschlossene 2-Grad-Ziel zu erreichen. Alle vier Parteien machen die Wähler fälschlicherweise glauben, das Ziel sei alleine durch die Einsparung von Treibhausgasen erreichbar. Sie vermeiden eine Aussage zum Einsatz weiterer notwendiger Technologien, die im Pariser Klimaschutzabkommen vorgesehen sind.

Zwar bekennen sich alle vier koalitionsrelevanten Parteien CDU/CSU, SPD, FDP und Die Grünen zum Pariser Klimaschutzabkommen und damit zu dem Ziel, den Anstieg der globalen Mitteltemperatur bis zum Jahr 2100 unter 2°C zu halten. Allerdings ist keines der Programme ausreichend, um das Ziel auch tatsächlich zu erreichen. Zu diesem Schluss kommen die Umweltökonomen Christine Merk und Wilfried Rickels vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, die die Parteiprogramme analysiert haben.

„Alle vier Parteien machen den Wähler fälschlicherweise glauben, alleine mit der Einsparung von Treibhausgasemissionen die durchschnittliche Erwärmung der Erdtemperatur auf zwei Grad begrenzen zu können. Tatsächlich ist längst wissenschaftlicher Konsens, dass dafür auch der Einsatz von Technologien zum Entzug von CO2 aus der Atmosphäre und dessen Speicherung notwendig ist“, sagte Wilfried Rickels, Leiter des Forschungsbereiches Umwelt und natürlich Ressourcen.

Sogenannte Negative Emissionen (NETs) entziehen der Atmosphäre mit Hilfe natürlicher biologi-scher und chemischer Prozesse bereits ausgestoßenes CO2, das dann langfristig in Bäumen, im Ozean oder unter der Erde gespeichert werden muss. Wird der Atmosphäre mehr CO2 entzogen als gleichzeitig emittiert wird, erreicht man negative Emissionen. „In den aktuellen Berechnungen des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC), die Grundlage des Pariser Klimaschutzabkommens sind, ist der Einsatz dieser Technologien bereits enthalten, und ohne sie ist das 2-Grad-Ziel, geschweige denn das 1,5-Grad-Ziel, gar nicht einhaltbar“, so Rickels.

„Das gilt umso mehr, da die zugrundeliegenden idealisierten Annahmen einer global abgestimmten ambitionierten Klimapolitik in der Praxis nicht zutreffen. Eine zunehmende 'Trumpisierung' der internationalen Klimapolitik mit Abkehr von internationalen Emissionsreduktionsvereinbarungen erhöht die Notwendigkeit von NETs in den Ländern, die den Klimawandel begrenzen wollen.“

Selbst unter der Annahme einer global abgestimmten und ambitionierten Klimapolitik sind nach den Berechnungen des IPCC negative Emissionen spätestens in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts notwendig. Dafür müsste bereits in den nächsten Jahren auf breiter Front mit der Erforschung und Entwicklung von NETs begonnen werden. In Deutschland ist die Speicherung von CO2, etwa im Erdreich, nach Protesten aus der Bevölkerung seit 2012 aber mit sehr strengen Auflagen verbunden, die praktisch wie ein Verbot wirken. „Augenscheinlich aus Angst vor Stimmenverlust will bedauerlicherweise keine der vier großen Parteien den Wählern die Wahrheit zumuten“, sagte Rickels.

Die Grünen etwa setzen in ihrem Wahlprogramm zur Erreichung der Pariser Klimaziele auf den voll¬ständigen Umstieg auf erneuerbare Energien zur Stromerzeugung bis 2030. Zum Einsatz weiterer Technologien heißt es, man habe bereits heute „das Wissen, die Technik und den Erfinder*innen¬geist, um die Klimakatastrophe noch abzuwenden“. „Alleine Strom aus erneuerbaren Energien zu erzeugen, reicht bei aber weitem nicht aus“, so Rickels. „Außerdem haben wir im Bereich der NETs gerade eben nicht das nötige Wissen und die Technik, um damit zu arbeiten“.

„Hierin liegt der Widerspruch: Natürlich könnten sich Parteien aus möglicherweise sogar guten naturwissenschaftlichen, ökonomischen und gesellschaftlichen Gründen gegen den Einsatz dieser oder ähnlicher Technologien positionieren, sie können aber nicht gleichzeitig behaupten, die Erwärmung auf zwei Grad oder weniger begrenzen zu wollen“, so Rickels.


"Viele gute Leute sind in schlechten Systemen gefangen"

Mit seinem neuen Film "An Inconvenient Sequel" (Eine unbequeme Fortsetzung) ruft Friedensnobelpreisträger Al Gore zum Handeln für den Klimaschutz auf. "Es ist noch nicht zu spät – seid unbequem!", so das Motto seiner Kampagne. Der ehemalige US-Vizepräsident und Umweltaktivist spricht im klimaretter.info-Interview über gewaltlosen zivilen Widerstand, die Nachhaltigkeitsrevolution und seinen Glauben an die Zukunft der Menschheit.

Klimaretter, 26.8.17

http://www.klimaretter.info/protest/hintergrund/23564-viele-gute-leute-sind-in-schlechten-systemen-gefangen


"Die Ablösung von Obama zu Trump ist wie ein Peitschenhieb"

Die Geophysikerin Marcia McNutt über die Bedeutung der Wissenschaft für den US-Präsidenten und den Klimawandel

Von Anja Stegmaier und Konstanze Walther, Wiener zeitung, 25.8.17

http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/welt/weltpolitik/912942_Die-Abloesung-von-Obama-zu-Trump-ist-wie-ein-Peitschenhieb.html


Harvard-Studie: Wie ExxonMobil Zweifel an Klima-Forschung streute

Die Manager von ExxonMobil wussten genau Bescheid - doch in der Öffentlichkeit spielte der Konzern die Risiken des Klimawandels herunter. Das werfen die Autoren einer neuen Studie dem Unternehmen vor.

SPIEGEL-Online, 24. August, 2017

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/studie-exxonmobil-soll-oeffentlichkeit-beim-klimawandel-irregefuehrt-haben-a-1164218.html




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