powered by <wdss>
Aktuell

Deutsche Industrie schlägt zurück

Schärfere Klimaziele: VW-Chef Diess droht mit massivem Stellenabbau

Sollte die EU zu scharfe CO₂-Grenzwerte für Autos beschließen, sind bei VW laut Volkswagen-Chef Diess etwa 100 000 Arbeitsplätze in Gefahr
Er hält eine Verschärfung der Klimaziele von höchstens 30 Prozent für machbar - die EU-Umweltminister wollen den Grenzwert jedoch um 35 Prozent senken


Von Michael Bauchmüller, Mike Szymanski, Berlin, Max Hägler und Angelika Slavik, Süddeutsche Zeitung, 10. Oktober, 2018

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/vw-stellenabbau-co-grenzwerte-1.4164002


Rodungsstopp im Hambacher Forst: RWE kündigt Stellenabbau an

Der Rodungsstopp im Hambacher Forst könnte für die Beschäftigten von RWE Folgen haben. Laut Konzernchef Schmitz müssen Arbeitsplätze gestrichen werden. Den finanziellen Schaden für RWE hält er für überschaubar.

n-tv, 13. Oktober, 2018

https://www.n-tv.de/wirtschaft/RWE-kuendigt-Stellenabbau-an-article20669720.html


Deutschland muss Blockade der internationalen Verhandlungen zu Menschenrechten aufgeben

BUND Pressemitteilung, 15.10.18

Berlin/Genf: Anlässlich der heute beginnenden Verhandlungsrunde für ein UN-Abkommen, das Unternehmen verpflichten soll, entlang ihrer Lieferketten die Menschenrechte einzuhalten, fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Bundesregierung auf, sich konstruktiv an den Verhandlungen zu beteiligen. Noch immer hat die Bundesregierung keine Position zu dem im Juli veröffentlichten Entwurf für ein zukünftiges Abkommen bezogen. Sie blockiert zudem im Rahmen der EU durch gebetsmühlenhafte Kritik an Verfahrensfragen eine inhaltliche Beteiligung an den Verhandlungen.

"Es ist unverantwortlich, dass die Bundesregierung Wirtschaftsinteressen über Menschenrechte und den Schutz der Umwelt stellt", sagt Ernst-Christoph Stolper, stellvertretender BUND-Vorsitzender. "Deutschland muss das aktuelle historische Fenster nutzen, um internationale Regelungen für die Wirtschaft im Rahmen der UN zu schaffen. Gerade in Zeiten, in denen die Menschenrechte von rechtspopulistischen Kräften in Frage gestellt werden, darf die Bundesregierung nicht vor der Wirtschaftslobby einknicken. Bundesaußenminister Heiko Maas muss zeigen, dass seinem Eintreten für die Menschenrechte auch praktische Konsequenzen folgen."

Weltweit gefährden deutsche Unternehmen durch ihre Aktivitäten die Umwelt und Menschenrechte. So exportieren deutsche Chemieunternehmen besonders gefährliche und in der EU verbotene Pestizide, deutsche Industrieunternehmen tragen mit ihren Standorten vor Ort zur Vergiftung von Flüssen bei, wie in Brasilien, und große Staudammprojekte mit Beteiligung deutscher Unternehmen führen weltweit zu Zwangsumsiedlungen. "Deutsche Konzerne sind oftmals mitverantwortlich für Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung. Viele Betroffene vor Ort sind dem vollkommen schutzlos ausgeliefert", so Lia Polotzek, Wirtschaftsexpertin des BUND. "Gleichzeitig können deutsche Unternehmen ganze Staaten vor internationalen Schiedsgerichten auf Schadensersatz verklagen, wenn sie ihre Profite durch Umweltauflagen gefährdet sehen. Das ist ein Missstand, der unbedingt beendet werden muss."

Andere europäische Staaten haben bereits Maßnahmen ergriffen, um ihre Wirtschaft in diesen Bereichen zu regulieren. So hat Frankreich 2017 ein nationales Gesetz erlassen, das große Unternehmen verpflichtet, entlang ihrer Lieferkette Menschenrechte und Umweltstandards einzuhalten. Auch in den Verhandlungen um ein UN-Abkommen bemüht sich Frankreich die Blockadehaltung der EU aufzulösen und hat die Absicht, sich an den inhaltlichen Diskussionen zu beteiligen. In der Schweiz wird ein ähnliches Gesetz vermutlich im nächsten Jahr verabschiedet. "Bei der Verpflichtung von Unternehmen, global Menschenrechte und Umweltstandards zu beachten, brauchen wir in der EU keine deutsche Blockade, sondern eine mutige deutsch-französische Initiative", so Stolper.


Voll die Härte

WWF-Marktanalyse: Deutschlands Hunger auf Aluminium und Stahl und dessen Folgen für die Umwelt

WWF Pressemitteilung, 11.10.18

Exportweltmeister Deutschland ist einer der größten Stahl- und Aluminiumimporteure der Welt, Tendenz steigend. Und dieser Metallhunger verursacht laut einer aktuellen WWF-Marktanalyse massive Umweltschäden. Der Abbau von Mineralien wie Eisenerz, Bauxit und Co. macht auch nicht Halt vor Schutzgebieten und Weltnaturerbestätten. Der WWF fordert daher unter anderem gesetzlich festgeschriebene Umwelt- und Sozialmindestanforderungen für den Import mineralischer Rohstoffe in die EU.

Jörg-Andreas Krüger, Geschäftsleiter Naturschutz beim WWF Deutschland, kritisiert den "blinden Fleck" des deutschen Wirtschaftsbooms: "Exportweltmeister Deutschland darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen bei Fragen der Rohstoffgewinnung. Unternehmen müssen verpflichtet werden, die negativen Auswirkungen ihrer Aktivitäten und Geschäftsbeziehungen auf Menschenrechte und Umwelt entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu kennen und ihnen entgegenzuwirken."

Im Jahr 2016 war Deutschland größter Importeur von Eisen- und Stahlprodukten und lag bei Aluminium weltweit auf Platz zwei. Schlüsselindustrien wie die Automobilbranche, das Bauwesen und der Maschinen- und Anlagenbau zählen zu den Hauptabnehmern. Fast 100 Prozent der in der deutschen Metallverarbeitung eingesetzten Metallerze beziehen deutsche Unternehmen aus dem Ausland. Laut WWF-Marktanalyse stammt gut die Hälfte der Eisenerze aus Brasilien. Zehn Prozent der Waldrodungen im Amazonas sind dort direkte und indirekte Folge des Bergbaus. Der Bedarf an dem Aluminium-Grundstoff Bauxit wird sogar zu 95 Prozent mit Importen aus dem zentralafrikanischen Guinea gedeckt.

Für den Abbau der in der Metall- und Aluminiumerzeugung benötigten Mineralien und die Metallproduktion selbst werden weltweit Wälder gerodet, Flüsse verschmutzt, Grundwasservorkommen ausgebeutet und Treibhausgase freigesetzt. Die internationalen Mining-Konzerne dringen dabei immer weiter vor in Schutzgebiete und Weltnaturerbestätten, kritisiert der WWF. So seien aktuell zum Beispiel das Great Barrier Reef in Australien, der Nationalpark Emas im brasilianischen Savannenhochland Cerrado oder das Strenge Naturreservat am Mount Nimba im Länderdreieck von Guinea, Liberia und der Elfenbeinküste von Bauxit- und Eisenerzprojekten betroffen.

"Deutsche Unternehmen wissen trotz ihres großen Metallbedarfs oft nicht, woher ihre Rohstoffe kommen und welche teils katastrophalen Auswirkungen auf Mensch und Natur deren Gewinnung weltweit hat", kritisiert WWF-Mann Jörg-Andreas Krüger. "In Nationalparks, Weltnaturerbestätten und in hochsensiblen Ökosystemen hat Rohstoffgewinnung nichts verloren. Dieses klare Bekenntnis erwartet der WWF von der deutschen Wirtschaft."

Beim ökologischen Fußabdruck, den der Abbau von Mineralien für die Metallgewinnung verursacht, sind dessen indirekten Folgen laut WWF derzeit zu wenig beachtet. So gehört zu den Auswirkungen des Tagebaus in der Mine von Vale im brasilianischen Carajás auch die fast völlige Zerstörung von Regenwald entlang der 80 Meter breiten und 890 Kilometer langen Schienenstrecke, über die das Erz zum Atlantik transportiert wird.

Eisenerze und Bauxit sind unerlässlich für die Autoindustrie, den Maschinenbau oder das Bauhandwerk. Aber auch in Konsumgütern wie Küchengeräte und Mobiltelefone oder in Verpackungen - von der Getränkedose bis zur Kaffeekapsel stecken die beiden Rohstoffe. Aluminium und Eisen werden auch beim Umbau des Energiesektors benötigt - zum Beispiel beim Bau von Windturbinen oder Solarkraftwerken. Jörg-Andreas Krüger: "Deutschland kann zeigen, wie die Energiewende zum wirklichen Gewinn und nicht zum Bumerang für die Umwelt wird. Dazu braucht es aber ein konsequentes Handeln der Politik, was den Import von Mineralien und Rohstoffen in die EU und nach Deutschland angeht."

Hintergrund zur WWF-Marktanalyse "Rohstoffboom zwischen Gewinnen und Verlusten"

Die Analyse befasst sich mit den Rohstoffimporten der aluminium- und stahlintensiven Sektoren in Deutschland. Sie beschreibt die Umweltauswirkungen, die an den Abbausstätten und während der Produktionsverfahren entstehen. Die Analyse zeigt auch künftige Entwicklungen und Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft entlang der Lieferketten auf. Außerdem benennt der WWF die zentralen Stellschrauben für Politik, Wirtschaft und Verbraucher, um mehr Nachhaltigkeit in die Herstellungs- und Lebenszyklen von Eisen, Stahl und Aluminium zu bringen.







» zurück
 

Druckversion