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Aktuell

Schutz von Böden

Bleser: "Land- und forstwirtschaftliche Flächen besser schützen"

BMELV-Dialogplattform legt Maßnahmenkatalog zum Schutz der natürlichen Ressource Boden vor.

BMELV Pressemitteilung, 6.11.12

In Deutschland werden rund 50 Prozent der Gesamtfläche landwirtschaftlich genutzt. Boden ist der wichtigste Produktionsfaktor für die Landwirtschaft. Allerdings nimmt die Landwirtschaftsfläche stetig ab. Vorläufige Zahlen des Statistischen Bundesamtes gehen davon aus, dass den Landwirten in Deutschland derzeit rund 100 Hektar pro Tag für die Nutzung verloren gehen. Dieser Rückgang geht in großen Teilen auf die Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche zurück, die sich in den vergangenen Jahren zwar abgeschwächt hat, derzeit aber immer noch bei gut 77 Hektar pro Tag liegt. Dabei sind noch nicht die Flächen mit eingerechnet, die als Ausgleichsflächen der landwirtschaftlichen Nutzung weitgehend entzogen sind.

Um das angestrebte 30-Hektar-Ziel zu erreichen, hat das Bundeslandwirtschaftsministerium eine Flächenplattform ins Leben gerufen und gemeinsam mit weiteren Bundesressorts, Länderministerien, Kommunen und Verbänden einen Maßnahmenkatalog entwickelt und ausgearbeitet. Dieser sieht eine Reihe konkreter Vorschlägen vor, um der außerlandwirtschaftlichen Flächeninanspruchnahme wirksam zu begegnen. Kernelemente sind Vorschläge zur verbindlichen Berücksichtigung agrarstruktureller Belange im novellierten Bundesbaugesetz und in der Bundeskompensationsverordnung, die derzeit innerhalb der Bundesregierung abgestimmt werden. "Die Bundesregierung hat dabei schon Einiges erreicht und will gemeinsam mit den Entscheidungsträgern auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene weitere Neuerungen auf den Weg bringen", sagte Peter Bleser, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundeslandwirtschaftsministerin, am Montag in Berlin.

"Wir setzen uns dafür ein, soviel land- und forstwirtschaftliche Flächen wie möglich für die Produktion zu erhalten. Besonders wertvolle Böden müssen künftig der landwirtschaftlichen Erzeugung vorbehalten sein. Die Probleme der Flächeninanspruchnahme lassen sich allerdings nicht allein auf der Bundesebene lösen, da für viele Entscheidungen die kommunale Ebene rechtlich zuständig ist. Nur wenn wir mit allen Beteiligten gemeinsam an einem Strang ziehen, können wir die außerlandwirtschaftliche Flächennutzung auf das unbedingt notwendige Maß begrenzen", sagte Bleser. "Hierzu sind wir heute einen großen Schritt weitergekommen."


NABU fordert Ende der Blockadehaltung gegen ökologische Vorrangflächen

Tschimpke: Flächen dienen Umwelt und langfristiger Ernährungssicherheit

NABU Pressemitteilung, 6.11.12

Berlin – Der NABU hat sich dafür ausgesprochen, auf ökologischen Vorrangflächen im Rahmen der künftigen EU-Agrarpolitik eine naturverträgliche Nutzung unter bestimmten Vorgaben zu ermöglichen. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung, die am heutigen Dienstag auf einer Fachtagung in Berlin vorgestellt wurde. „Die Vorrangflächen sind die wichtigste und wirkungsvollste Maßnahme zur Ökologisierung der EU-Agrarpolitik. Sie leisten einen zentralen Beitrag für die nachhaltige Sicherung der Produktionsgrundlagen durch den Schutz von Wasser, Boden und Klima – und damit auch für das künftige Einkommen der Landwirtschaft“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Der Gesetzesvorschlag der EU-Kommission zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik sieht vor, dass sieben Prozent der Agrarfläche als ökologische Vorrangflächen ausgewiesen werden sollen. Doch die Vorrangflächen werden von der Agrarwirtschaft als vermeintliche „Zwangsbrachen“ abgelehnt. In der Folge wird zunehmend über großzügige Ausnahmeregelungen diskutiert, die einen wesentlichen Teil der Betriebe von den Vorgaben freistellen sollen.

In einem Forschungsvorhaben für das Bundeslandwirtschaftsministerium hat der NABU Empfehlungen erarbeitet, welche Anbaukulturen unter welchen Bedingungen als Vorrangflächen anerkannt werden könnten. Zu diesem Zweck wurden rund 80 verschiedene Energiepflanzen und Extensivkulturen in zehn Bundesländern auf ihre naturschutzfachliche Eignung untersucht. Als entscheidende Rahmenbedingung für die ökologische Wirkung der Vorrangflächen erwiesen sich dabei der Verzicht auf Pflanzenschutz- und Düngemittel sowie der Verzicht auf Bodenbearbeitung und Ernte im Zeitraum von Mitte April bis Ende Juli. Zu den besonders geeigneten Kulturen gehören der extensive Anbau von Linsen und Lein, von Mischkulturen sowie von Getreide mit weitem Reihenabstand. Auch der Anbau von Esparsette oder Rotklee in Streifenform kann als Vorrangfläche zur Aufwertung von Natur und Umwelt beitragen. „Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Vorrangflächen durchaus in den landwirtschaftlichen Betriebsablauf integriert werden können. Wir appellieren an die Agrarpolitiker in Bund und Ländern, die Ausgestaltung der Vorrangflächen im Interesse von Landwirtschaft und Naturschutz konstruktiv zu nutzen und ihre Blockadehaltung aufzugeben“, so NABU-Agrarexperte Florian Schöne.


NABU-Studie belegt dramatischen Rückgang bei artenreichen Wiesen

Tschimpke: Kurswechsel in der Agrarpolitik überfällig

NABU Pressemitteilung, 30.10.12

Berlin – Das eigentlich durch europäisches Recht streng geschützte artenreiche Grünland wird in dramatischem Ausmaß zerstört. Dies ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Studie des NABU zur Situation von artenreichem Grünland im süddeutschen Raum. „Es ist ein Versagen der Agrarpolitik, dass unsere Bauern blumenbunte Wiesen und artenreiche Weiden nicht länger erhalten können. Hier brauchen wir dringend einen Kurswechsel“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Die NABU-Studie betrachtet die Entwicklung des durch die europäische Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) geschützten Grünlands an verschiedenen Standorten in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern. Den Erhebungen zufolge gingen innerhalb von fünf Jahren in den untersuchten Gebieten durchschnittlich 35 Prozent Grünland verloren, in einzelnen FFH-Gebieten sogar bis zu 54 Prozent. Die Gründe dafür liegen vor allem in der Intensivierung und Umwandlung der Wiesen in Ackerland.

Extensiv genutztes, artenreiches Grünland ist ein aus Naturschutzsicht prioritärer Lebensraum von besonderer Bedeutung. Etwa 50 Prozent aller in Deutschland vorkommenden Pflanzenarten sind diesen Flächen zuzuordnen. Zudem ist artenreiches Grünland von hohem landschaftskulturellem und ästhetischem Wert und prägend für zahlreiche Tourismusregionen. Trotzdem findet die schleichende Entwertung dieser Wiesen und Weiden bislang wenig Beachtung. Der hohe Intensivierungsdruck ergibt sich aus niedrigen Preisen für Milch und Rindfleisch sowie zunehmend auch aus der Förderung der Biogaserzeugung. „Erhebliche Verschlechterungen des Erhaltungszustands von europäisch streng geschütztem FFH-Grünland sind rechtlich nicht vertretbar“, so Tschimpke. Der NABU prüfe daher juristische Schritte gegen diese politisch subventionierte Naturzerstörung. „Die Ergebnisse machen deutlich, dass eine Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik nach dem Prinzip 'Geld gegen Leistung' überfällig ist, damit die Pflege und Nutzung von artenreichem Grünland für Landwirte wieder eine attraktive Perspektive bietet“, sagte NABU-Agrarexperte Florian Schöne.




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