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Aktuell

Wildtier-Management

Von Hirten und Wölfen - Vielfalt behüten

Verbände veröffentlichen gemeinsames Eckpunktepapier

Pressemitteilung von Bundesverband Berufsschäfer, dem Deutsche Tierschutzbund, der Umweltverbände NABU, IFAW, WWF und BUND sowie dem Deutsche Grünlandverband und dem Ökologische Jagdverband, 31.8.17

Der Wolf ist zurück in Deutschland und stellt die Weidetierhaltung vor Herausforderungen. Am Donnerstag veröffentlichten acht Verbände in Berlin erstmals eine gemeinsame Stellungnahme auf Bundesebene: Bundesverband Berufsschäfer, der Deutsche Tierschutzbund, die Umweltverbände NABU, IFAW, WWF und BUND sowie der Deutsche Grünlandverband und der Ökologische Jagdverband.

„Die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland und der Erhalt von artenreichen, extensiv bewirtschafteten Grünland-Biotopen sind zwei Seiten derselben Medaille. Es ist an der Zeit zusammen zu arbeiten, im gemeinsamen Interesse von Weidetierhaltern, Tierschützern, Jägern und Naturschützern. Unser Papier ist der Beginn dieser Zusammenarbeit“, erklärten die Verbandsspitzen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin.

Im Interesse des Artenschutzes und der Weidetierhaltung sehen die unterzeichnenden Verbände die Prävention und Kompensation von Wolfsübergriffen auf Weidetiere als eine zentrale Aufgabe des Wolfsmanagements. Sie erkennen den Schutzstatus des Wolfes im geltenden Recht an. Außerdem unterstreichen sie, dass die Akzeptanz des Wolfes durch die Bevölkerung der ländlichen Regionen unabdingbar für seine erfolgreiche Rückkehr ist. Aus Sicht der Verbände kann daher die begründete Entnahme von Einzelwölfen durch Experten notwendig werden, insbesondere zum Erhalt der Weidetierhaltung und ihrer ökologischen Leistungen, sofern sämtliche zumutbaren Alternativen ausgeschöpft sind.

Laut der Verbände ist die extensive Weidetierhaltung unersetzlich, als besonders naturverträgliche Form der Landnutzung für Natur und Landschaft. Betriebe dieser Art stünden vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: „Die Weidetierhaltung benötigt dringend zukunftsfähige Perspektiven. Dazu zählt die Vermeidung und Entschärfung von Konflikten mit dem Wolf. Wirtschaftliche Benachteiligungen von Weidetierhaltern in Wolfsgebieten müssen angemessen und unbürokratisch aufgefangen werden.“

Die Verbände fordern die Einrichtung eines nationalen Zentrums für Herdenschutz. Damit sollen Erfahrungen zentral gebündelt und in die Wolfsmanagementpläne der Länder eingebracht werden. Entscheidend sei darüber hinaus ein unbürokratischer Herdenschutz. Schadensausgleiche für Wolfsübergriffe sollten möglichst schnell erfolgen, nicht nur für Tierverluste, sondern auch für weitere betriebliche Schäden, die durch den Wolf verursacht wurden. „Herdenschutz muss fachgerecht, in Wolfsgebieten flächendeckend und den jeweiligen Bedingungen angepasst sein. Weidetierhalter brauchen dafür geeignete Zäune, ausgebildete Herdenschutzhunde, Schulung und Beratung. Nicht nur die Einrichtung, sondern auch der Unterhalt von Herdenschutz muss zukünftig gefördert werden“, so die Verbände.

Die Verbände fordern eine Anpassung der Tierschutz-Hunde-Verordnung, um fachgerecht Herdenschutzhunde einsetzen zu können. „Das Tierschutzrecht muss den Bedürfnissen dieser Hunde entsprechen, ohne fachgerechten Herdenschutz zu behindern.“

Abschließend fordern die Verbände Bund und die Länder auf, sich für die Schaffung eines Instrumentes zur Förderung des Herdenschutzes in der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union einzusetzen.


Braunbären - Das Verschwinden der Wappentiere

WWF-Online, 29.8.17

Man könnte fast denken, Bären hätten das Sagen in Europa. Auf so vielen Wappen, Fahnen und Siegeln sind sie abgebildet - dabei immer stark und majestätisch. In fast jedem Land in Europa erzählt man sich Geschichten über sie. Mal sind sie böse und gefährlich, mal weise und freundlich und gelten als mystische Wesen, die über den Wald herrschen und dem Menschen zumindest ebenbürtig scheinen. In Wahrheit jedoch haben Braunbären den Menschen nichts entgegenzusetzen. Es ist noch gar nicht so lange her, da war der Ursus arctos nicht nur in den Geschichten präsent. Fast überall in Europa war er einst beheimatet. Heute gilt er in vielen Ländern als ausgestorben - in Deutschland schon seit über 150 Jahren.

Das Ökosystem braucht die Braunbären

Obwohl Braunbären Raubtiere sind, ernähren sie sich überwiegend vegetarisch. Sie fressen Wurzeln, Gräser, Kräuter, Beeren und Früchte. Die Mischwälder in unseren Breitengraden sind damit bestens als Lebensraum für sie geeignet. Durch ihre bloße Anwesenheit können sie ihren Wald verändern, indem sie die verschiedensten verspeisten Samen in ihrem Revier verbreiten. Nur etwa ein Drittel der Nahrung der Braunbären besteht aus Insekten, Fischen oder Aas. Braunbären jagen eher aus Mangel, sollte in besonders kargen Regionen mal die Nahrung ausgehen.

Europas Braunbären leben gefährlich

Während Braunbären noch im Mittelalter in ganz Europa verbreitet waren, sieht man Meister Petz hierzulande zurzeit nur noch im Zoo. Die größten Bedrohungen für die Braunbären sind der Lebensraumverlust, die Waldabholzung und die Wilderei. Auf Schwarzmärkten werden für Galle, Fett, Fleisch, Rückenmark und die Tatzen große Summen gezahlt. Obwohl die Jagd in den meisten Ländern verboten ist, sterben immer wieder Bären durch Menschenhand. Ohne unsere Hilfe ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Braunbären in Europa womöglich ganz verschwinden.

Besonders schlimm ist die Situation in Rumänien: Wilderer stellen den Elterntieren nach und Waldarbeiter treiben mit ihren kreischenden Motorsägen die Bärenmütter in die Flucht. Zurück bleiben die hilflosen Jungen, die ohne ihre Mutter keine Chance zum Überleben haben.

Das tut der WWF zum Schutz der Braunbären

Unsere Hilfe für die Aufzuchtstation ist Teil unseres groß angelegten Engagements für den Erhalt der Braunbären in Rumänien. So sucht der WWF auch den Dialog zu Tierhaltern und Jägern, um die Akzeptanz für Braunbären zu erhöhen. Und wir setzen uns dafür ein, dass die Lebensraumansprüche der Bären bei neuen Infrastrukturprojekten berücksichtigt und grenzübergreifend neue Wanderkorridore geschaffen werden.


Erneut Auerhühner ausgewildert

Klappe auf - Auerhuhn raus - und ab aus der Kiste in die Freiheit. Jetzt bleibt nur die Hoffnung, dass die Hühner und der Hahn sich in Thüringens Wäldern wohl fühlen. 200.000 Euro kostet das Programm. Nicht alle Tiere überleben.

mdr, 31. August, 2017

http://www.mdr.de/thueringen/mitte-west-thueringen/arnstadt-ilmkreis/auerhuhn-gehren-wildbrut-vogel-100.html

Umweltverbände fordern eine neue Agrarpolitik: für eine tier- und umweltgerechte Landwirtschaft

BUND/NABU Pressemitteilung, 30.8.17

Hannover/Berlin: Deutschlands größte Umweltverbände, der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Naturschutzbund (NABU), forderten am heutigen Mittwoch gemeinsam einen grundlegenden Kurswechsel in der Agrarpolitik. Angesichts der gravierenden Auswirkungen der Landwirtschaft auf Wasser, Böden, Tierwohl und Artenvielfalt und der damit verbundenen Folgekosten für den Steuerzahler erklärten die Verbände die jetzigen Regelungen und Subventionen aus Umweltsicht für gescheitert. Sie forderten, die milliardenschweren Fördergelder künftig so zu verteilen, dass Landwirte Lebensmittel deutlich umweltfreundlicher und tierschutzgerechter erzeugen können. Dies entspreche auch dem ausdrücklichen Wunsch der Verbraucher.

Die Große Koalition habe es in den vergangenen vier Jahren versäumt, entscheidende Schritte in Richtung einer naturfreundlicheren Landwirtschaft zu gehen, kritisierten BUND-Vorsitzender Hubert Weiger und NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Allen voran Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt habe das derzeitige, naturschädigende Fördersystem massiv verteidigt. Dabei sei der Druck zu handeln groß: Das Insektensterben sei in vollem Gange, über 80 Prozent der Feldvögel stünden inzwischen auf der Roten Liste und vielerorts sei das Grundwasser massiv mit Nitrat belastet.

Tschimpke und Weiger forderten, die gesetzlichen Vorgaben zur Massentierhaltung und das Düngerecht deutlich zu verschärfen. Auch der Aufbau eines bundesweiten Insektenmonitorings sowie ein Aktionsplan zur Rettung von Bienen seien dringend notwendig. Auf EU-Ebene müsse Deutschland zudem seinen Einfluss geltend machen und sich für ein besseres Fördersystem einsetzen, das Umwelt und den Bauernhöfen gleichermaßen helfe. Derzeit wird die EU-Agrarförderung neu verhandelt, sie macht rund 40 Prozent des gesamten Haushalts aus. Wie Deutschland seine Politik hier ausrichtet, sei mitentscheidend für die gesamte EU.

"Der dringend notwendige Umbau der Nutztierhaltung muss von der neuen Bundesregierung umgehend begonnen werden. Die nationale Nutztierstrategie muss mit allen relevanten Akteurinnen und Akteuren diskutiert und bis zur Hälfte der Legislaturperiode verabschiedet werden", erklärte Hubert Weiger. Weiger forderte für den Umbau der Tierhaltung einen verbindlichen Zeitrahmen und festen Finanzplan sowie die Verständigung auf Gesetzesänderungen. Dafür sei das Nutztiergutachten des Wissenschaftlichen Beirates beim Agrarministerium eine gute Grundlage. "Wir wollen endlich raus aus der Massentierhaltung, die Tiere, Umwelt, Klima und auch uns Menschen krank macht. Wir brauchen weniger Tiere, die aber deutlich besser gehalten werden: auf Bio-Bauernhöfen, NEULAND-Betrieben oder in Weidehaltung", sagte der BUND-Vorsitzende. Als erste Schritte müssten eine verbindliche staatliche Haltungskennzeichnung eingeführt, die Gabe von Reserveantibiotika im Stall verboten und das grausame Töten männlicher Eintagsküken beendet werden, so Weiger.

"Beim Blick auf den ökologischen Zustand unserer Wiesen und Felder müssten in Berlin und Brüssel eigentlich alle Alarmglocken schrillen", so Tschimpke. Schuld an der schlechten Umweltbilanz der Landwirtschaft sei die jetzige EU-Agrarförderung. Sie belohne primär Masse statt Klasse. "Aufgrund der Flächenprämien werden Felder oft bis zum Anschlag genutzt. Daher ist es kein Wunder, dass Lebensräume und die Nahrung für Hummeln und Schmetterlinge verschwinden. Doch mit dem pauschalen und vollkommen ineffizienten Verteilen von Milliarden an Steuergeldern muss Schluss sein. Öffentliche Gelder dürfen nur noch für öffentliche Leistungen ausgezahlt werden – in einem Fördersystem, das Umwelt, Verbraucher und Landwirte gleichermaßen unterstützt", so Tschimpke. Dazu sei die Einrichtung eines neuen EU-Naturschutzfonds in Höhe von 15 Milliarden Euro jährlich notwendig, aus dem Landwirte, Waldbesitzer und weitere Landnutzer Prämien für konkrete Naturschutzleistungen erhalten können. Ein solcher "Naturschutzvertrag" zwischen Steuerzahler und Landwirtschaft könnte gerade auch existenzbedrohten Betrieben verlässliche Zusatzeinkommen bieten.




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