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Aktuell

Mehr Wölfe

60 Wolfsrudel in Deutschland

„Wir brauchen keine Wolfshatz“: WWF fordert Herdenschutz statt Jagdrecht.

WWF Pressemitteilung, 22.11.17

Aktuell sind in Deutschland 60 Wolfsrudel bestätigt. Das geht aus einer Erhebung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) und der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf (DBBW) hervor, die am Mittwoch in Berlin vorgelegt wurde. Die Zahlen hätten eigentlich bereits vor zwei Wochen veröffentlicht werden sollen. Eine bereits angesetzte Pressekonferenz war jedoch wegen Querschüssen aus den Bundesländern wieder abgesagt worden.

„Die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland ist eine Bereicherung für unsere heimische Artenvielfalt – und zugleich eine Herausforderung. Derzeit wird in der Politik darüber diskutiert, ob der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen werden sollte. Das ist eine Schein-Debatte, die die wahren Probleme ignoriert und nicht nur zulasten des Wolfes, sondern auch zulasten von Schäfern und Nutztierhaltern geht“, sagt Dr. Diana Pretzell, Leiterin Naturschutz in Deutschland beim WWF. „Wir brauchen keine Wolfshatz. Wir brauchen Prävention und schnelle, unbürokratische Kompensation von Wolfsübergriffen auf Weidetiere. Wir brauchen eine funktionierende Öffentlichkeitsarbeit, die mit den Märchen und Vorurteilen gegenüber dem Wolf aufräumt. - Das sind die zentralen Aufgaben des Wolfsmanagements.“

Nach Sachsen stellt nun auch Niedersachen mit seiner neuen rot-schwarzen Landesregierung den Schutzstatus des Wolfs in Frage. „Wenn Tierarten in Deutschland sukzessive der Schutzstatus genommen wird, öffnet dies gerade bei Luchs und Wolf, Tür und Tor für Wilderei.“


NABU: Deutsche Wolfspopulation entwickelt sich konstant

Miller: Bund und Länder müssen Herdenschutz in den Mittelpunkt stellen

NABU Pressemitteilung, 22.11.17

Berlin – 60 Wolfsrudel und 13 Paare – die heute vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) veröffentlichten Daten zeigen eine konstante Entwicklung der Wolfspopulation in Deutschland. Die Zunahme um 13 Rudel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum liegt leicht unter dem langjährigen Mittel von 33 Prozent Wachstum pro Jahr (seit 2009). „Wachstumsraten von rund 30 Prozent sind in der Wildbiologie für Tierarten, die geeignete Lebensräume neu besiedeln, völlig normal und freie Territorien und Lebensräume gibt es genügend in Deutschland“, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Natürliche Faktoren, wie die territoriale Lebensweise sowie Beuteverfügbarkeit und Krankheiten, begrenzten das Wachstum bereits heute und sorgten langfristig für eine stabile Populationsdynamik. Auch sterben immer wieder Wölfe durch den Straßenverkehr, aktuell mit 146 Fällen seit dem Jahr 2000 die häufigste Todesursache für Wölfe in Deutschland. Dazu kommen noch illegale Tötungen. Seit 2000 sind deutschlandweit nachweislich bereits 26 Wölfe illegal getötet wurden, die Dunkelziffer ist ungewiss.

Unklar bleibt auch, wie die Bundesländer im Umgang mit auffälligen Wölfen die eigens dafür initiierte Dokumentations- und Beratungsstelle für den Bund zum Thema Wolf (DBBW) einbinden wollen. Eine im Mai durch die Umweltministerkonferenz eingerichtete Ad-hoc Arbeitsgruppe zum Thema auffällige Wölfe kam bisher zu keinem Ergebnis, wie die Minister vergangene Woche zum Ende der Umweltministerkonferenz in Potsdam verkündeten. Die Pläne der Länder, ein einheitliches Vorgehen im Umgang mit auffälligen Wölfen in Zusammenarbeit mit dem Bund zu erstellen, begrüßt der NABU. Gleichzeitig verweist er aber auf das kürzlich bereits erarbeitete Handlungskonzept der Experten der DBBW. Eine Einbeziehung der Fachexperten in die Entwicklung von bundeseinheitlichen Wolfsmanagement-Konzepten ist zwingend notwendig. Denn eine allgemeingültige Definition von auffälligen Wölfen kann aufgrund unterschiedlichster Gründe für auffälliges Verhalten zusätzlich zu individuellen Charaktereigenschaften der Tiere unmöglich erstellt werden. Somit muss es sich bei der Beurteilung von Verhaltensweisen immer um Einzelfallbetrachtungen handeln.

Unerlässlich für das alltägliche Zusammenleben von Mensch und Wolf bleibt die Anwendung eines flächendeckenden und fachgerechten Herdenschutzes in Wolfsgebieten. Deshalb setzt sich der NABU zusammen mit Weidetierhaltern und anderen Natur- und Tierschützern für eine bessere Unterstützung von Präventionsmaßnahmen ein (siehe Eckpunktepapier Weidetierhaltung und Wolf vom 31.08.2017). „Auch im Jahr 17 der Wolfsrückkehr fehlt es in Deutschland an einem nationalen Herdenschutzzentrum. Es kann nicht sein, dass der Wolf erst in allen Flächenbundesländern anwesend sein muss, damit sich das Landwirtschaftsministerium der Sorgen der Nutztierhalter, insbesondere in der extensiven Weidehaltung annimmt und klare Regelungen, Unterstützung und die Ausbildung in Sachen Herdenschutz forciert“, so Miller. Der NABU fordert bereits seit langem die Einrichtung eines Herdenschutzzentrums als wesentliche Ergänzung der DBBW.




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