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Aktuell

Deutsch-bras. Zusammenarbeit

Deutschland und Brasilien intensivieren Zusammenarbeit für Wald- und Klimaschutz

BMUB Pressemitteilung, 17.8.15

Im Vorfeld der deutsch-brasilianischen Regierungskonsultationen findet am Mittwoch, den 19. August in Brasilia eine hochrangige Konferenz statt, bei der es um die Vertiefung der deutsch-brasilianischen Zusammenarbeit in den Bereichen Wald, Klimawandel und Biodiversität geht. Zu der Konferenz werden 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Regierung, Verwaltung und Zivilgesellschaft beider Länder erwartet.

Die Konferenz fällt in eine wichtige Zeit. Deutschland und Brasilien können angesichts der neuen globalen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs), der bevorstehenden Konferenzen der Klimarahmenkonvention in Paris und des Übereinkommens über biologische Vielfalt in Cancún mit ihrer Zusammenarbeit zu einer nachhaltigen globalen Entwicklung beitragen.

Deutschland und Brasilien blicken auf eine lange Zusammenarbeit im Umweltbereich zurück. Seit dem Start des Pilotprogramms zur Erhaltung der brasilianischen Regenwälder auf dem Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro wurde die Zusammenarbeit im Bereich Wälder, Klima und biologische Vielfalt stetig ausgebaut und vertieft. Neben der bilateralen Ebene ist Brasilien auch ein zentraler Partner zur Lösung globaler Umweltprobleme.


Appell an Angela Merkel: Bitte setzen Sie sich für Brasiliens bedrängte und verfolgte Indianer ein!

GvbV Pressemitteilung, 18.8.15

Bundeskanzlerin Angela Merkel soll sich bei den ersten brasilianisch-deutschen Regierungskonsultationen für die bedrängten und verfolgten Indianer in dem südamerikanischen Land einsetzen. Darum hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) Merkel kurz vor ihrer Abreise in einem dringenden Appell gebeten. „Die Lage der indigenen Völker Brasiliens ist verzweifelt und wenn sie sich der Erschließung der letzten Naturparadiese entgegenstellen, eskaliert die Gewalt: Allein 2014 wurden 138 Indianer ermordet, die als indigene Umweltschützer ihr Gebiet friedlich verteidigen wollten. Das sind mehr als doppelt so viele wie 2012“, beklagt GfbV-Referentin Yvonne Bangert. „135 Jugendliche und Kinder ertrugen die Ausweglosigkeit ihrer Existenz nicht länger und wählten den Freitod. Erschreckend ist auch die hohe Sterblichkeit von Kindern und Alten. 2014 waren es 785 Fälle. Besonders betroffen waren die Xavante und die Yanomami, die 116 bzw. 46 tote Kinder betrauern mussten.“ Merkel wird am Mittwoch in Brasilia erwartet.

Die GfbV erhob in ihrem Schreiben an die Bundeskanzlerin schwere Vorwürfe gegen die brasilianischen Behörden. Obwohl eigenes Land für die indigenen Gemeinschaften überlebensnotwendig sei, würden Verfahren zur Anerkennung von Reservaten und ihre wirksame Absicherung absichtlich verzögert, kritisierte die GfbV unter Berufung auf einen Bericht der CIMI, der Menschenrechtsorganisation für indigene Völker der Brasilianischen Bischofskonferenz. Sie hat für 2013 dokumentiert, dass die Anspruchsverfahren der indigenen Bevölkerung auf eigenes Land in 118 Fällen verzögert oder gar nicht umgesetzt wurden. Das sind mehr als doppelt so viele Fälle als im Vorjahr. „Ein wichtiges Motiv für die staatliche Verzögerungstaktik bei der Absicherung indigener Gebiete ist im Bau von Wasserkraftwerken oder anderen Formen der Landnutzung wie etwa Monokulturen mit Soja oder Zuckerrohr zu sehen“, ergänzt Bangert.

305 indigene Völker gibt es offiziell in Brasilien. Hinzukommen nach Schätzungen der CIMI etwa 100 in freiwilliger Abgeschiedenheit lebende kleine Völker. Sie sind auf Grund ihrer naturnahen, nachhaltigen Lebensweise auf eine intakte Umwelt und ein Gebiet von ausreichender Größe zur Sicherung ihrer Existenz durch Jagd, Fischfang, Sammeln und auch Anbau von Nahrung angewiesen.

„Wir vertrauen darauf, dass die Bundeskanzlerin unseren Appell ernst nimmt und ihren Einfluss auf ihre brasilianischen Gesprächspartner nutzt, damit die Ureinwohner Brasiliens nicht von der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Siedlungsgebiete überrollt werden und mit ihrer Lebensgrundlage jeglichen Halt verlieren“, sagte Bangert.


Klimamessturm in Brasiliens Urwald wird eingeweiht

Max-Planck-Gesellschaft, das brasilianische Amazonasforschungsinstitut und die Universität des Staates Amazonas feiern Fertigstellung der 325 Meter hohen Forschungseinrichtung ATTO

Max-Planck-Gesellschaft Pressemitteilung, 17.8.15

150 Kilometer nordöstlich von Manaus, mitten im dichtesten brasilianischen Regenwald, steht das Amazonian Tall Tower Observatory – kurz ATTO. Nach einem Jahr Bauzeit wird ATTO am Samstag, 22. August 2015 eröffnet. Der 325 Meter hohe Klimamessturm ist ein deutsch-brasilianisches Gemeinschaftsprojekt, an dem das Max-Planck-Institut für Chemie, das Max-Planck-Institut für Biogeochemie, das brasilianische Bundesinstitut für Amazonasforschung INPA (Instituto de Pesquisas da Amazonia) und die Universität des Staates Amazonas UEA (Universidade do Estado do Amazonas) beteiligt sind. Zur Einweihung reisen neben Vertretern der Wissenschaftsorganisationen auch der brasilianische Wissenschaftsminister Aldo Rebelo, der Gouverneur des Bundesstaates Amazonas, José Melo, sowie Vertreter der deutschen Botschaft in Brasilien an.

Hoch über den Wipfeln der Urwaldbäume werden moderne Messgeräte täglich Daten über Treibhausgase, Aerosolpartikel, Wolkeneigenschaften, Grenzschichtprozesse und den Transport von Luftmassen sammeln. „Mit ATTO erreichen wir einen Meilenstein in der Erforschung des Erdsystems. Alle Daten, die wir an diesem neuen Messturm generieren, fließen in Modelle zur Vorhersage der Klimaentwicklung ein“, macht Ferdi Schüth, Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft, mit Blick auf die Einweihung deutlich. Damit, so betont Schüth, stehen die ATTO-Messergebnisse künftig auch der Politik zur Verfügung, um umweltpolitische Regelungen und globale Klimaziele weiterzuentwickeln.

„Mit ATTO haben wir ein weltweit einzigartiges Referenzlabor für die Erforschung der Wechselwirkungen zwischen tropischen Regenwäldern und der Atmosphäre geschaffen. Mithilfe der Daten werden wir einen großen Fortschritt bei der Darstellung der tropischen Regenwälder in meteorologischen sowie Erdsystemmodellen erreichen. Es wird zukünftig möglich sein, viel detaillierte Wettervorhersagen und Klimaprognosen zu erstellen“, erklärt INPA-Wissenschaftler Antonio Manzi, der das Projekt auf brasilianischer Seite koordiniert.

In der Max-Planck-Gesellschaft ist die Erdsystemforschung ein Schwerpunktthema, bei dem die Max-Planck-Institute für Chemie, Meteorologie und Biogeochemie zusammenarbeiten. Letzteres betreibt neben anderen Messeinrichtungen weltweit seit 2006 den Messturm ZOTTO in der sibirischen Taiga. „Wir haben uns für den Standort im brasilianischen Regenwald entschieden, da er wie der ZOTTO-Standort weitestgehend abseits menschlicher Einflüsse gelegen ist und uns somit relativ unverfälschte Daten gewährleistet“, erklärt Meinrat O. Andreae, Direktor der Abteilung Biogeochemie am Max-Planck-Institut für Chemie, das für die Koordination des deutsch-brasilianischen Projektes von deutscher Seite aus verantwortlich ist.

Des Weiteren ermögliche es ATTO den Wissenschaftlern ab sofort, ihre Messungen in höheren Luftschichten und kontinuierlicher als bisher durchzuführen, so dass verlässlichere Aussagen über die Entwicklung unserer Atmosphäre zu erwarten sind, so Andreae weiter. Von der Spitze des Messturms aus können die Forscher zudem nachvollziehen, welche Veränderungen große Waldgebiete in Luftmassen auslösen, die den Regenwald überqueren. Aus der Analyse dieser Wechselwirkungen wollen sie wichtige Rückschlüsse über die Bedeutung des Regenwaldes auf die Chemie und Physik der Atmosphäre gewinnen.

Finanzierung durch Bundesforschungsministerium

Noch sind die Wissenschaftler vor Ort damit beschäftigt, Messgeräte auf dem Turm zu installieren. Doch bald werden die ersten Daten gesammelt und ausgewertet. Konkretes Ziel der Wissenschaftler ist es zunächst, die Quellen und Senken von Treibhausgasen wie Kohlendioxid, Methan und Distickstoffoxid besser zu verstehen. „Bisher wissen wir nur unzureichend, welche Rolle der Urwald bei der Bildung von Aerosolpartikeln und somit der Wolkenbildung spielt. Es wartet somit eine ganze Palette von Geheimnissen darauf, mithilfe unseres neuen Messturms aufgedeckt zu werden“, fasst Jürgen Kesselmeier, Projektkoordinator der Max-Planck-Gesellschaft, die zahlreichen Hoffnungen, die auf ATTO liegen, zusammen.

Die Kosten von rund 8,4 Millionen Euro für den ATTO-Bau und die ersten fünf Betriebsjahre teilen sich Deutschland und Brasilien. Gefördert wird das Projekt auf deutscher Seite durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie von brasilianischer Seite durch das Bundesministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovation und der Regierung des Bundesstaates Amazonas.


Krisengipfel am Amazonas

Von Fabian Federl, Der Tagesspiegel, 19.8.15

http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/angela-merkel-in-brasilien-krisengipfel-am-amazonas/12203528.html




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