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Erfolg in Peru

Urteil in Peru: Sieg für den Regenwald

In Peru hat ein Gericht ein deutliches Zeichen im Kampf gegen die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes gesetzt: Eine Kakaofirma muss 4 Millionen Euro Schadensersatz an den peruanischen Staat zahlen, ein ehemaliger Geschäftsführer erhielt eine Gefängnisstrafe von acht Jahren. Das ist auch ein Erfolg unserer Partnerorganisation Kené, die Rettet den Regenwald seit vielen Jahren unterstützt

"Rettet den Regenwald" e.V. Pressemitteilung, 27.8.19

Es ist ein historisches Urteil im Kampf gegen die Regenwaldrodung und den illegalen Holzeinschlag in Peru, ganz besonders wegen der Entschädigungssumme von 14,7 Millionen Soles“, erklärt der Umweltstaatsanwalt Alberto Yusen Caraza. „Die Firma Tamshi SAC hat ohne Genehmigung 1.950 Hektar Urwald nahe dem Ort Tamshiyacu abgeholzt.”

Umgerechnet sind das knapp 4 Millionen Euro. Zu dieser Zahlung verurteilte ein Gericht in der Stadt Iquitos am Amazonas Anfang August den Betreiber einer riesigen Kakaoplantage im Urwald. Drei ehemalige Firmenmitarbeiter erhielten wegen unrechtmäßigen Holzhandels und Behinderung der Ermittlungsbehörden Gefängnisstrafen.

Lucila Pautrat, Direktorin der Umweltorganisation Kené in Lima, ist mit der Gerichtsentscheidung sehr zufrieden. Ohne Pautrat wäre es vermutlich nie zu diesem Urteil gekommen. Die resolute Umweltschützerin hat jahrelang die Ermittlungen der peruanischen Behörden begleitet und unterstützt. Hilfe erhält sie dabei von Rettet den Regenwald. Seit sechs Jahren finanziert der Hamburger Verein die Arbeit von Kené mit Spendengeldern.

Wichtiges Signal für andere

„Das Urteil ist auch ein wichtiges Signal an andere Firmen mit Kakao- und Palmölplantagen. Sie haben den Fall aufmerksam verfolgt und wissen nun, dass Regenwaldrodung in Peru nicht ungestraft bleibt“, erklärt Lucila Pautrat.

Seit Jahren verfolgt sie die Fälle von Regenwaldabholzung bei den zuständigen Ministerien in der Hauptstadt und hat Druck gemacht. Denn mangelnde politische Rückendeckung und die verbreitete Korruption behindern die Arbeit von Ermittlungsbehörden und Justiz. Häufig werden die Beamten versetzt, Akten verschwinden oder die Fälle müssen neu aufgerollt werden, weil die Firmen ihre Namen und Besitzer auf dem Papier ändern.

Zudem mangelt es den peruanischen Behörden an Personal und Material. Nur fünf auf Umweltfälle spezialisierte Staatsanwälte sind für das riesige Regenwaldgebiet in Loreto zuständig, berichtet Lucila Pautrat. Mit 370.000 Quadratkilometern Fläche ist die Region so groß wie Deutschland.

Weitere Verfahren anhängig

Für Pautrat ist das Urteil nur der Anfang. 15 weitere Ermittlungs- und Gerichtsverfahren in Loreto und der benachbarten Region Ucayali sowie der Hauptstadt Lima laufen noch gegen verschiedene Unternehmensgruppen und deren Hintermänner im In- und Ausland. Diese haben allein in Peru 26 verschiedene Firmen gegründet, die insgesamt etwa 15.000 Hektar Regenwald für Kakao- und Palmöl-Plantagen gerodet haben. Über eine Holdinggesellschaft auf den Cayman-Inseln steuerten sie die Aktivitäten offenbar von Malaysia und Singapur aus.

Auch europäische Unternehmen mischen dabei mit. Dazu gehört die niederländische TMF-Gruppe. Die auf Dienstleistungen in den Bereichen Management, Verwaltung und Steuern spezialisierte Gruppe stellte jahrelang den Geschäftsführer der Kakaofirma. Dieser wurde nun von dem Gericht in Iquitos zu acht Jahren Gefängnisstrafe verurteilt.

Sorgen bereitet Kené die Sicherheit der Menschen in den von Kakao- und Ölpalmplantagen betroffenen Gebieten – zumeist Indigene und Kleinbauern. Wer sich in Peru für den Umweltschutz und Landrechte einsetzt, lebt gefährlich. Drohungen und Einschüchterungen sind nichts Ungewöhnliches, mehrere Personen wurden schon ermordet.

Das Klima der Gewalt bekommen auch die peruanischen Behörden zu spüren. Nach einer Verleumdungskampagne gegen Staatsanwalt Caraza sowie Demonstrationen vor dem Justizpalast musste das Innenministerium die Sicherheitsmaßnahmen verschärften. Zur Urteilsverkündigung sichern schwer bewaffnete Sondereinheiten der Polizei das Gerichtsgebäude. Ihnen gegenüber stehen lautstark protestierende Arbeiter der Kakaofirma. Sie behaupten auf Bannern, dass der Staatsanwalt Zeugen gekauft haben soll und fordern ein Berufungsverfahren.

Plantagen werden als Aufforstung verkauft

Die Kakaofirma versucht sich von ihrer Vergangenheit reinzuwaschen: „Tamshi SAC wurde im Jahr 2018 in den Händen von neuen Besitzern wiedergeboren, nachdem die vorherige Leitung die Firma an den Rand der Pleite gebracht hatte“, schreibt das Unternehmen auf seiner Webseite. Die nun auf der riesigen Rodungsfläche im Regenwald in Reih und Glied sprießenden Kakaobäume seien eine Aufforstung und würden ein Ökosys-tem bilden, so die dreiste Behauptung.

Ob die Masche aufgeht, ist fraglich. Käufer für den Kakao aus Regenwaldabholzung zu finden, dürfte schwierig sein. Kené fordert, dass Tamshi SAC und dessen Geldgeber aus Nordamerika, Europa und Asien das Land verlassen, und zwar friedlich, ohne Tote und gewaltsame Konflikte.

„Wir wollen in Peru keine Geschäftsleute, die abholzen, Korruption verbreiten und Verbrechen begehen“, erklärt Lucila Pautrat. Ihre Organisation verlangt Rechtsstaatlichkeit und Bestrafung für diejenigen, die sich nicht an die Gesetze halten.




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