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Aktuell

Luchs-Bilanz

Luchs-Nachwuchs in vier Bundesländern

28 Luchsweibchen mit Nachwuchs im Monitoringjahr 2018/2019 bestätigt
BfN-Präsidentin Jessel: Luchsbestand weiterhin gefährdet


Bundesamt für Naturschutz Pressemitteilung, 6.2.20

Im Monitoringjahr 2018/2019 konnten insgesamt 28 Luchsweibchen mit Jungtieren in Deutschland nachgewiesen und bestätigt werden. Das geht aus neuen Erhebungen der Bundesländer hervor, die hierfür mehr als 3.000 Hin- und Nachweise ausgewertet haben. Der nachgewiesene Mindestbestand betrug 137 Luchse inkl. Nachwuchs in zehn deutschen Bundesländern. Die 28 Luchsweibchen mit 49 Jungtieren im ersten Lebensjahr konnten in Bayern (11), Niedersachsen (9), Rheinland-Pfalz (3) und Sachsen-Anhalt (5) nachgewiesen werden. Karten zum Vorkommen und zusätzliche bundeslandspezifische Informationen sind ab sofort auf der Webseite des BfN abrufbar.

„Das Luchsmonitoring der Bundesländer liefert wichtige und wertvolle Daten über die deutschen Luchsvorkommen. Ganz entscheidend für die Entwicklung des Luchsbestandes ist die Anzahl an Weibchen, die Junge haben. Erfreulich ist: Die Anzahl an Luchsweibchen, die sich auch tatsächlich fortpflanzen, ist im Vergleich zum Vorjahr von 20 auf 28 gestiegen. Das ist auch auf das Wiederansiedlungsprojekt im Pfälzer Wald zurückzuführen. Allerdings ist leider die Anzahl an Luchsweibchen mit Nachwuchs in Deutschland immer noch sehr gering. Zusätzlich ist der Luchsbestand hierzulande durch die Zerschneidung von Lebensräumen sowie durch den Verkehr weiterhin stark gefährdet. Der Erhalt der Population kann nicht als gesichert gelten“, sagt BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel.

Der Luchs kommt derzeit in drei Populationen in Deutschland vor: Eine Population lebt in Ostbayern (Bayerischer und südlicher Oberpfälzer Wald) als Teil der größeren Böhmisch-Bayerisch-Österreichischen Population, eine zweite Population erstreckt sich vom Harz (Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) bis an die Weser und nach Nordhessen. Eine dritte Population lebt im Pfälzerwald und dessen näherer Umgebung, wo derzeit ein Ansiedlungsprojekt durchgeführt wird. In vielen Bundesländern wiesen die Luchsforschenden außerdem einzelne Luchse nach, etwa in Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen. Luchsweibchen fehlen in diesen Gebieten überwiegend, da diese seltener größere Distanzen zurücklegen. Luchse benötigen möglichst unzerschnittene, waldreiche Lebensräume mit ausreichend Beutetieren wie Rehe. Sie besetzen große Reviere mit Rückzugsorten, die insbesondere für die Jungenaufzucht wichtig sind.

Im Monitoringjahr 2018/2019 wurden 13 Luchse tot aufgefunden. Acht Luchse starben im Straßenverkehr, drei Luchse an natürlichen Todesursachen und bei zwei Luchsen war die Todesursache unklar.

Zusätzlich zu den 137 Luchsen konnten 37 Luchse nachgewiesen werden, die ihren Aufenthaltsschwerpunkt im angrenzenden Ausland haben, sodass sie nicht für Deutschland mitgezählt werden.

Es gibt inzwischen Gebiete in Deutschland, in denen sowohl Luchs als auch Wolf nachgewiesen wurden: Neben dem Bayerischen Wald sind dies die Lüneburger Heide, der Harz und die Schwäbische Alb.

Eine Karte mit dem Luchsvorkommen im Monitoringjahr 2018/2019 mit bundeslandspezifischen Informationen ist auf der Website des BfN abrufbar unter: bit.ly/luchs1819.

Der Luchs in Deutschland

Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) ist in Deutschland streng geschützt. Nachdem er lange Zeit aus seinem heimischen Lebensraum verschwunden war, gibt es heute drei voneinander isolierte Vorkommen in der Harzregion , in Ostbayern und in Rheinland-Pfalz. Heutige Luchsvorkommen gehen auf Wiederansiedlungsprojekte in den vergangenen Jahrzehnten und auf aus Nachbarländern zugewanderte Tiere zurück. Der Luchs ist in Deutschland weiterhin in einer ungünstigen Erhaltungssituation und wird auf der Roten Liste als stark gefährdet gelistet. Die häufigsten nachgewiesenen Todesursachen sind Verkehrsunfälle, Krankheiten und illegale Tötungen. In vielen weiteren Fällen blieb die Todesursache von tot aufgefunden Luchsen unbekannt.

Im Nahrungsspektrum der Luchse machen Rehe den größten Anteil aus, Nutztiere bilden nur einen sehr geringen Anteil.

Luchs-Monitoring

Das bundesweite Monitoring liefert wichtige Daten zum Bestand und Vorkommen des Luchses in Deutschland und geht auf eine Erhebung der Bundesländer zurück. Das jährliche Monitoring läuft jeweils vom 1. Mai bis 30. April des darauffolgenden Jahres und umfasst einen Fortpflanzungszyklus des Luchses, von der Geburt der Jungtiere bis zu deren Trennung von der Mutter. Die erhobenen Daten werden bei einem Treffen der im Monitoring erfahrenen Personen von Bund und Ländern bewertet und zusammengeführt.

Die Erfassungsmethodik und Auswertung der Daten erfolgt nach durch den Bund und die Länder abgestimmten, einheitlichen Monitoringstandards (s. BfN-Skript 413). Luchse werden dann als einzelne Individuen gezählt, wenn diese z.B. mittels Foto oder Genetik zweifelsfrei von Artgenossen unterschieden werden können. Berichtet wird die Anzahl der Luchse, die bereits vom Muttertier unabhängig sind (halbwüchsige und erwachsene Individuen), sowie die Zahl der Jungtiere.


Luchs pass auf

WWF: Luchs behauptet sich gegen zerschnittene Lebensräume und Gefahr durch illegale Tötung, braucht aber jede Unterstützung

WWF Pressemitteilung, 6.2.20

Zu den heute vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) veröffentlichten Zahlen zum Bestand der Luchse in Deutschland erklärt Moritz Klose, Wildtierexperte WWF Deutschland:

„Der Luchs hat es weiter schwer in Deutschland, aber er behauptet sich. Das BfN geht von mindestens 137 Luchsen in Deutschland aus. Dies ist nur ein leichtes Wachstum gegenüber dem Vorjahr. Damit Luchse dauerhaft hierzulande überleben, brauchen die großen Katzen weiter Schutz und Unterstützung. Von den im Monitoringjahr 2018/2019 erfassten 13 toten Luchsen starben acht im Straßenverkehr. Ein Hauptgrund dafür ist die Zerschneidung der Luchs-Lebensräume durch Straßen, Siedlungen und Industriegebiete. Jungluchse auf der Suche nach einem eigenen Revier brauchen große zusammenhängende Wälder und Möglichkeiten stark befahrene Straßen und Autobahnen sicher zu überqueren. Hier müssen wir nachlegen.

Auch die illegale Tötung von Luchsen stellt nach wie vor eine Gefährdungsursache dar. Wilderei ist eine Straftat und kein Kavaliersdelikt. Wo Behörden den Tätern endlich mal auf die Spur kommen, braucht es entsprechende Sanktionen. Das schreckt ab und trägt dazu bei, dass sich der Luchsbestand in Deutschland weiterhin positiv entwickeln kann. Mit Spannung blickt der WWF deshalb auf das Berufungsverfahren im Fall eines im September 2019 vom Amtsgericht Cham der Wilderei auf Luchse für schuldig befundenen Mannes aus dem Bayerischen Wald, das am Montag in Regensburg beginnt.“


BUND besorgt über wenige Luchse in isolierten Beständen

BUND Pressemitteilung, 6.2.20

Berlin. Das Bundesamt für Naturschutz hat heute die Luchszahlen für die Monitoringsaison 2018/2019 veröffentlicht: Demnach wurden bis zu 88 erwachsene Luchse und 49 Jungtiere nachgewiesen. Für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bedeuten diese Zahlen vor allem eins: Die Luchsbestände in Deutschland sind weiterhin sehr gering und wachsen nur sehr langsam. Es konnte kaum eine Handvoll mehr Luchse als in den Vorjahren nachgewiesen werden. Diese wenigen Luchse leben zudem hauptsächlich in nur drei voneinander isolierten Regionen im Harz, Bayerischen Wald und Pfälzerwald. In anderen Gebieten konnten nur wenige einzelne Luchsmännchen nachgewiesen werden – mangels Weibchen ohne Aussicht auf Nachwuchs. Dabei war es Ziel der Nationalen Biodiversitätsstrategie, dass der Luchs im Jahr 2020 wieder flächendeckend in den Mittelgebirgen und den Alpen vorkommen soll. Davon ist Deutschland aber momentan noch weit entfernt.

Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND dazu: "Deutschland muss seine Hausaufgaben machen und die Schutzbemühungen für den Luchs endlich massiv verstärken. Ohne aktive Unterstützung werden die Katzen in absehbarer Zeit nicht die Heimkehr in ihre angestammten Lebensräume schaffen." Den Luchsen macht hauptsächlich die Zerschneidung ihrer Waldlebensräume zu schaffen. Viele Luchse werden überfahren, vielbefahrene Straßen und wachsende Siedlungsräume verhindern eine Wiederausbreitung. Regional können bereits wenige illegale Tötungen die Ausbreitung des Luchses verhindern. Außerdem stellen Krankheiten für kleine, isolierte Luchsbestände eine erhebliche Gefahren. Bandt weiter: "Wir brauchen mehr Grünbrücken über Straßen, eine Fortführung des Bundesprogramms Wiedervernetzung nach 2020 und eine konsequente Umsetzung des deutschlandweiten Biotopverbunds. Darüber hinaus bedarf es mehr Informationsarbeit rund um den Luchs und Runder Tische mit Landnutzenden, um die Akzeptanz für Luchse sicherzustellen. Illegale Tötungen gilt es konsequent strafrechtlich zu verfolgen. Oberstes Ziel muss eine Vernetzung der bestehenden Luchsvorkommen sein."

Luchse waren in Deutschland vor 200 Jahren ausgerottet. Alle bestehenden Luchsvorkommen in Mitteleuropa sind durch Wiederansiedelungsprojekte entstanden. Der BUND ist vor allem in Bayern und Hessen für den Luchs aktiv und führt seit 2017 zwei Luchsprojekte in Thüringen durch. Schwerpunkte sind die Informationsarbeit rund um den Luchs und die Erfassung der Bestände. Das Bundesprogramm Wiedervernetzung wurde 2012 von der Bundesregierung beschlossen, um den Bau von Grünbrücken und anderen Querungshilfen für Wildtiere an Straßen zu fördern. Ende 2020 soll das Programm auslaufen, obwohl längst nicht alle Ziele erreicht wurden. Der BUND kämpft für eine Fortführung des Bundesprogramms Wiedervernetzung mit einer angemessenen Finanzierunggrundlage und konkreten Zeitplänen.




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