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Aktuell

Palmöl in Kamerun

Schmutziges Palmöl made in Kamerun

WWF kritisiert geplante Plantage in Zentralafrika des Unternehmens Herakles

WWF Pressemitteilung, 5.9.12

Der US amerikanische Palmölproduzent Herakles und seine Tochterfirma Sustainable Oil Cameroon sind aus dem RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) ausgetreten. Der Austritt der Unternehmensgruppe ist eine Reaktion auf Beschwerden des WWF Kamerun und acht weiterer NGOs und internationaler Experten gegen eine geplante Ölpalmplantage in Kamerun. Dort sollen rund 70.000 Hektar Wald inmitten von vier Schutzgebieten den Kettensägen zum Opfer fallen. Durch die Beschwerde hatte der RSPO Herakles vorerst weitere Aktivitäten wie Rodungen untersagt. „Offenbar will das Unternehmen die Plantage jetzt ohne Rücksicht auf ökologische und soziale Verluste vorantreiben“, so die Einschätzung von Ilka Petersen, Referentin für Agrarrohstoffe beim WWF Deutschland. „Herakles ist zwar damit gescheitert, den RSPO als Deckmantel für seine Aktivitäten zu nutzen, aber leider ist damit die Gefahr für den Regenwald nicht gebannt.“

Das von der Plantage betroffene Gebiet gehört zu den ökologisch wertvollsten Gebieten der Erde. Hier leben bedrohte Tiere wie Schimpansen, Waldelefanten, Wildkatzen und Stummelaffen. Der WWF hat mit Hilfe von Satellitenaufnahmen mindestens die Hälfte der Konzession als weitestgehend intakten Wald identifiziert, der als wichtige ökologische Pufferzone und Korridor für die umgebenden Schutzgebiete sowie als Lebensgrundlage für die lokale Bevölkerung dient. Johannes Kirchgatter, Afrikareferent beim WWF Deutschland kündigt an, mit den Gemeinden vor Ort und anderen Organisationen weiter massiv gegen die Errichtung der Plantage in diesem artenreichen Wald zu kämpfen. „Wir hoffen, dass die Regierung in Kamerun Herakles nicht erlaubt, ohne die Zustimmung der lokalen Bevölkerung und die Bewertung der biologischen Risiken mit dem Projekt fortzufahren.“

Sollte dies nicht der Fall sein, wird der WWF auch Klagen vor kamerunischen Gerichten unterstützen. Die Wälder Afrikas stehen unter enormen Druck. Nachdem in Indonesien und Malaysia bereits auf einer Fläche von mehr als zehn Millionen Hektar Ölpalmen wachsen, suchen die Produzenten jetzt nach Flächen in Afrika, um ihre Produktion auszuweiten.

Der WWF wird weiter nach alternativen, umweltfreundlicheren Nutzungen für das Gebiet suchen und warnt potenzielle Investoren, darunter auch mögliche Geldgeber aus Deutschland, davor, einen ungezügelten Palmölboom in Afrika finanziell zu unterstützen. „Investitionen in Projekte, die nicht einmal die Regeln des RSPO als Mindeststandards erfüllen, müssen tabu sein“, so die WWF-Forderung.


Druck von internationalen Naturschutzorganisationen zwingt US-Investor zu drastischen Maßnahmen

SAVE Wildlife Conservation Fund Pressemitteilung, 4.9.12

Yaoundé, Kamerun / Wülfrath, Deutschland – Nach andauernden Protesten internationaler Naturschutzorganisationen und der einheimischen Bevölkerung gegen eine geplante Palmölplantage im kamerunischen Regenwald beendet der US-Investor Herakles Farms am 24.08.2012 seine Mitgliedschaft am Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO).

Die jahrelangen Bemühungen seitens Herakles Farms, eine vom SAVE Wildlife Conservation Fund (SAVE), Greenpeace, WWF und anderen Naturschutzorganisationen als ökologische und soziale Katastrophe gebrandmarktes Vorhaben, für eine großangelegte Palmölplantage durch ein RSPO-Zertifikat als nachhaltig zu klassifizieren, sind somit gescheitert. Ein weiterer Grund für den Austritt war der mit dem fortwährenden Moratorium verbundene finanzielle Schaden, den Herakles nicht mehr hinnehmen wollte.

In der acht-jährigen Geschichte des RSPO ist dies das erste Mal, dass sich ein Mitglied aufgrund einer anhaltenden Protestbewegung durch NGOs und durch die betroffene Bevölkerung den runden Tisch verlässt. Lars Gorschlüter, Vorsitzender von SAVE Wildlife Conservation Fund, der die gemeinsame Beschwerde der Naturschutzorganisationen von Beginn an initiiert hatte, sieht darin ein klares Signal: „Es ist gut und ein erster wichtiger Schritt, dass das Vorhaben von Herakles Farms keine RSPO Zertifizierung erhalten hat. Darüber hinaus ist es für uns ein Zeichen für den Erfolg unserer Bemühungen auf dem Weg die Plantage endgültig zu verhindern und die wertvollen Regenwaldflächen zu erhalten“.

Der Herakles-Ausstieg aus dem RSPO und die damit verhinderte Zertifizierung wird von SAVE als Erfolg gewertet jedoch ist der ist der Kampf um den Regenwald nicht vorbei. Denn der Erfolg droht zu einem Pyrrhussieg für die Anwohner des Konzessionsgebietes zu werden. SAVE befürchtet, dass das seit August 2011 bestehende rechtliche Moratorium schnell beendet wird und die Abholzung und der damit Verbundenen Plantagenbau massiv fortgesetzt wird. Zu hoch sind die drohenden Verluste für die millionenschweren Investitionen in die schon vor Monaten gelieferten Palmöl-Setzlinge, die bereits auf einer provisorischen Aufzucht-Plantage gepflanzt wurden.

Der US-Investor propagiert nachhaltig und verantwortungsvoll zu agieren: Durch den Austritt aus dem RSPO entzieht er sich jedoch dem einzigen internationalen Kontrollgremium.

Eine von SAVE organisierte Unterschriftensammlung gegen das Projekt bestätigt die vehement ablehnende Haltung der Menschen vor Ort gegen die Plantage. So kamen bereits 3.286 Unterschriften von Gemeindevertretern, Jugend- und Frauengruppen zusammen, welche 78% der betroffenen Bevölkerung repräsentieren. Auch dieser Protest wird von Herakles ignoriert und versucht das Projekt weiterhin als ein humanitäres Hilfsprojekt zu markten. Selbst ihren RSPO-Austritt begründen Herakles mit der Notwendigkeit eines schnellen Handelns um der Bevölkerung Hilfe leisten zu können und bezeichnen die Plantage weiterhin als nachhaltig.

Hintergrund

Herakles Farms beabsichtigt, seit der Übernahme des Palmöl- Projektes von der US Blackstone Group im Jahr 2009, eine Palmölplantage in Süd-Kamerun in mitten von vier Naturschutzreservaten, u.a. dem Korup Nationalpark, und versuchte sich diese durch den RSPO als nachhaltig zertifizieren zu lassen. Dabei zeichnet sich die Region als einer der verbleibenden 25 Biodiversitäts-Hotspots der Welt aus. Neben bekannten Großsäugern wie Schimpansen, den vom Aussterben bedrohten Drills und Waldelefanten bietet der Regenwald auch einer Vielzahl kleiner Tiere eine Heimat. Aber auch die Flora gilt mit über 9.000 vorkommenden Gefäßpflanzen und über 1000 endemischen Arten als ökologisch äußerst wertvoll. Der Bau der Plantage wäre ein bedrohlicher Eingriff für das gesamte dortige Ökosystem und hätte nicht nur einen gewaltigen Lebensraumverlust zur Folge, sondern zudem auch die Zerstörung von bedeutenden Migrationsrouten.

Eine im Februar 2012 von Herakles veröffentlichte HCV-High–Conservation Studie, sowie die im Jahr 2011 Umwelt- und Sozialgutachten (ESIA) wurde von NGOs und international führenden Wissenschaftlern scharf kritisiert und als mangelhaft bewertet. Es beschreibt die Region als degradierte Waldfläche mit einer verarmten Bevölkerung die durch eine Palmölplantage enorm profitieren würden. Dass die Anwohner sich allerdings als - für kamerunische Verhältnisse - durchaus wohlhabend empfinden und durch die Plantage ihre Selbständigkeit für einen Job als Tagelöhner auf der Plantage austauschen müssten, wurde verschwiegen. Der RSPO hätte den Antrag auf Zertifizierung aufgrund fachlicher Mängeln an den durchgeführten Studien von Beginn an ablehnen müssen.

RSPO

Insgesamt hat sich der Verdacht bestätigt, dass dieses Projekt selbst den ohnehin zu niedrig angesetzten Bedingungen des RSPO nicht standhalten kann. Dabei betont SAVE, dass trotz des Austrittes von Herakles Farms beim RSPO nicht von einem funktionierenden System gesprochen werden kann. Es stellt sich eher die Frage, warum der RSPO überhaupt ein Zertifizierungsverfahren trotz starker Kritik von Naturschutzorganisationen einleiten konnte und warum die vom RSPO akkreditierten und empfohlenen Umweltgutachter unzureichende Studien in den RSPO-Ausschuss vorlegen können. Ohne den vereinten Druck, die Aufklärungsarbeit und Gegenstudien der beteiligten Organisationen und Wissenschaftlern hätte die Plantage wahrscheinliche die Zertifizierung als „nachhaltig“ vom RSPO erhalten. Dies wäre eine Katastrophe für Kamerun und hätte möglichen Nachahmern der Industrie Tür und Tor für vergleichbar einschneidende Projekte in ökologisch äußerst wertvolle Gebiete geöffnet. Nach der Meinung von SAVE kommt der RSPO deshalb seiner eigentlichen Aufgabe nicht nach, ein vertrauenswürdiges Instrument für eine nachhaltige Palmöl Politik zu sein.

Zusätzlicher Aspekt: All for Africa

Was der Austritt aus dem RSPO für die von Bruce Wrobel, Firmeninhaber von Herakles Farms in USA, gegründete Organisation „All for Africa“ bedeutet, lässt sich nur vermuten. In ihrem Projekt „Palm out Poverty“ hatte „All for Africa“ um Spenden für Ölpalmen in Afrika gebeten. Bekanntester Unterstützer und Botschafter der Organisation ist der ehemalige US-Präsident Bill Clinton. Insgesamt konnte so bereits Spenden für 32.251 Bäume gesammelt werden (entspricht 645.020 US-$, Stand 03.09.2012). Dahingestellt bleibt die Frage, wie das angeblich nachhaltige und soziale Palmöl-Projekt zur Armutsbekämpfung ohne das ohnehin schon mehr als fragwürdige RSPO-Zertifikat glaubwürdig bleiben soll.




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