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Aktuell

Waldzustandsbericht 2009

Viele Baumarten in Deutschland haben sich erholt

Ministerin Aigner legt Waldzustandserhebung vor

BMELV Pressemitteilung, 22.1.10

Erfreuliche Nachrichten aus dem Wald: "Der Kronenzustand fast aller Baumarten in Deutschland, darunter Fichten, Kiefern und Eichen, hat sich verbessert", sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner bei der Bekanntgabe der Waldzustandserhebung für das Jahr 2009 am Freitag in Berlin.

So waren 36 Prozent der Bäume ohne Verlichtung. Im Vorjahr lag die Zahl noch bei 31 Prozent. Allein der Kronenzustand vieler Buchen habe sich stark verschlechtert, was vor allem auf den Fruchtbehang zurückzuführen ist.

Die Ergebnisse der Erhebung im Einzelnen:

Im Durchschnitt beträgt der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen in den Schadstufen 2 bis 4 etwa 27 Prozent. Im Jahr 2008 lag der Anteil bei 26 Prozent. Der Anteil ohne Verlichtung betrug 2009 rund 36 Prozent (2008: 31). Die mittlere Kronenverlichtung ist leicht von 20,4 auf 19,7 Prozent zurückgegangen.

Die Einschätzung der Kronenverlichtung erfolgt im Vergleich zu einem vollbenadelten oder vollbelaubten gesunden Exemplar der jeweiligen Baumart auf einer Schadstufenskala von 0 bis 4. Die Schadstufen 2, 3 und 4 werden dabei der Kategorie "deutliche Kronenverlichtungen" zugeordnet.

Die Hauptbaumarten haben sich wie folgt entwickelt:
  • Bei der Fichte ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen von 30 auf 26 Prozent zurückgegangen. Auch die mittlere Kronenverlichtung ging gegenüber dem Vorjahr von 20,8 auf 19,4 Prozent zurück.
  • Auch die Kiefer hat sich gegenüber dem Vorjahr erholt. Der Anteil deutlicher Kronenverlichtungen beträgt 13 Prozent (2008: 18). Die mittlere Kronenverlichtung ging von 18,9 auf 15,8 Prozent zurück.
  • Bei der Eiche ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen von 52 auf 48 Prozent zurückgegangen. Die mittlere Kronenverlichtung ging ebenfalls zurück, von 28,3 auf 26,5 Prozent.
  • Nur bei der Buche stieg der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen innerhalb eines Jahres um 20 Prozentpunkte auf 50 Prozent. Das ist ein ähnlicher Anstieg wie er 2004 als Reaktion auf den trockenen und heißen Sommer 2003 zu verzeichnen war. Die mittlere Kronenverlichtung hat sich dagegen von 22,0 auf 27,0 Prozent erhöht.
Bucheckern

Ursache für das vergleichsweise schlechtere Abschneiden der Buche war der üppige Behang mit Bucheckern. Die Buchensamen sind eine entscheidende Grundlage für den Nachwuchs im Wald und die Anpflanzung neuer Waldbestände. Die Samenbildung geht bei der Buche aber teilweise auch zu Lasten der Belaubung. Zudem sorgte ein trockener August mit überdurchschnittlichen Temperaturen dafür, dass die Blätter schneller vertrockneten und abfielen. Ungewöhnlich ist die Häufung der guten Samenjahre der Buche im letzten Jahrzehnt. Da die Fruchtbildung dieser Baumart von der Sommertemperatur des Vorjahres mitbestimmt wird, liegt ein Zusammenhang mit dem Klimawandel nahe.

"Besonders durch den Klimawandel wird der Schutz und die sinnvolle Nutzung unserer Wälder immer wichtiger. Die Wälder leisten einen bedeutsamen Beitrag zum Klimaschutz. Mit 330 Kubikmetern Holz pro Hektar gehört der deutsche Wald zu den vorratsreichsten CO2-Speichern in Europa", sagte Aigner. In der ober- und unterirdischen Biomasse (Holz, Laub/Nadeln und Wurzeln) sind 1,2 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gebunden. Wird der Waldboden in die Rechnung einbezogen, erhöht sich der Kohlenstoffspeicher um fast eine weitere Milliarde Tonnen.

Durch die Speicherung von Kohlenstoff in langlebigen Holzprodukten wird die positive Klimawirkung der Wälder weiter verstärkt. Jeder Kubikmeter Holz enthält etwa 0,3 Tonnen Kohlenstoff, der in Gebäuden und Produkten wie Möbeln jahrzehntelang gebunden ist. Holz kann dabei energieintensive Materialien ersetzen und Treibhausgasemissionen, die bei der Produktion anderer Materialien entstehen, in erheblichem Ausmaß einsparen.

Hinzu kommt die energetische Verwendung von Holz, die einen wichtigen Beitrag zur Verringerung fossiler Brennstoffe leistet. Die deutsche Forst- und Holzwirtschaft trägt somit bedeutsam dazu bei, dass die von der Bundesregierung beschlossenen Reduktionsziele für Treibhausgasemissionen eingehalten werden können. Die Wälder für den Klimawandel zu rüsten, ist eine wichtige Zukunftsaufgabe, bei der die Forstwirtschaft der Unterstützung bedarf. Bundesministerin Aigner fordert zu diesem Zweck die Einrichtung eines Waldklimafonds, der aus einem Teil der Emissionshandelserlöse gespeist wird.

Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2009

Anlage zum Bericht Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2009: Entwicklung der Schadstufenanteile in Deutschland


Der deutsche Wald bleibt krank

Zustand der Buche dramatisch verschlechtert

WWF Pressemitteilung, 22.1.10

Der Zustand der deutschen Buchenwälder hat sich innerhalb nur eines Jahres dramatisch verschlechtert. Das ist das Ergebnis des Waldzustandsberichtes der Bundesregierung, der heute vorgelegt wurde. Der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen stieg 2009 um 20 Prozentpunkte auf 50 Prozent.

"Nach der Eiche ist nun mit den Buchenwäldern ein weiteres symbolträchtiges Naturerbe schwer erkrankt" so WWF Waldexperte Johannes Kirchgatter. "Die drastische Verschlechterung des Zustandes der Buche ist ein Alarmsignal, welche Auswirkungen eine dauerhafte Erwärmung auf die deutschen Wälder insgesamt haben wird".

Die Buche ist deshalb so geschädigt, weil die letzten warmen Jahre zu einer extremen Fruchtbildung geführt haben, die die Bäume schwächt. Buchenwälder haben Deutschland einst zu zwei Dritteln geprägt. Von der ursprünglichen Verbreitung der Buchenwälder sind heute nur noch etwa vier Prozent erhalten. Im thüringischen Hainich und im hessischen Kellerwald wurden wertvolle Buchenwälder als Nationalparks ausgewiesen, damit sie wieder zu einem Urwald werden.

Auch der Zustand der deutschen Eiche ist nach wie vor kritisch und hat sich nur leicht gebessert. Der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen ist von 52 auf 48 Prozent zurückgegangen. Insgesamt ist der Zustand des gesamten deutschen Waldes als leicht verbessert einzustufen, ihm geht es aber nach wie vor schlecht. Noch immer ist er weit von dem Zustand entfernt, den er vor dem dramatischen Trockenjahr 2003 hatte.

"Auch wenn sich der Zustand einiger Baumarten leicht verbessert hat, der deutsche Wald bleibt krank", so Johannes Kirchgatter. "Wir müssen in der Waldwirtschaft umdenken, unsere Wälder naturnäher bewirtschaften und die Schadstoffeinträge aus Landwirtschaft und Industrie reduzieren. Ansonsten wird der deutsche Wald noch anfälliger für die Folgen der Erwärmung durch den Klimawandel".

Als Instrument einer nachhaltigen Wald- und Holzwirtschaft empfiehlt der WWF eine Bewirtschaftung der Wälder nach dem Standard des Forest Stewardship Council (FSC). Auch Verbraucher können sich am FSC-Siegel orientieren und dadurch Wälder schützen: FSC-zertifizierte Produkte sind inzwischen großflächig im Handel erhältlich.


Waldkrankheiten weiter ohne Therapie

BUND fordert von Aigner Maßnahmenkatalog für naturverträgliche Waldbewirtschaftung

BUND Pressemitteilung, 22.1.10

Berlin: Für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ist der heute von der Bundesregierung veröffentlichte Waldzustandsbericht die „Fortschreibung einer Krankenakte, die jährlich besorgniserregende Diagnosen liefert, aber keine geeignete Therapie empfiehlt“. „Jahr für Jahr veröffentlichen wechselnde Agrarminister nahezu gleichbleibend schlechte Daten zum Zustand der Bäume, dann verschwinden die Akten im Schreibtisch und ein ganzes Jahr geschieht so gut wie nichts“, fügte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger hinzu. Besonders bedenklich sei, dass es gerade für die in deutschen Wäldern so wichtigen Buchen- und Eichenbestände keinerlei Entwarnung gebe. Von Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner forderte Weiger, die Ursachen für die Waldschäden deutlich zu benennen und bei deren Bekämpfung keine falschen Rücksichten auf die Autobranche oder die Agrarindustrie zu nehmen.

Die zu hohen Schadstoffemissionen dieser beiden Industriezweige seien nach wie vor hauptverantwortlich für den Stress, dem die Wälder ausgesetzt seien. Stickstoffeinträge aus Verkehr und Landwirtschaft führten zur Versauerung der Böden und schädigten die Baumwurzeln. Der Klimawandel habe außerdem dazu geführt, dass es in der ersten Dekade dieses Jahrhunderts bereits sechs der zehn wärmsten Jahre seit 1890 gegeben habe. Damit könne kein Wald auf Dauer fertig werden. Dass sich die Zahl geschädigter Buchen innerhalb eines Jahres von 30 auf 50 Prozent erhöht habe, sei möglicherweise ebenfalls eine Folge des Klimawandels. Er beschleunige in Hitzesommern das Wachstum von Fruchtständen und schwäche die Widerstandskraft der Buchen.

Der BUND forderte von Agrarministerin Ilse Aigner ein Maßnahmenpaket zur naturverträglichen Waldbewirtschaftung. Mit dem von ihr vorgeschlagenen Waldklimafonds müssten der Laubholzanteil massiv erhöht und die biologische Vielfalt der Wälder gestärkt werden. Mehr Vielfalt schütze auch vor der massiven Vermehrung von Insekten wie dem Borkenkäfer.

„Oberstes Ziel muss eine ökologisch nachhaltige Forstwirtschaft sein, die stabile artenreiche Waldökosysteme vor das Gewinnstreben stellt“, sagte Weiger. Um dies zu erreichen, müsse im Bundeswaldgesetz die gute fachliche Praxis der Bewirtschaftung festgeschrieben werden. Kahlschläge und Entwässerungen seien zu verbieten und es müsse ausreichend Tot- und Altholz im Wald belassen werden.


NABU-Stellungnahme zum Waldzustandsbericht 2009

Miller: Kurze Atempause für den Wald - Folgen des Klimawandels schon sichtbar

NABU Pressemitteilung, 22.1.10

Berlin - NABU Bundesgeschäftsführer Leif Miller erklärt zur heutigen Veröffentlichung des Waldzustandsberichts 2009:

„Es ist erfreulich, dass sich der Zustand unserer Waldbäume offenbar langsam erholt. Die Schadstoffeinträge mit Schwefel und flüchtigen Kohlenwasserstoffen sind in den letzten 20 Jahren deutlich zurückgegangen. Dies zeigt, dass die Maßnahmen in der Umwelt- und Luftreinhaltungspolitik der letzten zwei Jahrzehnte durchaus ihre Wirkung hatten. Grund zum Feiern gibt es aber noch lange nicht, denn die Belastung mit Stickoxiden und Ammoniak aus der Landwirtschaft und aus dem Verkehr sind nach wie vor viel zu hoch und führen zu einer weiteren Versauerung der Waldböden.

Wie die Zahlen zeigen, stellt der Klimawandel für den Wald mittlerweile die größere Bedrohung dar, denn trockenere und heißere Sommer wie der Hitzesommer von 2003 machen vor allem Laubbäumen wie Buche und Eiche zu schaffen und beeinträchtigen die Bäume noch über Jahre hinweg. Dem Klimawandel begegnen wir jedoch nicht mit neu eingeführten Baumarten wie der Douglasie oder der Küstentanne, sondern mit mehr Laubbäumen, mehr Totholzanteil und einem zeitgemäßen Wildtiermanagement.“


Waldzustandsbericht: Trotz besserer Zahlen keine Entwarnung

Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Pressemitteilung, 22.1.10

Zum Waldzustandsbericht 2009 erklärt Cornelia Behm, Sprecherin für Waldpolitik:

Die positive Tendenz des Waldzustandsberichts 2009 bedeutet keine Entwarnung. Alle Fachleute wissen, dass der Klimawandel und jeder trockene Sommer die Lage sehr schnell dramatisch verschlechtern kann. Die aktuelle Erholung ist lediglich eine Verschnaufpause. Der Umbau von Kiefern- und Fichtenmonokulturen hin zu stabilen, klimaplastischen Mischwäldern muss daher fortgeführt und verstärkt werden.

Ein Problem nicht nur für die Wälder bleiben der hohe Stickstoffausstoß des Verkehrs und der Landwirtschaft. Emissionsmindernde Maßnahmen sind von dieser Regierung jedoch kaum zu erwarten. Ilse Aigner hat jüngst deutlich gemacht, dass sie kaum Spielraum für eine Verminderung der Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft sieht. Dabei verkennt sie völlig, dass die Stickstoffemissionen aus dem ökologischen Landbau deutlich geringer sind als beim konventionellen Landbau. Und das Agieren des Straßenbauministers Ramsauer spricht für sich selbst.

Die klimaschonenden Effekte der Kohlenstoffspeicherung in Holzprodukten werden von Frau Aigner überbewertet. Buchen können 350-450 Jahre alt werden, und der Abbau von Totholz nimmt 28 Jahre in Anspruch. Die Nutzungsdauer von Nutzholz beträgt jedoch im Durchschnitt nur 21 Jahre. Bei Brennholz ist es ein Jahr, bei Papier drei, bei Möbeln 25 und bei Bauholz 51 Jahre. Es ist richtig, den Rohstoff Holz in vielen Bereichen stärker zu nutzen. Dennoch sollten die Holzvorräte in den Wäldern aus Klimaschutzsicht durchaus noch steigen. Denn ältere Wälder haben einen größeren Klimaschutzeffekt als Möbel und Holzspielzeug.







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