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Aktuell

Biotopverbund in Deutschland

Vernetzung ist von zentraler Bedeutung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt

Ursula Heinen-Esser eröffnet Dialogforum Biotopverbund

BMU Pressemitteilung, 3.11.10

Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Ursula Heinen-Esser, hat dazu aufgerufen, die zunehmende Isolierung der Rückzugsgebiete von Tieren und Pflanzen zu überwinden. "In unserer dicht besiedelten Landschaft werden naturnahe Lebensräume immer weiter auf inselartige Restbestände zurück gedrängt. Das schränkt ökologische und genetische Austauschprozesse zunehmend ein. Wir brauchen daher dringend die Vernetzung der ökologisch wertvollen Gebiete in einem wirksamen Verbundsystem, auch über die Grenzen von Bundesländern hinweg", sagte Heinen-Esser in Bonn zur Eröffnung des zweitägigen "Dialogforums Biotopverbund" vor rund 150 Teilnehmern aus Politik und Gesellschaft.

In Deutschland sind immer noch ein Drittel aller Tierarten und ein Viertel aller Pflanzenarten gefährdet. Drei Viertel der natürlichen und naturnahen Lebensräume sind bedroht. Ein Grund für den Biodiversitätsverlust ist der anhaltende Flächenverbrauch für Siedlungs- und Verkehrszwecke und die daraus resultierende Verinselung naturnaher Lebensräume. "Neben der Sicherung ökologisch wertvoller Flächen in Schutzgebieten kommt daher der Errichtung eines funktionalen und zusammenhängenden Biotopverbunds eine zentrale Bedeutung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt zu", so Heinen-Esser.

Das "Dialogforum Biotopverbund" wird gemeinsam vom Bundesumweltministerium und dem Bundesamt für Naturschutz veranstaltet. Die Fachtagung ist Teil eines Dialogprozesses zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt. Diese Strategie, die 2007 von der Bundesregierung beschlossen wurde, bildet den Kern der Naturschutzpolitik in Deutschland. Sie definiert rund 330 Ziele und benennt rund 430 Maßnahmen, die nach einem konkreten Zeitplan erreicht werden. Sie ist eine Strategie der ganzen Bundesregierung, mit deren Umsetzung die Gefährdung der biologischen Vielfalt aufgehalten und eine Trendwende erreicht werden soll.


NABU: Stopp des Artensterbens bis 2020 nur mit naturverträglicher Landwirtschaft

Tschimpke: Bisherige Subventionspolitik schadet Umwelt und Klima

NABU Pressemitteilung, 6.11.10

Lübeck - Aus Sicht des NABU ist ein Kurswechsel in der Agrarpolitik dringend erforderlich, um in den kommenden zehn Jahren tatsächliche Erfolge im Artenschutz zu erreichen. Die Landwirtschaft gilt als Hauptverursacher des Rückgangs heimischer Tiere und Pflanzen. Mit Blick auf die Ergebnisse der jüngsten Weltnaturschutzkonferenz in Nagoya appellierte NABU-Präsident Olaf Tschimpke an Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner, sich bei der anstehenden EU-Agrarreform für anspruchsvolle Umweltauflagen für Landwirte einzusetzen. Die internationale Staatengemeinschaft habe sich letzte Woche zu einem Stopp des Artensterbens, einem vollständigen Abbau umweltschädlicher Subventionen sowie einer flächendeckend nachhaltigen Landwirtschaft bis zum Jahr 2020 verpflichtet. Die aktuelle Agrarpolitik führe jedoch immer noch dazu, dass große Agrarbetriebe in ausgeräumten Landschaften Millionenbeträge vom Steuerzahler für eine nicht nachhaltige Wirtschaftsweise erhalten.

„Ackerbewirtschaftung auf riesigen Schlägen ohne Ressourcenschutz, massiv mit Gülle versorgte, artenarme Wiesen oder klimafeindlicher Grünlandumbruch mit enorm hohen Kohlendioxid-Emissionen - das alles wird mit europäischen Direktzahlungen in Millionenhöhe finanziert“, sagte Tschimpke anlässlich der Bundesvertreterversammlung des Verbandes in Lübeck. In fast allen Landschaften Deutschlands würden somit rund sechs Milliarden Euro jährlich für eine vielfach naturfeindliche oder sogar naturschädigende Landwirtschaft ausgegeben.

„Die Landwirtschaft muss einen deutlich stärkeren Beitrag zum Natur- und Klimaschutz leisten. Sie soll in Zukunft nicht nur Nahrungsmittel und nachwachsende Rohstoffe erzeugen, sondern gleichwertig Wasserqualität, Klimaschutz und Artenvielfalt erhalten und verbessern. Die Gesellschaft hat ein Anrecht darauf, für ihre Steuergelder auch Leistungen im Ressourcenschutz zu erhalten“, so der NABU-Präsident.

Auch in Schleswig-Holstein ist die intensive Landwirtschaft massiv für den Artenschwund verantwortlich. Der NABU-Landesvorsitzende Hermann Schultz forderte von der Landesregierung klare rechtliche Festlegungen in der Naturschutzgesetzgebung und einen verstärkten Einsatz auf Bundesebene, um etwa das in großem Stil von der Agrogas-Nutzung bedrohte Grünland zu sichern und die flächendeckende Ausbreitung des Maisanbaus zu stoppen. Wenig hilfreich sei, dass der Bauernverband immer noch den Zusammenhang zwischen der Nutzungsintensivierung und dem Artenrückgang leugne, zumal die Landwirtschaft 70 Prozent der Landesfläche ausmache.

Schultz: „Das politisch gewollte reine Prinzip der Freiwilligkeit zum Erreichen von Naturschutzzielen ist auch in der Landwirtschaft gescheitert. In Schleswig-Holstein erwarten die Bürgerinnen und Bürger, dass für die rund 340 Millionen Euro Direktzahlungen der EU an die schleswig-holsteinischen Landwirtschaft diese zu entsprechenden Gegenleistungen zur Sicherung des Naturerbes auf ihren Flächen verpflichtet werden.“

Schultz wies zudem auf die große Bedeutung des Meeresschutzes für Schleswig-Holstein hin. Als Land zwischen Nord- und Ostsee hätten die Menschen hier ein vitales Interesse an einer intakten Meeresumwelt. Die Havarie der Ostseefähre „Lisco Gloria“ habe deutlich gemacht, wie gefährdet dieses Ökosystem ist. Man mag sich kaum vorstellen, was passiert wäre, wenn der manövrierunfähige Havarist an einem Pfeiler der geplanten festen Fehmarnbeltquerung vollends Leck geschlagen wäre.“ Der NABU lehnt das Projekt einer festen Fehmarnbeltquerung grundsätzlich ab.

Positiv sei die gute Zusammenarbeit mit dem Innenministerium in Kiel u.a. zum Schutz der Schweinswale vor Sprengungen im Meer. Der vom NABU mit weiteren Verbänden organisierte internationale Kongress MIREMAR vom 16. bis 18. November 2010 in Neumünster werde weitere Impulse beim Schutz der Meeresumwelt geben können.

Rund 200 Delegierte des NABU trafen sich am Samstag und Sonntag in Lübeck. Sie diskutierten verbandsinterne Fragen, zogen Bilanz der Aktivitäten im Jahr des 111-jährigen Verbandsjubiläums und befassten sich mit aktuellen Themen der Umweltpolitik, darunter umstrittene Verkehrsprojekte wie Stuttgart 21 und die Fehmarnbeltquerung sowie dem vom NABU kritisierten Energiekonzept der Bundesregierung mit längeren Kernkraftwerkslaufzeiten.

Besondere Aufmerksamkeit widmete der NABU den Plänen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für einen „Freiwilligen Zivildienst“.

Tschimpke: „Wenn die Zusammenlegung der verschiedenen vorhandenen Freiwilligendienste zu einem einzigen Freiwilligendienst aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht möglich ist, dann muss vermieden werden, dass sich die FÖJ/FSJ der Länder und der zukünftige Bundesfreiwilligendienst Konkurrenz machen.“ Der NABU begrüßte die geplante Öffnung des „Freiwilligen Zivildienstes“ für Frauen und Männer sowie die Abschaffung der oberen Altersgrenze. Für den geplanten freiwilligen Zivildienst strebt der NABU die Bundesträgerschaft für den Umweltbereich an.


20 Jahre Internationale Naturschutzakademie Insel Vilm

Becker:"Auf der Insel Vilm wurden Meilensteine für den globalen Naturschutz gesetzt"

Pressemitteilung von BMU und BfN, 4.11.10

Bei der Festveranstaltung zum 20jährigen Jubiläum der Internationalen Naturschutzakademie (INA) auf der Insel Vilm hat der Staatssekretär im Bundesumweltministerium (BMU), Jürgen Becker, die herausragende Arbeit der Akademie gewürdigt. "Von Vilm sind wichtige Impulse für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen in Deutschland, Europa und der Welt ausgegangen", sagte Jürgen Becker. "Die INA Vilm hat sich auch international einen sehr guten Ruf erarbeitet und ihre Expertise wird weithin wertgeschätzt. Dies hat die gerade zu Ende gegangene UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt in Nagoya/Japan wieder gezeigt, " so der Staatssekretär.

Die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Prof. Dr. Beate Jessel, hob hervor, dass die Herausforderungen für den Naturschutz aktuell nicht weniger geworden und erst recht nicht einfacher zu lösen seien. "Deutschland nimmt seine Verantwortung für die Erhaltung der Natur, auch jenseits der deutschen Grenzen, ernst. Vilm mit seiner Internationalen Naturschutzakademie hat dabei für uns eine zentrale Rolle als Arbeits- und Begegnungsstätte für den Austausch von Erfahrungen und die Erarbeitung politikrelevanter Empfehlungen im Naturschutz," so Jessel. Neben dem Akademiebetrieb verwies Jessel auf die wegweisenden Arbeiten, die die beiden weiteren Fachbiete im Bereich Meeres- und Küstennaturschutz sowie in der globalen Naturschutzzusammenarbeit auf den Weg gebracht haben.

Der Vertreter vom Sekretariat der Konvention über die Biologische Vielfalt in Kanada, Sarat Babu Gidda, hob in seinem Statement die internationale Bedeutung der Arbeit auf der Insel Vilm hervor. "In den internationalen Verhandlungen der Konvention wird anerkennend vom ,Vilm-Prozess' gesprochen. Damit wird die Wertschätzung für die besondere Arbeitsatmosphäre der Insel zum Ausdruck gebracht, die sich förderlich auf die Ergebnisse von oft schwierigen Verhandlungsprozessen auswirkt."

Prof. Dr. Michael Succow, einer der Väter der INA und Träger des alternativen Nobelpreises, würdigt die Rolle von Vilm insbesondere im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit den Transformationsländern des Ostens: "Für die Sicherung des reichen Naturerbes in den Ländern des früheren Ostblocks sind von Vilm wesentliche Impulse ausgegangen. Das Bundesamt und Vilm sind unter Naturschutzexpertinnen und -experten vom Kaukasus bis Kamtschatka, von den Karpaten bis zur Mongolei, vom Baltikum bis Mittelasien ein Begriff, der für internationale Zusammenarbeit und Unterstützung steht."

Ab 2011 soll erstmalig das "Klaus-Töpfer-Fellowship" an der INA vergeben werden. Mit diesem Fortbildungsprogramm für Nachwuchskräfte aus Osteuropa soll die Kapazität und das Engagement für den Naturschutz in dieser für das Naturerbe Europas besonders wichtigen Region gefördert werden. Naturschutzexpertinnen und -experten aus Osteuropa sollen berufsbegleitend innerhalb von zwei Jahren mehrere Kurse besuchen können, in denen mit Fachleuten intensiv diskutiert und Erfahrungen untereinander ausgetauscht werden.







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