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Waldzerstörung in Rumänien

Waldzerstörung in Rumänien: Kahlschlag für Profit

In Rumänien verschwinden jede Stunde drei Hektar Wald – Teile der letzten verbliebenen Urwälder Europas. Mitverantwortlich für den Kahlschlag ist eine österreichische Firma.

Greenpeace-Online, 7.5.15

Rumänien verfügt über große Teile der noch verbliebenen Urwälder Europas. Diese Wälder sind Schatzkammern der Artenvielfalt und beheimaten mehr als 33.000 Tierarten. Doch die rumänische Waldwildnis schwindet in rasantem Tempo. Denn das Geschäft mit dem Holz kennt keine Grenzen; selbst illegale Rodungen sind an der Tagesordnung.

Obwohl die Wälder in Rumänien nur 27 Prozent der gesamten Landesfläche einnehmen (der europäische Durchschnitt liegt bei 42 Prozent) und 6,3 Millionen Hektar ausmachen, sind sie einzigartig in ihrer Funktion. Und sie sind die Heimat von seltenen Tierarten wie Braunbären, Wölfen und Wildkatzen. Rund die Hälfte der europäischen Bärenpopulation lebt in den Wäldern Rumäniens.

Auch Urwälder werden nicht geschont

Doch die Zerstörung dieser einzigartigen Wälder schreitet voran: Zwischen den Jahren 2000 und 2011 verschwand eine Waldfläche von 3 Hektar pro Stunde. Das bedeutet, dass insgesamt etwa 280.108 Hektar Wald kahlgeschlagen oder stark degradiert wurden. Die Entwaldung findet auch in National- und Naturparks und in Gebieten des europäischen Natura 2000-Netzwerks statt. Sogar die noch existierenden Urwälder werden - trotz ihres unschätzbaren ökologischen Werts - nicht verschont.

Ein großes Problem stellt dabei die illegale Waldzerstörung dar: Zwischen 2009 und 2011 gab es nach offiziellen Daten 30 Fälle von illegalem Holzeinschlag pro Tag. Im Jahr 2012 waren es bereits 50 illegale Vorfälle pro Tag – beinahe doppelt so viele. Die Strafen für diese Vorgänge sind zu schwach. Nur ein Prozent dieser illegalen Holzeinschläge endet mit einer Verurteilung.

Geschäft mit rumänischem Urwald in Österreich

Hauptverantwortlich für die Entwaldung in Rumänien sind ausländische Firmen, die ihre Aktivitäten in diesem Land ausweiten wollen. In der ersten Reihe steht ein österreichisches Unternehmen: Die Firma Schweighofer verarbeitet etwa 50 Prozent der gefällten Nadelhölzer und ist somit der größte Nadelholz-Verarbeiter in Rumänien. Mit seiner derzeitigen Geschäftspraxis sorgt der Holzkonzern dafür, die Zerstörung der letzten Urwälder Europas voranzutreiben.

Verdeckten Ermittlungen, Recherchen und Medienberichten zufolge schreckt Schweighofer nicht davor zurück, selbst illegal gerodetes Holz zu verarbeiten und dafür sogar Boni zu bezahlen. Dies geht aus Aussagen eines Schweighofer-Mitarbeiters in einem Undercover-Video der Umweltorganisation Environmental Investigation Agency hervor. Über Jahrhunderte gewachsene Bäume landen so unter anderem in Form von Pellets in österreichischen und deutschen Heizöfen. Die jüngste Auszeichnung der Firma Schweighofer zum „Investor des Jahres“ vor einigen Monaten in Rumänien erscheint unter diesen Umständen höchst ironisch.

Die Politik muss handeln

Die Maßnahmen der Behörden sind derzeit zu schwach, um die einzigartigen Wälder Rumäniens zu schützen. Daher fordert Greenpeace verstärkte Maßnahmen zum Erhalt der rumänischen Waldgebiete, insbesondere der noch verbliebenen Urwälder und der Wälder in Schutzgebieten wie National- und Naturparks und Natura 2000-Gebieten. Mit höchster Priorität muss der Prozess zur Aufnahme von rumänischen Urwaldgebieten in das UNESCO-Weltnaturerbe europäischer Buchenwälder vorangetrieben werden.

Darüber hinaus müssen Staatsanwälte Fälle von illegaler Abholzung gründlicher und ordnungsgemäß untersuchen und strafrechtlich ahnden. Unternehmen, die illegale Entwaldung betreiben oder damit in Verbindung stehen, müssen härtere Strafen als bislang erhalten. Aber auch die Unternehmen selbst – etwa Schweighofer – müssen Verantwortung übernehmen und sicherstellen, dass sie ihre Geschäfte nicht auf Kosten der letzten rumänischen Urwälder machen.




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