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Aktuell

Charta für Holz

Neuauflage der Charta für Holz greift zu kurz

Von Petra Crone, SPD-Bundestagsfraktion Pressemitteilung, 26.4.17

Heute wird die Neuauflage der „Charta für Holz“ vom Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Christian Schmidt, vorgestellt. Die SPD-Bundestagsfraktion beurteilt die Neuauflage kritisch, da sich diese ausschließlich mit der verstärkten forstwirtschaftlichen Nutzung des Waldes und zu wenig mit dem Wald als natürliche CO2-Senke und als Raum für biologische Vielfalt auseinander setzt.

„Die SPD-Bundestagsfraktion unterstützt die Bemühungen, nachhaltige Forstwirtschaft und intelligente Holzverwendung eng mit den Erfordernissen des Holzes als Ressource zu verzahnen. Bei allen Entscheidungen steht im Mittelpunkt, dass der Wald seine natürliche Funktion als CO2-Senke auch in Zukunft behält.

Die eingerichtete Bund-Länder-Arbeitsgruppe muss ihren eigenen Anforderungen gerecht werden und bereits bestehende Strategien, wie die waldbezogenen Ziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung, in ihrer Arbeit berücksichtigen und einbeziehen. Diese fordert, dass bis 2020 der Flächenanteil der Wälder „mit natürlicher Waldentwicklung“ fünf Prozent der Waldfläche auf der Waldfläche der öffentlichen Hand zehn Prozent betragen soll. Die Festlegung auf fünf Prozent war 2007 ein Kompromiss zwischen allen Interessengruppen. Dieser Kompromiss wird in der Neuauflage der „Charta für Holz“ erneut in Frage gestellt, was die SPD-Bundestagsfraktion nicht mitträgt.

Die SPD-Bundestagsfraktion fordert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft auf, Akteure aus den Umweltverbänden zur Mitarbeit einzuladen. Eine sinnvolle Waldpolitik berücksichtigt alle Funktionen des Waldes. Dies muss auch in der Zusammensetzung der Bund-Länder-Arbeitsgruppe deutlich zum Ausdruck kommen.“


Charta für Holz 2.0 wird umgesetzt

Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie Pressemitteilung, 26.4.17

Bad Honnef/Berlin. Heute fiel in Berlin der Startschuss zur Umsetzung der Charta für Holz 2.0 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Im Rahmen der Auftaktveranstaltung „Klima schützen. Werte schaffen. Ressourcen effizient nutzen.“ in der Vertretung des Landes Baden-Württemberg stellte Bundesminister Christian Schmidt die neue Charta vor und eröffnete zugleich deren Durchführungsphase. Zu den anwesenden Experten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft gehörten auch Vertreter des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie (HDH).

Im Rahmen der Agrarministerkonferenz im September 2016 war das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft federführend mit der Aufgabe betraut worden, gemeinsam mit Ländern, Wissenschaft und Wirtschaft eine Neuauflage der Charta für Holz zu erarbeiten. Darin soll die Waldstrategie 2020 der Bundesregierung im Hinblick auf die Verwendung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft weiterentwickelt werden. Gleichzeitig trägt die Charta dem Klimaschutzplan 2050 Rechnung. Ihr zentrales Ziel ist der Ausbau von Leistungen zur nachhaltigen und effizienten Holznutzung sowie die langfristige Verwendung des Rohstoffs zum Wohle von Klimaschutz und Wertschöpfung insbesondere im ländlichen Raum. „Unser Wald und die Forst- und Holzwirtschaft reduzieren schon heute die deutschen CO2-Emissionen um rund 14%. Damit leisten sie einen wesentlichen Beitrag zum Schutz unseres Klimas. Die oftmals familiengetragenen Betriebe der Holz- und Forstwirtschaft als eine wichtige Säule für regionale Wertschöpfung und Beschäftigung gerade in ländlichen Räumen gilt es zu erhalten und auszubauen“, so Bundesminister Christian Schmidt.

Auf Seiten des HDH ist man ebenfalls froh, dass die Charta für Holz 2.0 nun in die Durchführungsphase abbiegt. „Die Umsetzung der Charta ist ein wichtiger Meilenstein für unsere gesamte Branche. Allen voran ist das Bauwesen ein wichtiger Einsatzort für Holzprodukte. Das Bauen mit Holz trägt entscheidend zur Reduktion der CO2-Emissionen und damit zum Klimaschutz bei. Der Holzbau ist das Vorzeigekind für die nachhaltige Verwendung von Holz und hat zugleich äußerst positive Auswirkungen auf die Beschäftigung und Wertschöpfung in der Holzindustrie“, sagt HDH-Präsident Johannes Schwörer.

Die Charta für Holz 2.0 setzt auf aktives Engagement aller relevanten Akteure – auch aus den führenden Verbänden der Holzindustrie. In sechs Arbeitsgruppen sollen verschiedene Schwerpunkte und wichtige Ziele eines jeweiligen Handlungsfelds bearbeitet werden. Diese sind „Bauen mit Holz in Stadt und Land“, „Potenziale von Holz in der Bioökonomie“, „Material- und Energieeffizienz“, „Ressource Wald und Holz“, „Cluster Forst & Holz“ sowie „Wald und Holz in der Gesellschaft“. Eine Steuerungsgruppe übernimmt die strategische Begleitung und koordinative Aufgaben für die Umsetzung der Charta für Holz. Zudem ist das Thema „Forschung und Entwicklung“ als Querschnittsthema zu den sechs Handlungsfeldern vorgesehen.


Waldnutzung trägt mehr zu Klimaschutz bei als Stilllegung

Bundesforstminister Christian Schmidt hat die Bedeutung der Holzwirtschaft für den Klimaschutz hervorgehoben und sich gegen die sogenannte Stilllegung von Wäldern ausgesprochen.

(dpa) - 27. April, 2017

http://www.proplanta.de/Agrar-Nachrichten/Agrarpolitik/Waldnutzung-traegt-mehr-zu-Klimaschutz-bei-als-Stilllegung_article1493271435.html


Charta für Holz 2.0

Statement von Steffen Rathke, Sprecher der Plattform Forst & Holz, 26.4.17

"Der Dialogprozess zur Charta für Holz 2.0 ist eine hervorragende Chance, um die Perspektive der Forst- und Holzwirtschaft in die benannten Themen Klimaschutz und Ressourceneffizienz einzubringen und die nachhaltige Waldbewirtschaftung in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.

Nachdem die erste Charta für Holz unter dem Eindruck der Bundeswaldinventur II entstanden ist, zielt die Charta 2.0 nun besonders auf Klimaschutz und Ressourceneffizienz ab. Hier kann die Holzverwendung einen zentralen Beitrag leisten und es ist ein Verdienst dieser Initiative sowie Aufgabe des heute beginnenden Dialogprozesses, dieses Wissen in die Gesellschaft zu tragen.

Eines der prioritären Handlungsfelder der Charta ist das Thema Bauen mit Holz. Dies ist aus unserer Sicht richtig und wichtig, denn gerade beim Bauen gibt die Forst- und Holzwirtschaft Antworten auf die drängenden Zukunftsfragen: vom Klimaschutz über Wohnraumbedarf bis hin zur Wertschöpfung im ländlichen Raum.

Beim Holzbau gilt es, die Rahmenbedingungen zu verbessern, um der Holznutzung den Weg zu ebnen. Brandschutzvorschriften, Parkplatzvorgaben und reelle Abschreibungszeiträume für Aufstockungen sind nur einige der Stichworte, die hier zu nennen wären. Auch müssen Wohnbaugesellschaften und Investoren besser einbezogen werden.

Blickt man über die deutschen Landesgrenzen hinweg, so können einige Nachbarländer mit Holzbauquoten aufwarten, von denen Deutschland noch sehr weit entfernt ist. Mit deutlich holzfreundlicheren Regularien wird hier schon lange sowohl sicher als auch langlebig gebaut.

Dass Holz nicht dogmatisch als alleiniger Baustoff genutzt werden muss, versteht sich von selbst. Große Erfolge können beispielsweise mit einer Hybridbauweise erreicht werden, bei der die Planer die jeweils verwendeten Baustoffe danach auswählen, für welche Eigenschaften sie an entsprechender Stelle am besten geeignet sind. Lassen wir uns inspirieren von den weltweit zahlreichen Beispielen beeindruckender, mutiger und innovativer Holzbauten. Strukturelle Vorgaben, aber auch holzbauaffine Architekten, Ingenieure und Bauherren machen es möglich.

Doch die Charta beschränkt sich nicht auf den Holzbau. Sie richtet den Blick auch auf den Wald selbst. Denn Holz ist der wichtigste nachwachsende Rohstoff Deutschlands und die vorbildliche Forstwirtschaft ermöglicht es, auch in Zukunft sowohl nachhaltig als auch ressourceneffizient mit dem Wald umzugehen. Als Grundpfeiler der Bioökonomie bietet der Wald zahlreiche Ansatzpunkte auch in Forschung und Entwicklung, um den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen. Der Klimaschutz gehört auf jeden Fall dazu und hierfür ist der Wald unverzichtbar. Doch er gelingt nur, wenn die Expertise der Forstwirtschaft auch gehört wird. Großflächige Nutzungsverzichte können hier nicht die Lösung sein.

Mit Blick auf den anstehenden Dialogprozess erwarte ich mir von den Akteuren des Clusters, dass sie konkrete Maßnahmen zur Stärkung der Holzverwendung erarbeiten und diese mit Unterstützung der Politik aktiv und selbstbewusst umsetzen."


NABU: Ist der Umbau zu einer biobasierten Wirtschaft kein Thema für die Gesellschaft?

Tschimpke: Bioökonomie spielt Schlüsselrolle für nachhaltiges Wirtschaften
Dialog mit der Zivilgesellschaft bleibt außen vor


NABU Pressemitteilung, 27.4.17

Berlin – Mit einer biobasierten Wirtschaft soll weltweit der Ausstieg aus den fossilen Kohlenstoffträgern wie Öl, Gas und Kohle, die als Grundlage vieler industrieller Produkte wie Kunststoffe dienen, befördert werden. Doch „biologische Ressourcen“ sind in erster Linie Nahrung für Pflanzen, Tiere und Menschen. Deshalb ist ein gesellschaftlicher Diskurs mit Akteuren aus Umwelt-, Entwicklungshilfe- und Verbraucherschutz sowie der breiten Öffentlichkeit unverzichtbar, um die Dimension der notwendigen gesellschaftlichen Transformation zu erfassen und zu gestalten. „Die Wende von einer fossilen Wirtschaft auf eine nachhaltig biologisch fundierte Wirtschaft ist durchaus mit der Energiewende vergleichbar. Sie ist notwendig und nahezu alternativlos, wenn auch nachfolgende Generationen noch von einem lebenswerten Planeten mit all seinen Leistungen profitieren sollen. Bislang wird die Diskussion zu wenig politisch und zu wenig öffentlich geführt, obwohl sie die gesamte Gesellschaft betrifft“, sagt NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

Vor diesem Hintergrund begrüßt der NABU die jetzt vorgelegten Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Bioökonomieforschungsstrategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Sie wurde vom Fraunhofer Institut für System und Innovationsforschung entwickelt. Ziel der Evaluation war es, eine Erfolgskontrolle der bisherigen Förderung zu erreichen und Impulse von Experten für die künftige Förderung aufzunehmen.

Der Bericht deckt sich mit der NABU-Kritik an der bislang unzureichenden Kommunikation zur Bedeutung der Bioökonomie, die eine Schlüsselrolle für ein nachhaltiges Wirtschaften spielt. Hier muss die Bundesregierung erheblich besser werden. „Anderen Politikbereichen und der Wirtschaft sowie vor allem der breiten Bevölkerung muss anschaulich nahe gebracht werden, wie sich eine Wirtschaft jenseits der fossilen Grundstoffe entwickeln kann“, so Tschimpke weiter. Die Bundesregierung stehe daher vor einer gewaltigen Herausforderung. Sie müsse den Dialog mit der Gesellschaft in dieser Forschungs- und Politikstrategie transparent gestalten und sich dabei an den von den Vereinten Nationen beschlossenen Nachhaltigkeitszielen orientieren. Ein besonderes Augenmerk müsse auf ein Monitoring des „Food First“-Prinzips gelegt werden, um die notwendige gesellschaftliche Akzeptanz für das Thema zu erreichen. Food first bedeutet, dass eine ausreichende Nahrungsgrundlage für alle Menschen zu bezahlbaren Preisen Vorrang hat vor allen anderen Verwendungsmöglichkeiten von Pflanzen und landwirtschaftlich nutzbarer Fläche.

Doch dieser Dialog mit der Gesellschaft sei – obwohl Schwerpunkt der Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie – nur rudimentär erfolgt. Die Zivilgesellschaft sei nur in sehr geringem Umfang angesprochen worden, so der Evaluationsbericht. „Die neuen Ausschreibungen zur gesellschaftlichen Gestaltung der Bioökonomie sind erst nach dem Zeitpunkt des Berichts erfolgt und wurden daher in der Evaluation nicht mehr berücksichtigt. Dass gerade Deutschland beim Ausbau der Bioökonomie-Forschung eine Führungsrolle einnehmen kann und hier noch Potenzial hat, bescheinigt der jetzt vorgestellte Bericht", so Steffi Ober, NABU-Referentin für nachhaltige Wissenschaftspolitik. „Umso wichtiger ist es, dass dann auch der Transfer in die Umsetzung gelingt. Dazu notwendig sind konkrete Projekte, die den Endverbraucher mit einbeziehen, so dass der Dialog nicht nur im kleinen Kreis, sondern in der gesamten Öffentlichkeit geführt wird“, so Ober.




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