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Zertifizierung
Holznutzung mit Zertifikat endlich alles im grünen Bereich

Holznutzung mit Zertifikat Durchbruch im grünen Bereich?

 

Von Hartmut Fischer-Thalheimer nach dem Bericht: Stakeholders´ viewpoints of certification processes in the Brazilian Amazon: an opportunity of reflection for FSC`s Secretariat, Board, members and supporters (von: Anna Fanzeres, Dipl. Forstwirtin und Promotionsstudentin an der Yale-Universität/USA, und Dr. Rui Sérgio S. Murrieta, Anthropologe am Goeldi-Museum in Belém; Oktober 2000)

 

Zertifizierter Einschlag von Holz in Primärwäldern und die Herstellung und Vermarktung zertifizierter Holzprodukte werden zunehmend als die Eckpfeiler von Entwicklungsbemühungen gesehen, die Walderhaltung mit nachhaltiger Nutzung der Waldressourcen zu vereinen suchen.

 

Zwei brasilianische Wissenschaftler, Anna Fanzeres und Rui Sérgio S. Murrieta, haben eine Studie vorgelegt, die Beobachtungen und Überlegungen aus der Begleitung von Zertifizierungsverfahren zweier brasilianischer Holzeinschlags- und -sägeunternehmen in Pará enthält. CIKEL und Juruá Florestal haben das Zertifikat nach FSC beantragt und müssen sich mit strengen Maßstäben messen lassen, wo es darum geht, dass der Mensch Eingriffe in Primärvegetation vornimmt, die negativen Folgen für Natur und Mensch haben können.

Die Studie stellt beispielhaft und ohne repräsentativen Anspruch kritische Aspekte einer beabsichtigt nachhaltigen Holznutzung in Amazonien in ihrer Komplexität dar.

 

Die Realität: In Amazonien sind es die Einschlagsfirmen gewohnt, gegen geringe oder gar ohne Kosten in den Besitz der Wälder zu gelangen, die eingeschlagen werden sollen: es wird öffentlicher Wald- oder Schutzgebiete einfach invadiert und die Bevölkerung aus dem Einschlagsgebiet vertrieben. Abgaben oder Steuern werden nicht abgeführt. Nach offiziellen Angaben geschieht 90% des Holzeinschlags in Amazonien illegal. Hinzu kommt die Missachtung grundlegender sozialer und Arbeitsrechte bis zur Sklavenarbeit beim Holzeinschlag. Entlohnung auf Mindestlohnbasis und das Fehlen grundlegender medizinischer Versorgung kennzeichnen die Situation. Darüber hinaus zählt die Holzindustrie - beim Einschlag und bei der Verarbeitung in Sägewerken - zu den unfallträchtigsten: Verletzungen, Verstümmelungen und Unfalltod sind an der Tagesordnung.

 

Die Folgen für die Umwelt sind erdrückend, die sozialen Probleme katastrophal: es ist deprimierend, Regionen und Städte zu besuchen, an denen die Entwaldungsfront vorbeigezogen ist. Der Naturschatz ist geplündert, Flora und Fauna für lange Zeit geschädigt. Zurückgeblieben sind Ansiedlungen ohne Grundversorgung und Infrastruktur, dekadente Vieh- und Weidewirtschaft, unterernährte Kinder, Kranke und Krüppel ohne Perspektiven . Auch in Amazonien privatisiert die Holzeinschlags- und Sägeindustrie den Profit und sozialisiert die Kosten.

 

Die Hoffnung ruht auf der Zertifizierung. Die Inkompetenz der Regierung hat die Holzeinschlagsfirmen nicht zu umwelt- und sozialverträglichem Handeln zwingen können, nun soll es der Markt mit seinen Mechanismen - dazu gehört neuerdings das freiwillige und unabhängig geprüfte FSC-Zertifikat - richten (siehe Kasten).

Fanzeres und Murrieta haben in mehreren Besuchen vor Ort die Zertifizierungs verfahren von CIKEL und Juruá Florestal begleitet. In erster Linie richten sie den Blick auf die Umsetzung und Einhaltung der FSC-Prinzipien und Kriterien (nachfolgend fettgedruckt).

Dazu gehört u.a. Einklang mit der nationalen Gesetzgebung und internationalen Vereinbarungen bei der Holznutzung, wie sie in Brasilien u.a. mit einer Einschlagsgenehmigung durch die Umweltbehörde IBAMA und einem Einschlagsplan unter Nachhaltigkeitskriterien erfüllt werden müssen.

 

Realität ist jedoch, dass für viele Firmen - so auch für Juruá Florestal - Strafverfahren anhängig sind, z.B. wegen wiederholtem illegalem Vorgehen oder Nichteinhaltung einschlägiger Vorschriften. Gängige Praxis unter Einschlagsfirmen ist, dass andernorts illegal eingeschlagenes Holz herbeitransportiert, unter der genehmigten Einschlagsquote geführt und so "gewaschen" wird. Ein Instrument der Zertifizierung - die chain of custody -, d.h. die Auflage, den Weg des Holzes vom Einschlagsort bis zum Verbraucher belegen zu können, würde so unterlaufen.

 

In ihren Gesprächen vor Ort stoßen die Autoren bei den Beschäftigten auf breite Unwissenheit über die Zertifizierung. Es ist offensichtlich ein Vorhaben auf Managementebene. Auch die umliegenden Bewohner wissen nicht Bescheid. Es ist ja auch ein weiter Weg von der üblichen Praxis der Vertreibung zu Beteiligung und partizipatorischem Vorgehen als Teil der Unternehmenskultur! Dies bedeutet u.a. die Veranstaltung von Versammlungen, bei denen die Lokalbevölkerung (einschließlich Indigene!) anwesend sein sollen und gehört werden müssen. Hier kann schon der Veranstaltungsort - im vorliegenden Falle war es die Universität in der Stadt - oder die Veranstaltungszeit die Teilnahme verhindern. Zudem dürfen diese Veranstaltungen nicht isolierte Ereignisse sein, sondern müssen als Prozess verstanden werden, in dem die anstehenden Probleme im Laufe der Zeit aufgearbeitet werden .

 

Beide Firmen haben Schwierigkeiten, den klaren Nachweis des Landeigentums und dessen legalen Erwerbs zu erbringen. Wer Pará kennt, weiß um die endlosen, meist gewalttätigen Landkonflikte, die daraus resultieren, dass Land okkupiert wird. Unklarheit herrscht bei der FSC-Zertifizierung dahingehend, ob der ganze Betrieb das Unternehmen in seinen Praktiken oder lediglich die zu nutzende Waldfläche (sog. Forest Management Unit) zertifiziert wird. Wäre letzteres der Fall, gäbe es natürlich keine Garantie , dass sich das Unternehmen auf allen bewirtschafteten Flächen FSC-konform verhält.

Da eine der untersuchten Firmen Flächen für 35 Jahre gepachtet hat , in denen zertifiziertes Holz eingeschlagen werden soll, kann der eigentliche Besitzer sein Verhalten ändern und die Zertifizierung hinfällig machen.

 

Brasilien hat bezüglich Arbeitsrechte und schutz noch nicht alle Konventionen der International Labor Organization (ILO) ratifiziert. Das Recht , sich z.B. in Gewerkschaften zusammenzuschließen (Konvention 87), und das Verbot von Kinderarbeit (Konv. 138) sind nicht garantiert. Die Konventionen & uuml;ber Forstwirtschaft und Holzeinschlag sind bereits gültig und sollen Grundlage des FSC-Zertifikats sein.

 

In der Realität ist Amazonien jedoch weit von der Einhaltung dieser Konventionen entfernt: grundlegende Menschenrechte wurden und werden missachtet als Folge schwacher öffentlicher Verwaltung, von Armut und Analphabetentum. Landarbeitergewerkschaften existieren zwar meist, jedoch kann nicht von demokratischen inneren Strukturen gesprochen werden. Wahlen sind selten, Morddrohungen und Ermordung von Gewerkschaftsführern hingegen an der Tagesordnung. Wenn Beamte der Arbeitsverwaltung zu Kontrollen unterwegs sind, ist dies bei den Einschlagsfirmen vorab bekannt und Unregelmäßigkeiten werden systematisch vertuscht. Falsche Angaben zu Holzeinschlagsmenge und Abtransport oder über die Eigentümer der Firmen sind Teil einer gängigen Verwirrungstaktik für die Kontrolleure. Den Arbeitern ist selten bekannt, wo und wie sie arbeitsrechtlich Beschwerde führen können.

 

Daher muss von zu zertifizierenden Firmen verlangt werden, dass sie ihre Arbeiter aufklären und schulen. Mehr noch: sie müssen die Partnerschaft mit den Gewerkschaften suchen. In der Studie wird jedoch mehrfach die Unwissenheit der Arbeiter über die Zertifizierung hervorgehoben. Die Arbeiter waren mehr als überrascht, dass man mit ihnen reden wollte.

 

Arbeitssicherheit ist bei gefahrgeneigten Tätigkeiten wie der Waldarbeit ein absolutes Muß. Nur selten stellen jedoch die Firmen Sicherheitsausrüstung. Die Ausrede lautet, dass die Arbeiter sie nicht tragen wollen. Die Arbeiter wiederum trauen sich nicht, sie zu verlangen. Teilweise ist es Praxis, für die Ausrüstung Lohnabzüge vorzunehmen.

 

Die gerechte Entlohnung ist ein weiteres Thema: Wer nur einen Mindestlohn (derzeit 151 Reais) bekommt, kann davon die Familie nicht ernähren. Beide besuchten Firmen geben den Anschein, in der zentralen Frage des Lohns fortschrittlich vorzugehen. Er ist z.T. leistungsorientiert. Zusätzlich werden sog. cestas básicas (eine Zusammenstellung von Grundnahrungs- und -verbrauchsmittel) in Aussicht gestellt. Allerdings nur, wenn es keinen Fehltag gegeben hat.

 

Die meisten Arbeiter von CIKEL entstammen nicht der lokalen Bevölkerung , sondern werden im Nachbarstaat Maranhão rekrutiert. Sie leben alleine - ohne Familie - im Einschlagsgebiet. Ein Unternehmen hat zwar neue Unterkünfte gebaut, jedoch wird reklamiert, dass sie mit asbesthaltigen Eternitdachplatten gedeckt sind. Die Arbeitsverträge werden saisonal geschlossen. Die Vertragsverhandlungen sind nicht kollektiv, jeder Arbeiter kämpft um seinen Vertrag. Keiner der Arbeiter hat je an einer gewerkschaftlichen Wahl teilgenommen.

 

Die Gesundheitsversorgung der Arbeiter ist prekär. Zwar gibt es eine Krankenstation, dennoch darf, der, der "nur" Kopfweh hat, die Arbeit nicht verlassen. Erst bei Malaria-Attacken darf man zu Hause bleiben. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist unbekannt. Die Familienangehörigen sind in die Behandlungsmöglichkeiten nicht eingeschlossen. Berufsbedingte Krankheiten, wie z.B. Lungenprobleme durch den Sägestaub, sind offiziell unbekannt. Die Arbeiter berichten, dass die Gemeinschaftsverpflegung sich zwei Tage vor dem Besuch der Zertifizierer verbessert hat, beklagen aber, dass abends oft Maracujá-Saft gereicht wird, der schläfrig macht.

 

Umweltaspekte sind mit das zentrale Anliegen der Zertifizierungsprozesses. Ausgegangen wird davon, dass durch die Zertifizierung der Zerstörung der Waldökosysteme Einhalt geboten wird. Im vorliegenden Falle fehlen jedoch wissenschaftliche Untersuchungen über Waldstruktur (zur Festlegung schutzwürdiger Gebiete) und über die Fauna (z.B. Identifizierung bedrohter Arten und ihrer Refugien).

 

Das Augenmerk der Zertifizierung richtet sich nicht nur auf die zu nutzende Fläche, sondern auf mögliche Folgen der Fragmentierung der Waldlandschaft, also des Flickenteppiches, den der Einschlag zurückläßt. Wichtige abiotische Faktoren, wie z.B. die Windgeschwindigkeit, Luftfeuchtigkeit und Temperatur, werden verändert. Hinzu kommen die menschlichen Einflüsse in Folge der Öffnung des Waldes: wilde Besiedlung entlang der gebauten Straßen, höhere Feuergefahr durch Austrocknung bodennaher Biomasse, unkontrolliertes Jagen. Negative Folgen sind nach zahlreichen Studien auch dort feststellbar, wo selektiv und einzelstammweise genutzt wird. Wenig bekannt sind die subtilen Folgen für Boden und Bodenleben durch die Befahrung mit Maschinen, die die Regenerationsfähigkeit des Waldes beeinträchtigen kann. Ferner gibt es Berichte, dass die Vogelpopulationen in fragmentierten Wäldern stark rückläufig ist. Störanfällige Arten , wie zum Beispiel Primaten oder solche, die sehr große Reviere benötigen (mehrere Tausend Hektar im Falle des Jaguars), sind besonders vom Einschlag betroffen.

 

Die im Bewirtschaftungsplan vorgesehenen großflächigen Waldschutzgebiete sind daher von essentieller Bedeutung z.B. zur Erhaltung der Artenvielfalt. Vorgeschlagen werden von manchen Autoren Größenordnungen von mindestens 5.000 Hektar unberührten Waldes, die zu schützen sind. Nach brasilianischer Gesetzgebung sind im Holzeinschlagsgebiet mindestens 5% der Fläche unter Totalschutz zu stellen, und zwar in der ganzen Bandbreite der an getroffenen Ökosysteme und Waldformationen. Auch sollen diese nicht an einer Stelle konzentriert sein. Ebenso wird die Anlage breiter Pufferzonen um den ganzen Besitz vorgeschlagen.

Mit der Fragmentierung wird das Auftreten von Malaria beobachtet. Geschichtlich wird ihre Verbreitung auch in Afrika und dem Mittelmeergebiet - in Zusammenhang mit der Ausbreitung der Landwirtschaft, insbesondere dem Brandwanderfeldbau, gebracht. Im geschlossenen Primärwald kommt die sonnenlichtabhängige Anopheles-Mücke, die Überträgerin des Plasmodium-Parasits, bewiesenermaßen selten vor. Der Mensch trägt zur Ausbreitung bei, wenn er, bereits infiziert, in neu zu besiedelnden Gebieten von nicht infizierten Mücken gestochen wird.

 

Als Hauptursache der Malaria werden u.a. die von Zugmaschinen und LKW hinterlassenen Fahrspuren vor allem auf tonhaltigen Böden angesehen, in denen Wasser stehen bleibt und sich die Mücke vermehrt. Malaria ist mittlerweile die Hauptgeisel der Menschen in den Einschlagsgebieten. 99% der brasilianischen Malariafälle treten in Amazonien auf. Auch in den von Fanzeres und Murrieta besuchten Gebieten hat Malaria in Jahresfrist um ca. 35% zugenommen, in den vergangenen 5 Jahren um mehrere Hundert Prozent. Sie beschränkt sich nicht auf den direktem Umkreis des Einschlagsgebiets, sondern breitet sich flächenmäßig aus. Bereits Kleinkinder haben häufig schon mehrere Infektionen hinter sich.

Zusätzliche Probleme bereitet die zunehmende Resistenz der Plasmodium-Parasits gegen die gängigen Medikamente. Das Fehlen jeglicher gezielter Vorsorgemaßnahmen und adäquater medizinischer Behandlung, einschließlich Labors zur Blutuntersuchung, bemängeln die Autoren am meisten.

 

Sozio-ökonomische Folgen: Die in der Umgebung lebenden Subsistenzbauern sind in der Regenzeit in hohem Maße von der Jagd abhängig. Erwiesenermaßen nimmt der Wildstand mit dem Einschlag ab. Mangel- und Unterernährung sind die Folgen. Zusammen mit der Malaria schwindet für die Kinder jegliche Lebensperspektive. Es gibt bei den beiden besuchten Firmen keine Vorstellungen, wie deren Überleben nein, die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen erreicht werden kann. Werden diese Familien vernachlässigt, wird dauerhaft Misstrauen geschaffen und künftige Schutz- und Nutzungsvorhaben erschwert, wenn nicht verunmöglicht. Dabei gibt es durchaus Alternativen für die Waldbewohner. Fanzeres und Murrieta schlagen die Sammlung von Zierpflanzen und das Zapfen von Ölen vor.

Andererseits darf das Einschlagsgebiet vom Brandrodungsfeldbau und möglichen unkontrollierten Waldbränden nicht zusätzlich belastet werden.

 

Die Straßeninfrastruktur wird häufig von den Einschlagsunternehmen geschaffen, die diese auch kontrollieren. Öffentlicher Verkehr ist nicht zugelassen, was von den Bewohnern beklagt wird. Damit will das Unternehmen der steigenden Kriminalität, vor allem Überfällen, Herr werden. Gleichzeitig wird jedoch dadurch der Transport in die Stadt - und sei es nur für medizinische Notfälle - verhindert. Ähnlich ist die Problematik beim anderen Unternehmen, das die einzige Fähre zur Flussüberquerung kontrolliert. Betrachtet man die sozialen Kosten, die auf die Bevölkerung umgelegt werden, wäre es ein geringer Aufwand, wenigstens die Transportinfrastruktur zur Verfügung zu stellen, meinen Fanzeres und Murrieta.

 

Da das gute Verhältnis zur umliegenden Bevölkerung Grundlage der Zertifizierung ist, müssen die Firmen auch eine geeignete Politik entwickeln, wie sie mit Landbesetzungen umgehen wollen. Das Einschalten der Polizei, die in Pará einen außerordentlich schlechten Ruf im Umgang mit Besetzern hat, wird sicher nicht zu einer friedfertigen Beilegung beitragen.

 

Auch der ökonomischen Nachhaltigkeit des Unternehmens wird im Zertifizierungsprozess Rechung getragen. Empfohlen wird, die Aktivitäten nicht nur auf Holzeinschlag zu beschränken, sondern Alternativen ins Auge zu fassen. Die Autoren empfehlen die Diversifizierung der Produktion, z.B. den Einschlag weniger wertvoller Holzarten und die Ernte von Nicht-Holzprodukten. Die Holzverluste beim Sägen der Stämme sind enorm hoch: 40 bis 65%. Dies eröffnet ein weites Feld für Verbesserungen.

 

Resumé: Die Autoren bekräftigen ihre positive Einstellung zur Zertifizierung im Sinne eines Beitrags zu nachhaltiger Waldbewirtschaftung und sozio-ökonomischer Entwicklung Amazoniens. Für die beiden untersuchten Firmen sehen sie jedoch große Herausforderungen. Die Transparenz des Zertifizierungsprozesses sei oberstes Gebot, die Firmen müßten sich in die Karten schauen lassen. Hier seien die FSC-Zertifizierer gefordert.

Ihren Bericht bezeichnen sie als Wink für zahlreiche Problemfelder, die im Zertifizierungsprozess auftauchen können. Als dramatisch bezeichnen sie die Verschlechterung der Gesundheit der Bevölkerung. Die Einschlagsfirmen müßten zu ihrer sozialen Verantwortung stehen und für medizinische Vorsorge und Behandlung sorgen.

Fanzeres und Murrieta sind sich bewußt, daß über Nacht keine Wunder zu erwarten sind. Zertifizierung löse die chaotische Besiedlung Amazoniens nicht. Aber sie eröffne eine Chance...

 

Aus der Homepage: www.fsc-deutschland.de: Der 1993 ins Leben gerufene internationale Forest Stewardship Council (FSC) mit Sitz in Mexiko setzt sich weltweit für eine im umfassenden Sinne nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder ein. Mit der Zertifizierung von Forstbetrieben nach FSC-Richtlinien wird diesen bescheinigt, dass bei der Bewirtschaftung ihrer Wälder bestimmte ökologische, soziale und wirtschaftliche Standards eingehalten werden.

Der FSC hat in einer internationalen Rahmenrichtlinie 10 Prinzipien und 56 Kriterien formuliert, welche die Säulen einer umweltgerechten, sozialverträglichen und wirtschaftlich tragfähigen Waldbehandlung darstellen. In nationalen Arbeitsgruppen werden sie an die regionalen Verhältnisse in Form nationaler FSC-Standards angepaßt. Für Brasilien ist dies in Vorbereitung. Der Bericht von Fanzeres und Murrieta will dazu einen Beitrag leisten.

Dem Verbraucher wird so die Möglichkeit eröffnet, sich beim Kauf bewusst für entsprechend gekennzeichnete Waldprodukte zu entscheiden. Die Zertifizierung soll die Nachfrage nach anerkannt nachhaltig erzeugtem Holz steigern und auf diese Weise eine verantwortungsvolle Waldwirtschaft honorieren. Sie ist also in erster Linie ein marktwirtschaftliches Instrument. Die Zertifizierung wird auf Initiative des Waldbesitzers eingeleitet, der einen unabhängigen Zertifizierer beauftragt, den Forstbetrieb, die Wirtschaftsmaßnahmen und den Zustand der Wälder zu begutachten. Entspricht alles dem Bewertungsverfahren des Zertifizierers und den FSC-Prinzipien und Kriterien, so wird das FSC-Warenzeichen verliehen.

Kennzeichnend für die Struktur des regierungsunabhängigen FSC ist die Einbindung aller gesellschaftlichen Gruppen mit Interessen am Wald und seiner nachhaltigen Bewirtschaftung. Dem FSC ist es gelungen, in seiner Zusammensetzung sowohl Umweltinteressen, soziale Bedürfnisse und wirtschaftliche Anforderungen gleichberechtigt zu berücksichtigen, als auch die der Länder der Nord- und Südhalbkugel.

Zu den 10 Prinzipien gehören u.a. die Einhaltung nationaler Gesetzgebung und internationaler Vereinbarungen, vor allem auch im soziale n Bereich (Arbeitsrechte); ferner die Klärung strittiger Besitzfragen, die Wahrung der Rechte und Ansprüche indigener Völker, sowie der im und um das Einschlagsgebiet lebenden Bevölkerung. Die Holznutzung darf keine Naturzerstörung hervorrufen und soll die Artenvielfalt nicht beeinflussen. Seltene und hochbedrohte Waldökosysteme sollen nicht genutzt werden. Auch der Verzicht auf den Einsatz schädlicher chemischer Produkte wird vorausgesetzt. Zentrales Element ist der Einschlagsplan, der die forstliche Nachhaltigkeit garantiert - es darf also im Bewirtschaftungszyklus (z.B. in 10 Jahren) nicht mehr eingeschlagen werden, als nachwächst. Die nutzende Firma muss transparent vorgehen und umfangreiche Dokumentation sicherstellen. Die Prinzipien sind auch auf neuanzulegende Wälder anzuwenden.

 

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