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Aktuell

Protestbrief Bialowieza

Weltnaturerbe Białowieza retten!

Umweltorganisationen appellieren an polnischen Botschafter

ROBIN WOOD Pressemitteilung, 2.11.17

Die großen Umweltorganisationen in Deutschland haben heute in einem gemeinsamen Brief den polnischen Botschafter aufgefordert, alles dafür zu tun, damit die Abholzung des Białowieza-Urwaldes in Polen gestoppt wird. Außerdem sprachen sie sich dafür aus, das gesamte Białowieza-Waldgebiet (inklusive Browsk und Hajnowka) zu einem Nationalpark zu erklären. Neben ROBIN WOOD haben acht weitere Umweltorganisationen den Brief unterzeichnet.

„Der Białowieza-Wald ist ein einzigartiger Schatz Europas! Die Abholzung im Weltnaturerbe sorgt zu Recht für heftigen Protest, den die polnische Regierung nicht einfach übergehen kann“, sagt ROBIN WOOD-Waldreferent Jannis Pfendtner.

Der Białowieza-Wald ist mit seinem Alter von mindestens 8.000 Jahren und seinen bis zu 20.000 Tierarten – darunter der Wisent – einmalig unter den Wäldern Europas und unersetzlich. Der einzige Tiefland-Urwald Europas liegt im Grenzgebiet zwischen Polen und Weißrussland. Während das Waldgebiet auf weißrussischer Seite komplett als Nationalpark unter Schutz gestellt ist, gilt dies für Polen nur zu etwa einem Fünftel. Die polnische Regierung verfügte, dass im übrigen Gebiet des Białowieza seit Mai 2017 wieder intensiv gefällt wird. Auf lokale und internationale Kritik reagierte sie mit dem Argument, dies geschehe zum Schutz vor dem Borkenkäfer, der die Natur gefährden würde.

„Der Borkenkäfer mag für einige angepflanzte Fichtenbestände am Rande der Region eine Gefahr sein – allerdings nur, wenn wirtschaftlich gedacht wird. Denn für die Erneuerung des Waldes und für die biologische Vielfalt ist der Borkenkäfer eher eine Unterstützung“, erläutert Pfendtner. Polnische UmweltschützerInnen werfen der Regierung schon lange verdeckte kommerzielle Abholzung vor.

Die UNESCO-Welterbekommission erklärte auf ihrem Treffen im Juli dieses Jahres in Krakau, dass der Status des Białowieza als Weltnaturerbe gefährdet sei und verlangte einen sofortigen Stopp der Fällungen in alten Wäldern. Die EU-Kommission verklagte Polen vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) wegen der Verletzung europäischen Naturschutzrechts. Das Gericht ordnete daraufhin den sofortigen Stopp der Fällarbeiten im Białowieza-Wald an, was aber von polnischer Seite bis heute nicht befolgt wird. Polens Umweltminister Jan Szyszko behauptete bei einer Anhörung im Oktober vor dem EuGH, dass Luftbilder, die die Abholzung im Wald zeigen, manipuliert seien. Ein Urteil in dem Rechtsstreit wird bis Jahresende erwartet.

Um den Wald zu schützen, demonstrieren polnische und internationale AktivistInnen seit Monaten vor Ort und stellen sich immer wieder den schweren Fällmaschinen in den Weg. Die UmweltschützerInnen sind entschlossen ihren Protest fortzusetzen, bis der Wald gerettet ist.


Bialowieza – Neue Entwicklungen

Von Jannis Pfendtner, ROBIN WOOD Blog, 24.10.17

Ungebrochen geht die Abholzung im polnischen Wald von Bialowieza weiter. In dem einmaligen Naturerbe - Teile davon gelten als der letzte Tiefland-Urwald Europas - wird seit fast einem halben Jahr gefällt. Auch die lokalen Proteste gehen weiter. Nach Berichten vor Ort wurde eine 16-Tage andauernde Blockade aus dem Protestcamp brutal aufgelöst, mehrere Menschen geschlagen. Eine Aktivistin musste ins Krankenhaus gebracht werden.

Eine tragische Nachricht kommt hinzu: Ein Mann verbrannte sich öffentlich auf einem Platz in Warschau. In seinem Abschiedsbrief schrieb er, dass er gegen die Regierung ein Zeichen setzen wollte, und auch gegen die Zerstörung der Natur.

Umweltminister Szyszko trat unterdessen vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) auf, wo eine Klage gegen die Fällungen läuft. Das oberste europäische Gericht hatte Polen schon Ende Juli einen sofortigen Stopp aller Arbeiten angeordnet, doch dies wurde bis heute nicht eingehalten. In der Vergangenheit betonte das Ministerium die Fällungen wegen des Schutzes vor dem Borkenkäfer durchzuführen, was fast einhellig als Vorwand bewertet wird. Da sich die Beweise inzwischen häufen, dass auch sehr alte Bestände gefällt werden, lies er sich nun etwas Neues einfallen: Er behauptete, dass die Daten der Europäischen Kommission „manipuliert“ seien, und meinte, dass es vielleicht zu einer Cyberattacke gekommen sei, wie ClientEarth berichtet.

Die Wild Poland Stiftung hatte vor wenigen Wochen Zahlen veröffentlicht, dass ca. 40% der Abholzung in über 100-Jahre alten Beständen stattfinden, also entgegen der EuGH-Verfügung. Die Umweltschützer*innen vor Ort befürchten auch, dass dieses Jahr schon 180.000 m3 Holz entnommen wurden – viermal so viel wie im ursprünglichen Management-Plan vorgesehen.

Mit dem Urteil des EuGH wird nun bald gerechnet. Es bleibt zu hoffen, dass hohe finanzielle Strafen die Zerstörung des Waldes, dieses einmaligen polnischen und europäischen Naturerbes, beenden können.


Bialowieza - Europas Urwald in Gefahr

Von Jannis Pfendtner und Jana Fischer, ROBIN WOOD Magazin, 12.9.17

https://www.robinwood.de/magazin/bialowieza




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