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Aktuell

Jahresbilanzen 2016

Gewinner und Verlierer 2016

WWF: 2016 ist ein durchwachsenes Jahr für den Artenschutz

WWF Pressemitteilung, 29.12.16

Für Menschenaffen, Löwen, Giraffen oder Vaquitas war 2016 laut der WWF-Jahresbilanz keine gute Zeit: Die Bestände sind weiterhin rückläufig, die Bedrohungen nehmen zu. Gar als endgültig ausgestorben muss der Rabbs Fransenzehen-Laubfrosch gelten. Das letzte bekannte Exemplar starb in einem Terrarium. Wilderei, Lebensraumverlust, Klimawandel und Übernutzung – darunter leiden diese Tierarten und mit ihnen die biologische Vielfalt weltweit. So zeigt der Living-Planet-Index des WWF auch 2016 steil nach unten. Seit den 1970er-Jahren wurde ein Minus von 58 Prozent gemessen. Damit haben sich die über 14.000 in dem Index erfassten Tierbestände mehr als halbiert. „Der Mensch verursacht gerade das größte, globale Artensterben seit Verschwinden der Dinosaurier“, warnt daher Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland. Nach wie vor dramatisch ist die Wilderei-Krise in Afrika: Rund 20.000 Elefanten werden nach WWF-Schätzungen pro Jahr illegal abgeschossen. Das macht durchschnittlich einen gewilderten Elefanten pro halbe Stunde. Hauptgrund für das beispiellose Abschlachten der Tiere sind die weiterhin horrend hohen Schwarzmarktpreise für Elfenbein in Asien.

Doch es gab auch gute Nachrichten. Mit dem Iberischen Luchs zählt eine der seltensten Säugetierarten zu den Gewinnern. Mit über 400 Exemplaren wurde der höchste Stand seit 2001 erreicht. Für das WWF-Wappentier, den Großen Panda, gilt jetzt offiziell eine niedrigere Bedrohungs-Stufe auf der Roten Liste. Optimismus auch beim Tiger: Erstmals seit Jahrzehnten stieg die Bestandzahl. „Tiger und Panda zeigen, der Mensch verursacht nicht nur das Problem, sondern hält auch den Schlüssel für die Lösung in den Händen“, so Brandes. „Wir müssen das Artensterben stoppen und damit unsere eigene Lebensgrundlage, unser Zuhause und letztlich die Zukunft unsere Kindern bewahren.“ Deutschland trage als wohlhabende Industrienation Verantwortung: „Wir müssen wieder Vorbild und Vorreiter werden. Verkehr und Landwirtschaft müssen nachhaltiger werden und wir brauchen mehr Schutzgebiete. Von enormer Bedeutung ist der Kampf gegen den Klimawandel. Er kann sonst zum globalen Arten-Killer zu werden.“

VERLIERER 2016

Menschenaffen: Seit diesem Jahr sind alle Unterarten von Gorilla und Orang-Utan laut Internationaler Roter Liste unmittelbar „vom Aussterben bedroht“. Schimpanse und Bonobo gelten weiter als stark gefährdet. Wilderei und Lebensraumverlust bedrohen unsere nächsten Verwandten.

Rabbs Fransenzehen-Laubfrosch: Zehn Jahren nach seiner Entdeckung ist der wohl letzte Vertreter der Art in einem Terrarium in Atlanta gestorben. Die Lurche, die nur in einem sehr kleinen Gebiet in Panama lebten, wurden von einer Pilzinfektion dahingerafft. Den Amphibien generell geht es schlecht: Klimawandel, Lebensraumverlust und Umweltgifte machen Fröschen, Kröten und Lurchen besonders zu schaffen.

Elefanten: Durchschnittlich jede halbe Stunde wird in Afrika ein Elefant gewildert. Insgesamt werden jährlich rund 20.000 der Tiere illegal geschossen. Elfenbein ist vor allem auf dem asiatischen Schwarzmarkt noch immer begehrt.

Giraffen: Die Zahl der Giraffen hat sich in 15 Jahren um 40 Prozent von 140.000 auf 80.000 Tiere reduziert. Immer mehr Wilderer stellen den Tieren nach. Ursprünglich wegen ihres Fleisches oder Fells gejagt, herrscht in manchen Regionen Afrika zudem der fatale Irrglaube, dass Giraffenhirn und Knochenmark ein Wundermittel gegen Aids seien.

Walhai: Veränderungen in der Ozeantemperatur und der chemischen Zusammensetzung des Wassers bedrohen den größten Fisch der Erde. Zudem werden Walhaie noch immer gejagt oder enden als ungewollter Beifang in den Netzen der globalen Fangflotten. Die Art gilt inzwischen als „stark gefährdet“.

Vaquita: Der kleinste Wal der Welt ist zugleich der seltenste. Nur noch 60 Exemplare leben vor der Küste Mexikos. Wenn nicht schnell ein wirksamer Schutz gelingt, ist die Art dem Tod geweiht. Die größte Bedrohung ist die Fischerei: Vaquitas verenden oft als ungewollter Beifang in oft illegal gestellten und im Meer zurückgelassenen Netzen.

Löwe: Die einstigen Herrscher der Savanne haben innerhalb von 50 Jahren dreiviertel ihres Lebensraumes verloren. Als „Schädlinge“ und Gefahr für Nutztiere werden Löwen zudem vergiftet oder erschossen. Auch Wilderer erlegen die Tiere und verkaufen Körperteile in Asien als Wundermedizin. Der Bestand ist auf etwa 20.000 Tiere eingebrochen.

Wald- und Wiesenvögel: Die Intensivierung der Landwirtschaft in Europa ist Hauptursache für dramatische Verluste in der Vogelwelt. Der Bestand an Rebhühnern ist seit 1980 auf 800.000 Exemplare zurückgegangen (-90%). Einbußen haben auch Turteltaube (-73%) und Braunkehlchen (-71%). Selbst vermeintlich häufiger Arten wie Star und Feldsperling gingen um die Hälfte zurück. Selbst die Feldlerche gilt in Deutschland auf der Roten Liste als gefährdet.

GEWINNER 2016

Tiger: Die Zahl der wild lebenden Tiger hat von 3.200 in 2010 auf heute 3.890 zugelegt. Der Anstieg ist der erste seit Jahrzehnten. Der Erfolg wurde durch intensive Zusammenarbeit von Regierungen, Naturschützern wie dem WWF und lokaler Bevölkerung möglich. Weiterhin bedrohen Wilderei und Infrastrukturprojekte das Überleben der Art.

Iberischer Luchs: Gute Nachrichten aus Spanien: Der Bestand des Iberischen Luchses hat sich auf knapp über 400 Individuen erhöht. Noch ein Jahr zuvor waren es nur 319 Exemplare gewesen. Es ist der höchste Stand seit 15 Jahren.

Tibetantilope: Mit rund 150.000 Tieren haben sich die Bestände erholt. Die Gründe: Bekämpfung von Wilderei und Handelskontrollen. Doch noch immer haben es Wilderer auf das feine Unterfell der Tiere abgesehen, das zu Wolle verarbeitet und als „Shahtoosh-Schals“ verkauft wird. Für einen Schal müssen bis zu fünf Antilopen sterben.

Großer Panda: Der unermüdliche Einsatz für das WWF-Wappentier zahlt sich aus. Auf der Roten Liste wurde der Große Panda eine Bedrohungskategorie niedriger eingestuft als zuvor und ist jetzt „gefährdet“ statt „stark gefährdet“. 1.860 Tiere wurden in der Wildnis gezählt. Damit hat sich der Bestand um 17 Prozent seit 2004 erhöht.

Adelie- und Kaiserpinguine: Ein Drittel der Adelie-Pinguine und ein Viertel der Kaiserpinguine sind im antarktischen Rossmeer beheimatet. 2016 entstand dort das weltweit größte Meeresschutzgebiet. Es ist so groß wie Frankreich, Deutschland und Spanien zusammen und steht vorerst für 35 Jahre unter Schutz.

Rotfeuerfisch: Mit steigenden Wassertemperaturen fühlen sich die giftigen Rotfeuerfische im Mittelmeer immer wohler. Sie gelangte über den Suezkanal ins Mittelmeer und profitiert offenbar vom Klimawandel. Da sie hier keine natürlichen Feinde haben, bedrohen die Raubfische das ökologische Gleichgewicht im Mittelmeer.


Jahresbilanz 2016 der Umweltpolitik zeigt Licht und Schatten

BUND Pressemitteilung, 27.12.16

Berlin: Nach Auffassung von Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), war die Umweltpolitik im Jahr 2016 durch Fortschritte beim Natur- und Klimaschutz, beim Kampf gegen die Luftverschmutzung und durch einen wachsenden Widerstand gegen die umstrittenen Freihandelsabkommen TTIP und Ceta geprägt. Besonders hob Weiger die mit über 300.000 Teilnehmern durchgeführten Demonstrationen in sieben deutschen Großstädten gegen Ceta und TTIP hervor. Weitere Erfolge im zurückliegenden Jahr seien die von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks blockierte Wiederzulassung des krebsverdächtigen Pestizids Glyphosat, die Beibehaltung der europäischen Naturschutzrichtlinien und die Beschlüsse des Weltklimagipfels in Marrakesch zum Ausstieg aus fossilen Energien.

"Fossile Energieträger sind ohne Zukunft, diese Erkenntnis setzte sich 2016 zunehmend durch. Berlin, Stuttgart und Münster verabschiedeten sich von Geldanlagen in fossile Branchen, das hat Signalwirkung auch über Deutschland hinaus", sagte der BUND-Vorsitzende. "Wir sind froh, dass es endlich Klimaziele für die Bereiche Energie, Landwirtschaft, Verkehr und Gebäude gibt. 2017 muss die Bundesregierung beim Klimaschutz noch zulegen. Sonst wird sie ihr Ziel, die CO2-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent zu senken, klar verfehlen", sagte Weiger.

Der BUND-Vorsitzende kritisierte in diesem Zusammenhang den Kurs von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel gegen einen schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien und für den Weiterbetrieb klimaschädlicher Kohlekraftwerke. "Es ist inakzeptabel, dass Gabriel den umwelt- und sozialverträglichen Umbau der Wirtschaft in den Kohleregionen bremst anstatt ihn aktiv zu fördern. Das schadet nicht nur dem Klima, sondern auch den Beschäftigten in den Braunkohleregionen", sagte Weiger.

Nicht zufriedenstellend im Jahr 2016 sei die Bilanz der Landwirtschaftspolitik. "Beim Thema Glyphosat, beim Düngerecht und beim Tierschutz, Agrarminister Schmidt machte sich jedes Mal zum Sprachrohr der Agrarindustrie. Der Umwelt- und Verbraucherschutz und das Wohl der Tiere sind für ihn eher zweitrangig. Massentierhaltung, Monokulturen, exorbitante Nitratwerte im Grundwasser und viel zu hohe Pestizidwerte in Lebensmitteln belegen den dringenden Reformbedarf in der Landwirtschaft. Unter dem Motto 'Wir haben es satt' werden wir deshalb in Berlin am 21. Januar zum siebten Mal für eine andere Agrarpolitik auf die Straße gehen", sagte der BUND-Vorsitzende.

Viel Schatten und wenig Licht habe es in der Verkehrspolitik des zurückliegenden Jahres gegeben. "Die Kumpanei von Verkehrsminister Dobrindt und seinen Vorgängern mit der Autoindustrie steht jetzt dort wo sie hingehört: am Pranger. Die Vetternwirtschaft zwischen Politik und Pkw-Herstellern ist am Ende, das gibt Hoffnung für den Kampf gegen die Luftverschmutzung in den Städten und den Klimaschutz. In der Dieselkrise des Jahres 2016 steckt die Chance, die Autohersteller zum Umdenken zu bewegen. Die Fahrzeuge müssen endlich leichter, sparsamer und weniger werden", sagte Weiger.

International habe es 2016 ebenfalls hoffnungsvolle Zeichen für mehr Klimaschutz gegeben. Bei der Klimakonferenz in Marrakesch sei die Welt erkennbar zusammengerückt, auch als Reaktion auf das Wahlergebnis in den USA. "Die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft steht auf der Tagesordnung, dem Ausbau erneuerbarer Energien wird dies Auftrieb geben", so Weiger.

"Besonders gefreut haben wir uns 2016 über den Einsatz von Bundesumweltministerin Hendricks für die Beibehaltung der EU-Naturschutzrichtlinien. Damit wurde eine zentrale Forderung der Bürgerinnen und Bürger und von Umwelt- und Naturschützern in ganz Europa umgesetzt. Die EU-Vogelschutz- und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie verbessern die Lebensbedingungen für Kraniche, Wildkatzen, Biber, Wölfe und viele andere Arten. Nicht EU-Richtlinien sind verantwortlich für schwindende Naturräume und das Artensterben, Schuld daran sind der zu hohe Flächenverbrauch, giftige Emissionen aus Industrie und Verkehr und die ungebremste Industrialisierung der Landwirtschaft", sagte der BUND-Vorsitzende.


Es wird immer wärmer: 2016 wird wohl alle Temperaturrekorde brechen

Focus, 21.12.16

http://www.focus.de/wissen/klima/klimaerwaermung/klimawandel-es-wird-immer-waermer-temperaturen-klettern-2016-erneut-ins-extreme_id_6386089.html


Katastrophales Jahr für das Arktis-Eis

Im Moment ist es am Nordpol rund 20 Grad wärmer als im Durchschnitt, der Eispanzer kann so nicht richtig wachsen. Forscher sehen immer häufiger die Gefahr von Kipp-Punkten - dass nämlich eine Entwicklung nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Das hätte große Auswirkungen auf das Weltklima.

Von Randi Häussler, Deutschlandfunk, 28.12.16

http://www.deutschlandfunk.de/klimawandel-katastrophales-jahr-fuer-das-arktis-eis.697.de.html?dram:article_id=374990


NABU: Bayer-Chef Werner Baumann erhält "Dinosaurier des Jahres 2016"

Tschimpke: Geschäftsmodell Bayer-Monsanto steht für Verlust von biologischer Vielfalt

NABU Pressemitteilung, 28.12.16

Berlin – Deutschlands peinlichster Umweltpreis, der „Dinosaurier des Jahres 2016“ geht in diesem Jahr an den Vorstandsvorsitzenden der Bayer AG, Werner Baumann. Die von Bayer-Chef Baumann eingefädelte und 66 Milliarden Dollar teure Rekordübernahme des US-Saatgutriesen Monsanto steht im Gegensatz zu den Forderungen von Umweltschützern und Verbrauchern auf der ganzen Welt, die sich eine umweltverträglichere, gift- und gentechnikfreie Landwirtschaft wünschen.

„Das Geschäftsmodell Bayer-Monsanto profitiert von einer industriellen Landwirtschaft, die auf anachronistischen Förderstrukturen fußt und durch öffentliche Gelder künstlich aufrecht erhalten wird. Dabei trägt es dazu bei, diese Systeme mit ihren schädlichen Folgen für Mensch und Natur weiter zu manifestieren. Zudem ist davon auszugehen, dass die Abhängigkeit von Bäuerinnen und Bauern weltweit durch die führende Marktmacht von Bayer-Monsanto in den Bereichen Saatgut und Pestiziden weiter zunehmen wird. Die Saatgutvielfalt dürfte dagegen weltweit schrumpfen“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Diese Strategie des 'alles aus einer Hand' mit auf einander abgestimmten Saatgut und Pestiziden treibe aber nicht nur die Bäuerinnen und Bauern zunehmend in die Abhängigkeit, sondern forciere eine Intensiv-Landwirtschaft, die als einer der Hauptverursacher des globalen Verlustes von Biodiversität gilt. „Der massive Einsatz von Pestiziden führt weltweit zu einem Rückgang von Insekten, darunter auch nützliche Bestäuber wie Wildbienen oder Schmetterlinge, entzieht Vögeln der Agrarlandschaft die Lebensgrundlage und vergiftet aquatisch gebundene Lebewesen“, so Tschimpke. Damit würden mit der Fusion auch die von den Vereinten Nationen beschlossenen Nachhaltigkeitsziele torpediert, die einen Bezug zur Biodiversität aufweisen.

Bayer-Monsanto beherrschen gemeinsam zu einem Viertel den weltweiten Markt für Pestizide. Der gemeinsame Saatgut-Anteil am Weltmarkt von Bayer-Monsanto liegt bei fast 30 Prozent. Am Beispiel des Sojaanbaus in den USA wäre diese Entwicklung besonders drastisch ablesbar: hier besäße Bayer nach dem Zukauf von Monsanto nahezu 100 Prozent des angebauten gentechnisch veränderten Saatguts, für Mais läge die Marktmacht bei etwa 75 Prozent.

Die Gefahr dieses Monopols besteht aus NABU-Sicht auch darin, dass Bayer und der Monsanto-Konzern, der im Bereich „Digital Farming“ führend ist, in Zukunft über enorme Datenmengen zur Beschaffenheit von Böden, Düngemengen, Saatgutmischungen und Pestiziden verfügen könnten und damit einen massiven Einfluss auf die landwirtschaftliche Produktion von Europa über Afrika bis Südamerika hätte. Ungeklärt ist auch, was mit den erheblichen Datenmengen passiert, die Bayer-Monsanto in ihren Programmen sammeln.

Der NABU setzt nun alle Hoffnungen auf die zuständigen Kartellbehörden, die die Übernahme noch ausbremsen könnten. „Wir appellieren an EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager, die Übernahme genau zu prüfen und im Sinne der biologischen Vielfalt, der Bäuerinnen und Bauern sowie der Verbraucherinnen und Verbrauchern in Europa die Fusion zu verhindern“, so Tschimpke.




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