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AKTION zu Palmöl in Sierra Leone

Sierra Leone: Landraub für Ölpalmen

"Rettet den Regenwald" e.V. Pressemitteilung, 19.12.11

„Große Landflächen werden jetzt gerodet, um Platz für Ölpalm-Monokulturen zu schaffen. Die artenreiche natürliche Flora wird dabei vernichtet“, berichtet Joseph Rahall, Direktor der Organisation Green Scenery. „Die Bauerfamilien bauen dort viele verschiedene Nahrungsmittel an und können damit auch Nahrungsengpässe überstehen. Viele der Familien haben nun den Anbau gestoppt, weil sie Angst haben, dass multinationale Firmen ihr Land besetzen. Dorfbewohner, die friedlich gegen die illegale Besetzung ihres Landes protestieren, werden verhaftet. Einige stehen nun vor Gericht. Die Biokraftstoffpolitik der Länder des Nordens gefährdet in Ländern wie unserem die menschliche Sicherheit“, klagt der Menschenrechtsschützer an.

Rahalls Organisation Green Scenery hat das Agrospritprojekt und dessen Folgen vor Ort untersucht. Die Ergebnisse sind in der im Mai veröffentlichten Studie (auf englisch) zusammengefasst. Gut die Hälfte davon, 6.500 Hektar, hat die Tochterfirma Socfin Agriculture Company S.L. Ltd (SAC) bereits in Malen Chiefdom im Pujehun Distrikt im Südosten des Landes „gepachtet“ – für 50 Jahre.

Traditionelle Führer haben das Land der Regierung zur Verfügung gestellt, die es wiederrum an SAC weitergereicht hat. Doch die Bauern, die auf dem Land leben und es bewirtschaften, sind an diesem Landhandel nicht beteiligt und lehnen ihn ab. Sie verlieren ihre Lebensgrundlagen an den skrupellosen Plantagenbetreiber, und erhalten dafür bestenfalls Almosen. Mit ihren Klagen (auf Englisch) haben sie sich an die Regierung gewandt. Doch weil die Regierung selber in den Handel verwickelt ist, haben die KleinbäuerInnen niemanden, der ihre Rechte schützt. Wer dagegen protestiert, wird eingeschüchtert.

Die Regierung behauptet immer wieder, dass Millionen Hektar landwirtschaftlich geeigneter Flächen in Sierra Leone „nicht oder kaum genutzt“ werden. Die von der Weltbank (IFC) finanzierte Agentur zur Förderung der Investitionen und Exporte in Sierra Leone (SLIEPA) plant daher, riesige Landflächen langfristig an Großinvestoren zu vergeben. Socfin locken in Sierra Leone extrem niedrige Pachtpreise, großzügige Steuerbefreiungen, minimale Arbeitslöhne, schwache Umweltauflagen sowie verbreitete Korruption - Bedingungen wie sie schon zu Kolonialzeiten herrschten.

Über 10 Prozent der Landflächen sind bereits vom Agro-Business besetzt. Die Landgeschäfte sind weder transparent noch halten sich die Unternehmen an die im Land ohnehin schon schwachen Regeln. Zu diesem Ergebnis kommt das Okland Institute in der Landesstudie „Sierra Leone: Investitionen in Landkäufe in Afrika verstehen“ (auf Englisch).

Auch SAC plant mehr. Bis zu 40.000 Hektar sollen in Sierra Leone akquiriert werden. Der Mutterkonzern SOCFIN betreibt bereits 90.000 Hektar Ölpalm- und 50.000 Hektar Kautschukplantagen in mehreren afrikanischen Ländern und in Indonesien. In Kamerun hat ein weiteres Tochterunternehmen der Gruppe, SOCAPALM, den Regenwald gerodet und die Pygmäen von ihrem angestammten Land vertrieben. Journalisten, die darüber kritisch berichtet haben, wurden in Frankreich vor Gericht gestellt. Socfin gehört zur Firmengruppe des französischen Großindustriellen Bolloré, der enge Kontakte bis in den Elysee-Palast unterhält.

Derartige Geschäfte sind seit Jahren als „Landgrabbing“ bekannt. Das Netzwerk International Landcoalition (auf Englisch) hat den weltweit stattfindenden Landraub untersucht. Landnahmen von 200 Millionen Hektar sind für den Zeitraum von 2000 bis 2010 dokumentiert. Von 71 Millionen näher untersuchten Hektar sind über die Hälfte für die Produktion von Agrosprit bestimmt, eine Fläche so groß wie Deutschland.

Für den Anbau der Energiepflanzen werden die naturschonenden, traditionellen Landnutzungsformen der lokalen Bevölkerung durch intensive agroindustrielle Kulturen ersetzt. Während die Kleinbauern überwiegend Nahrungsmittel anbauen und mit langen Brachzeiten die Fruchtbarkeit der Böden erhalten, produzieren die Agrarkonzerne Agrosprit für den Export und setzen dabei große Mengen Düngemittel und Pestizide ein.

Mit Palmöldiesel lassen sich in Europa hohe Gewinne erwirtschaften. Denn die Europäische Union schreibt vor, dass dem fossilen Dieselkraftstoff sogenannter Biodiesel beigemischt wird. Damit soll das Klima geschont werden. Wissenschaftler aus aller Welt warnen hingegen vor Agrosprit. Deren Anbau und Produktion sind mit enormen Umweltschäden verbunden. Viele Agrarkraftstoffe schädigen das Klima um ein Vielfaches mehr, als herkömmlicher Sprit. Und weil Ackerflächen und Nahrungsmittel für die Produktion von Agrosprit in Beschlag genommen werden, fordern die UNO und weitere internationale Organisationen die Industrieländer auf, deren Agrospritpolitik zu beenden. Sonst würden weiter steigende Nahrungsmittelpreise, Hungersnöte und Aufstände drohen.

Bitte schreiben Sie an die Regierung von Sierra Leone und die Botschaft des Landes in Berlin. Das Plantagenprojekt von SOCFIN muss unverzüglich gestoppt und das Land an die Bauern zurückgegeben werden.

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