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Aktuell

Landrechte in Peru und Venezuela

Amazonas-Indianer erringen rechtlichen Triumph

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 28.9.12

Eine kleine Gruppe von Indianern aus dem peruanischen Amazonasgebiet hat einen Gerichtsprozess mit möglicherweise weitreichenden Folgen für indigene Landrechte in ihrem Land gewonnen. Die Shipibo und Ese-eja-Indianer der Tres Islas-Gemeinde in Süd-Ost Peru zogen wegen der Zunahme von illegalem Holzeinschlag und Goldabbau und der damit verbundenen Zerstörung ihres Gebietes vor Gericht.

Erste Versuche der Gemeinde den Zugang von Holzfällern und Goldschürfern in ihren Wald zu blockieren, wurden von den regionalen Gerichten abgelehnt. Die Gemeinde brachte ihren Fall vor das Verfassungsgericht, was als Perus höchstes Gericht nun ihr Recht bestätigte, den Zugang von Außenstehenden in ihr Gebiet zu kontrollieren.

Das Gericht urteilte, dass das Land indigener Völker von einer so wichtigen Bedeutung für ihre Lebensgrundlage und ihr Überleben ist, dass sie dazu befugt sein müssen zu kontrollieren, wer Zugang dazu hat. Trotzdem heißt das nicht, dass dieses Urteil allen Indianern des Landes das Recht gibt, groß angelegte Öl- und Gasförderungen zu blockieren, die eine steigende Zahl an peruanischen Indianern und auch isolierten Gruppen bedrohen.

Viele indigene Gemeinden im peruanischen Amazonas, besonders in der Süd-Ost Region Madre de Dios, werden seit einigen Jahren durch massiven und unkontrollierten Abbau von Gold bedroht, da der Goldpreis Rekordhöhen erreicht hat.


Venezuela: Yanomami fordern Schritte gegen illegale Goldschürfer

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 28.9.12

Yanomami-Indianer haben die Regierung Venezuelas dazu aufgerufen, Maßnahmen gegen die “Anwesenheit und Folgen” illegalen Goldabbaus zu ergreifen, anstatt das Problem zu leugnen. In einer Erklärung der Yanomami-Organisation Horonami fordern die Yanomami die Regierung dazu auf, anzuerkennen, wie ihr Leben und Land durch den Goldabbau “zerstört und verseucht” wird.

Mit der Erklärung reagiert Horonami auf Aussagen venezolanischer Behörden. Diese hatten nach einem Besuch in der Oberen Ocamo-Region, der im Rahmen einer Untersuchung zu Berichten über ein “Massaker” stattfand, die Anwesenheit von Goldgräbern dort bestritten. Generäle der Armee hatten nach dem Besuch erklärt: “Hier regieren Frieden und Harmonie: Alle Yanomami sind in einem perfekten Zustand. Wir haben keinerlei illegale Goldschürfer gefunden.”

Horonami-Repräsentanten, die ebenfalls anwesend waren, sagen jedoch: “Wir sahen die Lager illegaler Schürfer, wir sahen ein kleines Flugzeug über unseren Köpfen, wir sahen einen versteckten Landestreifen, wir sahen wie einige Schürfer vor der Kommission flohen, als sie durch den Wald ging. Die Mitglieder der Streitkräfte und der Staatsanwalt in der Kommission wurden ebenfalls Zeugen dessen.”

Die Erklärung nimmt auch Bezug darauf, dass die Untersuchung keine Belege für das berichtete “Massaker” in der Gemeinde Irotatheri fand. “Es ist leicht zu denken, dass die Yanomami lügen … Die Meldungen, die uns über gewalttätige Vorfälle erreichten, sind keine Lügen. Sie sind ein klares Zeichen dafür, dass es in der Oberen Ocamo-Region viele Konflikte gibt. Zu sagen, dass in dieser Region alles in Ordnung ist, ist eine Lüge”, erklärte Horonami.

Bruce Albert, ein französischer Sozialwissenschaftler, der seit den 1970er Jahren mit Yanomami arbeitet, stimmt zu: “Das angebliche Massaker nur als Gerücht abzutun, ist gleichbedeutend mit dem Leugnen der offensichtlichen Ernsthaftigkeit der Situation. Yanomami-Geschichten wie diese sind keine Erfindungen, sondern Reflexion tiefsitzender Beunruhigung und Spannungen über tatsächliche Vorfälle. Der einzige Weg die Wahrheit aufzudecken, ist eine sachkundige Untersuchung, nicht nur kurze Besuche bei einigen Siedlungen. Es wird dauern.“ Anfang des Monats wurde Survival International vorgeworfen einen “Rückzieher” zu machen, nachdem die Organisation berichtet hatte, dass die Siedlung Irotatheri nicht wie zunächst befürchtet, zerstört worden war.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, reagierte ausführlich auf diese Vorwürfe und hinterfragte den Umgang Venezuelas mit den Berichten. Er sagte: “Die Behörden geben sich große Mühe vorzugeben, dass alles in Ordnung ist. So ist es nicht: Es ist ein Pulverfass und die Indigenen sind die Opfer.” Heute fügte Corry hinzu: “Es hört einfach niemand den Yanomami zu. Die Regierung Venezuelas muss aufhören so zu tun, als ob alles in Ordnung wäre – sie muss die Schürfer rausschmeißen und ihre eigenen Bürger schützen.”




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